Nicht nur Näherinnen in
Bangladesch, Blumenpflücker in Kolumbien oder Plantagenarbeiter in Costa Rica leiden unter niedrigen Löhnen.
Auch in Deutschland entfernen sich einige Wirtschaftssektoren von existenzsichernden
Arbeitslöhnen. So verdient jeder fünfte im Handel beschäftigte Arbeitnehmer in
Deutschland weniger als 8,50 € pro Stunde. Jeder dritte der rund 3,2 Millionen
Beschäftigten im Einzelhandel arbeitet zu einem Lohn unter zehn Euro die
Stunde.
Lohn reicht nicht zum Leben
Alarmierenden Zahlen, die aus der
Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken im Bundestag
stammen und auf Spiegel Online veröffentlicht wurden. Da diese Löhne zum Leben
nicht ausreichen, müssen sie aufgestockt werden – und zwar mit Steuergeldern.
Spiegel Online schreibt: „Nach Angaben der Bundesregierung gibt der Staat jährlich
rund 1,5 Milliarden Euro an ergänzendem Hartz IV für Aufstocker des gesamten
Handels aus - drei Viertel der Bezieher arbeiten im Einzelhandel. So mussten im
Juni vergangenen Jahres die Einkommen von rund 130.000 Beschäftigten des
Einzelhandels auf ein existenzsicherndes Niveau aufgestockt werden."
Weniger Tariflöhne
Traurige Zahlen, die einen Trend
widerspiegeln, der in so gut wie allen Bundesländern Schule macht. Hinzu kommt, dass die
Arbeitgeber fast bundesweit aus dem Manteltarif im Einzelhandel ausgestiegen
sind. Laut Spiegel Online ist seit dem Jahr 2000 bis zum Jahr 2011 der Anteil
der Beschäftigten, die im Handel nach einem Tarifvertrag bezahlt werden, im
Westen von 70 Prozent auf 54 Prozent gefallen, im Osten von 43 Prozent auf 32
Prozent.
Flächendeckendes Lohndumping
Für Sabine Zimmermann,
arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, eine untragbare
Situation. Sie sagte Spiegel Online hierzu: "Es ist nicht hinnehmbar, dass auf Kosten der Beschäftigten und
der Gemeinschaft Niedriglöhne mit Steuergeldern in Milliardenhöhe aufgestockt
und so Gewinne von Unternehmen subventioniert werden, die auf Lohndumping
setzen." Zimmermann plädiert für einen gesetzlichen Mindestlohn und eine
Einschränkung unsicherer Beschäftigungsverhältnisse wie Minijobs und
Leiharbeit.