Dienstag, 11. Juni 2013

Poços de Caldas: Die erste Fairtrade-Town Brasiliens



Mehr als 1200 Fairtrade-Städte in 24 verschiedenen Ländern weltweit engagieren sich für den Fairen Handel, darunter mehr als 100 in Deutschland. Diese Städte haben alle Kriterien der weltweiten Kampagne Fairtrade-Towns erfüllt: Stadträten wird während der Sitzungen  Fairer  Kaffee ausgeschenkt und ein Teil der Einzelhändler, Restaurants und Supermärkte muss fair gesiegelte Produkte im Sortiment haben. Zudem muss das Thema in Schulen, Vereinen oder Kirchen eine wichtige Rolle spielen.

Ungerechte Lebensverhältnisse

Nun hat es mit der Poços de Caldas die erste Stadt Brasiliens zur Fairtrade-Town gebracht. Dank des beständigen Wirtschaftswachstums der vergangenen Jahre konnte sich auch in Poços de Caldas mit seinen 160.000 Einwohnern eine Bevölkerungsschicht mit stärkerer Kaufkraft bilden. Zudem verfügt die Stadt im Südwesten Brasiliens über ein sehr gutes Bildungsniveau, untermauert von der Anwesenheit von gleich vier Universitäten. Dennoch war den Lokalpolitikern bewusst, dass Bildung und Wirtschaftswachstum weiterhin ungleich verteilt sind, ein Problem, das man in ganz Brasilien vorfindet. Daher beschloss man, als ausgleichende Maßnahme, den Weg zur Fairtrade-Town zu gehen.

Mit Kaffee fing alles an

Da rund um Poços de Caldas Kaffee angebaut wird, lag es nahe den fair gehandelten Kaffee nicht nur zu exportieren, sondern direkt vor Ort zu vermarkten. Um diese Idee umzusetzen, ließ sich eine der lokalen Produzentenorganisationen Fairtrade-zertifizieren. Mit Hilfe der Nichtregierungsorganisation "Sebrae Minas" realisierte die Stadt zahlreiche Maßnahmen, um das FAIRTRADE-Siegel in der Bevölkerung bekannt zu machen und Bewusstsein für den fairen Handel zu schaffen. Zudem plante man weitere Kaffeebauern in der Umgebung von Poços de Caldas mit dem Fairtrade-System vertraut zu machen.

Der Aufwand hat sich gelohnt

Inzwischen bekommt man in Poços de Caldas in 26 Geschäften fair gehandelte Produkte. 13 Gastronomiebetriebe bieten ihren Gästen Fairtrade-Produkte an und in zehn Unternehmen trinken die Angestellten lokal produzierten Fairtrade-Kaffee. Auch der Bildungsbereich wurde aktiv: Zehn Schulen und zwei Universitäten beteiligen sich aktiv an der Bewusstseinsbildung rund um den fairen Handel! Über zahlreiche Veranstaltungen und eine intensive Medienberichterstatttung konnte Bewusstsein für die sozioökonomischen Probleme geschaffen werden, mit denen viele Bewohnerinnen und Bewohner Brasiliens nach wie vor konfrontiert sind. Die Bäuerinnen und Bauern rund um Poços de Caldas finden für ihre Produkte nun eine höhere Anerkennung und Wertschätzung. Und am 30. Oktober 2012 war es dann soweit: Poços de Caldas wurde offiziell zur ersten brasilianischen Fairtrade-Town ernannt!