Kaffee geht auf dem Weg zum Verbraucher durch viele Hände. Wer dabei wie viel verdient, wollten drei Organisationen wissen, die sich für nachhaltigen Handel einsetzen – die Global Coffee Platform, die Stichting IDH und Fundacion Solidaridad Latinoamericana. Sie haben für eine neue (englischsprachige) Studie abgeschätzt, welche Profite der in Deutschland verkaufte Kaffee für wen abwirft. Deutschland ist der größte Kaffeeverbraucher Europas und der drittgrößte der Welt. Bei den Erzeugern konzentriert sich die Studie auf vier der größten fünf Lieferländer für Deutschland, nämlich Brasilien, Äthiopien, Vietnam und Kolumbien. Außer Haus getrunkener Kaffee ist außen vor. Die Studie analysiert mit vielen Zahlen den deutschen Kaffeemarkt. Zum Beispiel führe die Konkurrenz der Supermärkte zu einem großen Preisdruck bei gemahlenem Kaffee und – etwas weniger – bei ganzen Bohnen. Große Marken dominierten und erzielten etwas mehr Gewinn als kleine Röstereien. Und vom gesamten Nettogewinn erhielten Röster und der Einzelhandel den größten Batzen; Exporteure und die Speditionen erzielten kleine, aber stabile Profite. Dramatisch teurer sind laut der Studie Kaffeekapseln; sie sind profitabler für Röster und den Einzelhandel, kaum aber für die anderen Beteiligten.
Zertifizierter Kaffe bringt den Bauern mehr
Der Verdienst der Bauernfamilien ist laut der Studie im Schnitt gering, vor allem weil die Arbeit von Familienmitgliedern nicht als Kosten mitgerechnet ist. Allerdings findet sie hier große Unterschiede je nach Art und Größe des Betriebs. Und etwas besser sehe es bei Kaffee aus, der von der Rainforest Alliance (RA) oder Fairtrade zertifiziert ist. Beide Siegel wirken sich interessanterweise ganz verschieden aus: Der RA-Kaffee, der rund ein Drittel des Marktes ausmacht, kostet laut der Studie im Schnitt weniger als konventioneller und bringt Röstern und dem Handel weniger Gewinn, während die Erzeuger etwas besser dastehen – allerdings auch, weil darunter viele große und effiziente Plantagen sind. Dagegen ist Fairtrade-Kaffee deutlich teurer als konventioneller, stammt oft von den kleinsten und schwächsten Erzeugern und bringt sowohl denen als auch den Röstern und dem Handel mehr ein. Aber er ist eine kleine Nische. Insgesamt, so die Studie, haben die Erzeuger kaum Einfluss auf den Preis. Einen einfachen Weg, ihren Anteil zu erhöhen, gebe es aber nicht – was jeweils sinnvoll sei, hänge vom jeweiligen Produkt und von den besonderen Anbaubedingungen ab.
Quelle: Weltsichten