Mehr als 1200 Fairtrade-Städte in 24
verschiedenen Ländern weltweit engagieren sich für den Fairen Handel, darunter mehr als 100 in Deutschland.
Diese Städte haben alle Kriterien der weltweiten Kampagne Fairtrade-Towns
erfüllt: Stadträten wird während der Sitzungen
Fairer Kaffee ausgeschenkt und
ein Teil der Einzelhändler, Restaurants und Supermärkte muss fair gesiegelte
Produkte im Sortiment haben. Zudem muss das Thema in Schulen, Vereinen oder
Kirchen eine wichtige Rolle spielen.
Ungerechte
Lebensverhältnisse
Nun hat es mit der Poços de Caldas
die erste Stadt Brasiliens zur Fairtrade-Town gebracht. Dank des beständigen
Wirtschaftswachstums der vergangenen Jahre konnte sich auch in Poços de Caldas mit
seinen 160.000 Einwohnern eine Bevölkerungsschicht mit stärkerer
Kaufkraft bilden. Zudem verfügt die Stadt im Südwesten Brasiliens über ein sehr
gutes Bildungsniveau, untermauert von der Anwesenheit von gleich vier
Universitäten. Dennoch war den Lokalpolitikern bewusst, dass Bildung und
Wirtschaftswachstum weiterhin ungleich verteilt sind, ein Problem, das man in
ganz Brasilien vorfindet. Daher beschloss man, als ausgleichende Maßnahme, den
Weg zur Fairtrade-Town zu gehen.
Mit Kaffee fing alles an
Da rund um Poços de Caldas Kaffee angebaut wird, lag
es nahe den fair gehandelten Kaffee nicht nur zu exportieren, sondern direkt
vor Ort zu vermarkten. Um diese Idee umzusetzen, ließ sich eine der lokalen
Produzentenorganisationen Fairtrade-zertifizieren. Mit Hilfe der Nichtregierungsorganisation
"Sebrae Minas" realisierte die Stadt zahlreiche Maßnahmen, um das
FAIRTRADE-Siegel in der Bevölkerung bekannt zu machen und Bewusstsein für den
fairen Handel zu schaffen. Zudem plante
man weitere Kaffeebauern in der Umgebung von Poços de Caldas mit dem Fairtrade-System
vertraut zu machen.
Der Aufwand
hat sich gelohnt
Inzwischen bekommt man in Poços de Caldas in 26 Geschäften
fair gehandelte Produkte. 13 Gastronomiebetriebe bieten ihren Gästen Fairtrade-Produkte
an und in zehn Unternehmen trinken die Angestellten lokal produzierten Fairtrade-Kaffee.
Auch der Bildungsbereich wurde aktiv: Zehn Schulen und zwei Universitäten
beteiligen sich aktiv an der Bewusstseinsbildung rund um den fairen Handel!
Über zahlreiche Veranstaltungen und eine intensive Medienberichterstatttung konnte
Bewusstsein für die sozioökonomischen Probleme geschaffen werden, mit denen
viele Bewohnerinnen und Bewohner Brasiliens nach wie vor konfrontiert sind. Die
Bäuerinnen und Bauern rund um Poços de Caldas finden für ihre Produkte nun eine
höhere Anerkennung und Wertschätzung. Und am 30. Oktober 2012 war es dann
soweit: Poços de Caldas wurde offiziell zur ersten brasilianischen Fairtrade-Town
ernannt!