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Sonntag, 9. Juni 2013

Zu wenig Vertrauen in den Markt - Ergebnis der vzbv-Verbraucherstudie 2013



Die deutschen Verbraucher trauen Produkten und Anbietern nur bedingt. In einer repräsentativen Studie, die das Meinungsforschungsinstitut infas im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) durchgeführt hat, gaben jeweils rund zwei Drittel der Verbraucher an, dass sie im Finanzbereich (63 Prozent) und bei Lebensmitteln (62 Prozent) getäuscht und geschädigt werden können. „Das Vertrauensdefizit ist groß. Staat und Wirtschaft müssen gegensteuern. Sie müssen Verbraucherinteressen ernst nehmen und für mehr Klarheit im Markt sorgen“, sagt Gerd Billen, Vorstand des vzbv.

Dürftige Informationen

Besonders wichtig bei der Kaufentscheidung sind für die Verbraucher die Informationen der Hersteller. Doch laut Studie sagen 57 Prozent aller Befragten, dass ihnen diese  Informationen nicht ausreichen, um ihre Auswahl zu treffen. Kritisch beäugen Verbraucher in diesem Zusammenhang den Finanzsektor. Hier entscheidet oftmals der Ruf eines Instituts und mit 56 Prozent der erste Eindruck als Kriterium für eine Kaufentscheidung, noch vor ethischen Aspekten (48 Prozent) oder geprüften Siegel (47 Prozent). Sichtlich überfordert zeigen sich die Verbraucher hinsichtlich der Komplexität der Finanzmärkte. Nur jeder Dritte (32 Prozent) beschäftigt sich intensiv mit Finanzprodukten, während dies bei Lebensmitteln 50 Prozent und bei Gebrauchsgütern sogar 65 Prozent tun. „Gerade bei Finanzen sind Verbraucher auf die Empfehlungen eines fachkundigen Beraters angewiesen. Sie können nicht jedes Angebot intensiv prüfen und müssen sich darauf verlassen können, dass die Marktaufsicht funktioniert“, sagt Billen.

Unabhängige Kontrollen für mehr Sicherheit

Solch eine verstärkte Marktaufsicht mit mehr Marktkontrollen durch unabhängige Institutionen wünschen sich 92 Prozent der Befragten. Daher fordert der vzbv eine Art Finanzmarktwächter, eine unabhängige Institution, die den Markt aus Verbrauchersicht beobachtet und rechtzeitig auf Fehlentwicklungen aufmerksam macht. „Nur wenn wir die Beschwerden der Verbraucher auswerten und Märkte konsequent auch aus Verbrauchersicht beobachten, bekommen wir ein Frühwarnsystem, das Verbraucher schützt, bevor Schaden entsteht“, so Billen. Ziel dieser Institution sei es Verbraucherbeschwerden könnte systematisch zu analysieren und seine Erkenntnisse Politik und Wirtschaft zur Verfügung zu stellen, um Missstände frühzeitig zu beheben.

Verwirrende Vielfalt und schwache Parteien

Die bunte Produktwelt gefällt nicht allen Verbrauchern. Viele fühlen sich bei der Kaufentscheidung überfordert. Zugunsten einer besseren Orientierung  ist die Mehrzahl der Verbraucher sogar bereit, auf Auswahl zu verzichten. Dies trifft besonders auf den Finanzbereich zu: 66 Prozent der Verbraucher möchten lieber weniger Produkte miteinander vergleichen und sich lieber an Empfehlungen und Warnungen von unabhängigen Institutionen orientieren. Neben den Unternehmen sind aber auch die Politiker gefordert. Viele Verbraucher fühlen sich von den Parteien nicht ernst genug genommen. 24 Prozent gaben an, dass sich keine Partei stark genug für die Verbraucher einsetzt, weitere 32 Prozent wussten  keine Antwort. Beliebteste „Verbraucherpartei“ waren Bündnis 90/Die Grünen mit 25 Prozent und großem Vorsprung vor CDU/CSU (9 Prozent), SPD (8 Prozent) und FDP (1 Prozent).