Nachhaltige Investoren legen ihr Geld in Unternehmen an, die im Vergleich zu anderen ihrer Branchen nachhaltig arbeiten. Für diesen „Best-in-Class“-Ansatz ermitteln Nachhaltigkeitsratingagenturen die ökologischen und sozialen Leistungen von Unternehmen und bewerten diese. Der jeweilige Klassenbeste soll einen Wettbewerb unter den anderen Unternehmen der jeweiligen Branche erzeugen, der dazu führt, dass alle auf die Dauer nachhaltiger wirtschaften. Nachhaltige Investoren könnten deshalb auch ruhigen Gewissens in Branchen wie den Bergbau-oder Textilsektor investieren, obwohl es hier regelmäßig zu nachgewiesenen und dokumentierten Menschenrechtsverletzungen kommt.
Nachhaltigkeitsratings nicht sonderlich aussagekräftig
Die
SÜDWIND-Studie untersucht, ob es tatsächlich einen solchen Effekt gibt.
Interviews mit 22 europäischen Unternehmen aus den Branchen Textil, Bergbau,
Einzelhandel und Nahrungsmittel ergaben ein ernüchterndes Bild der Wirksamkeit
dieser Ratings. Nur zwei Unternehmen nannten Veränderungen, die sie aufgrund
der Ratings vorgenommen hatten. Für viele Befragte waren andere
Anspruchsgruppen wichtiger als die auf den Finanzmärkten immer noch kleine
Gruppe von nachhaltigen Investoren. Noch drastischer fällt die Kritik von
Nichtregierungsorganisationen aus: "Nichtregierungsorganisationen haben
die Erfahrung gemacht, dass Nachhaltigkeitsratings nicht sonderlich
aussagekräftig sind und dass sich deren Ergebnisse nicht mit dem decken, was
sie in der Realität an von Unternehmen zu verantwortenden Menschenrechtsverletzungen
und Umweltzerstörung vorfinden" sagt Antje Schneeweiß von SÜDWIND, die
Autorin der Studie.
Ratings wirken über lange Zeiträume
Wertvoll
sei aber, so das Fazit der Studie, dass Nachhaltigkeitsratings soziale und
ökologische Themen in den Finanzmarkt hineintragen und auch Unternehmen
ansprechen, die nicht im Fokus von Nichtregierungsorganisationen stehen,
außerdem wirken diese Ratings über Jahre kontinuierlich auf Unternehmen ein. Um
die Wirkung von Nachhaltigkeitsratings zu verstärken, empfiehlt die Studie eine
bessere Zusammenarbeit der Nachhaltigkeitsratingagenturen mit Anspruchsgruppen,
die oft einen direkteren und stärkeren Einfluss auf Unternehmen ausüben.
Hier kann man sich die Studie runterladen:
http://suedwind-institut.de/fileadmin/fuerSuedwind/Publikationen/2014/2014-01_Klassenziel_erreicht._Beitrag_von_Best-in-Class-Ratings.pdf