Sonntag, 9. Februar 2014

Neue Studie: Funktionieren Nachhaltigkeitsratings?


Nachhaltige Investoren legen ihr Geld in Unternehmen an, die im Vergleich zu anderen ihrer Branchen nachhaltig arbeiten. Für diesen „Best-in-Class“-Ansatz ermitteln Nachhaltigkeitsratingagenturen die ökologischen und sozialen Leistungen von Unternehmen und bewerten diese. Der jeweilige Klassenbeste soll einen Wettbewerb unter den anderen Unternehmen der jeweiligen Branche erzeugen, der dazu führt, dass alle auf die Dauer nachhaltiger wirtschaften. Nachhaltige Investoren könnten deshalb auch ruhigen Gewissens in Branchen wie den Bergbau-oder Textilsektor investieren, obwohl es hier regelmäßig zu nachgewiesenen und dokumentierten Menschenrechtsverletzungen kommt.

Nachhaltigkeitsratings nicht sonderlich aussagekräftig


Die SÜDWIND-Studie untersucht, ob es tatsächlich einen solchen Effekt gibt. Interviews mit 22 europäischen Unternehmen aus den Branchen Textil, Bergbau, Einzelhandel und Nahrungsmittel ergaben ein ernüchterndes Bild der Wirksamkeit dieser Ratings. Nur zwei Unternehmen nannten Veränderungen, die sie aufgrund der Ratings vorgenommen hatten. Für viele Befragte waren andere Anspruchsgruppen wichtiger als die auf den Finanzmärkten immer noch kleine Gruppe von nachhaltigen Investoren. Noch drastischer fällt die Kritik von Nichtregierungsorganisationen aus: "Nichtregierungsorganisationen haben die Erfahrung gemacht, dass Nachhaltigkeitsratings nicht sonderlich aussagekräftig sind und dass sich deren Ergebnisse nicht mit dem decken, was sie in der Realität an von Unternehmen zu verantwortenden Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung vorfinden" sagt Antje Schneeweiß von SÜDWIND, die Autorin der Studie.

Ratings wirken über lange Zeiträume


Wertvoll sei aber, so das Fazit der Studie, dass Nachhaltigkeitsratings soziale und ökologische Themen in den Finanzmarkt hineintragen und auch Unternehmen ansprechen, die nicht im Fokus von Nichtregierungsorganisationen stehen, außerdem wirken diese Ratings über Jahre kontinuierlich auf Unternehmen ein. Um die Wirkung von Nachhaltigkeitsratings zu verstärken, empfiehlt die Studie eine bessere Zusammenarbeit der Nachhaltigkeitsratingagenturen mit Anspruchsgruppen, die oft einen direkteren und stärkeren Einfluss auf Unternehmen ausüben.

Hier kann man sich die Studie runterladen:
http://suedwind-institut.de/fileadmin/fuerSuedwind/Publikationen/2014/2014-01_Klassenziel_erreicht._Beitrag_von_Best-in-Class-Ratings.pdf