Die deutschen Verbraucher trauen Produkten und Anbietern nur bedingt. In
einer repräsentativen Studie, die das Meinungsforschungsinstitut infas im
Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) durchgeführt hat, gaben jeweils rund zwei Drittel der Verbraucher an, dass sie im
Finanzbereich (63 Prozent) und bei Lebensmitteln (62 Prozent) getäuscht und geschädigt werden können. „Das Vertrauensdefizit ist groß.
Staat und Wirtschaft müssen gegensteuern. Sie müssen Verbraucherinteressen
ernst nehmen und für mehr Klarheit im Markt sorgen“, sagt Gerd Billen, Vorstand
des vzbv.
Dürftige
Informationen
Besonders wichtig bei der Kaufentscheidung sind für die Verbraucher die
Informationen
der Hersteller. Doch laut Studie sagen 57 Prozent aller Befragten, dass
ihnen diese Informationen nicht
ausreichen, um ihre Auswahl zu treffen. Kritisch beäugen Verbraucher in diesem Zusammenhang den Finanzsektor. Hier entscheidet
oftmals der Ruf eines Instituts und mit 56 Prozent der erste Eindruck als
Kriterium für eine Kaufentscheidung, noch vor ethischen Aspekten (48 Prozent)
oder geprüften Siegel (47 Prozent). Sichtlich überfordert zeigen sich die
Verbraucher hinsichtlich der Komplexität der Finanzmärkte. Nur jeder Dritte (32
Prozent) beschäftigt sich intensiv mit Finanzprodukten, während dies bei Lebensmitteln
50 Prozent und bei Gebrauchsgütern sogar 65 Prozent tun. „Gerade bei Finanzen
sind Verbraucher auf die Empfehlungen eines fachkundigen Beraters angewiesen.
Sie können nicht jedes Angebot intensiv prüfen und müssen sich darauf verlassen
können, dass die Marktaufsicht funktioniert“, sagt Billen.
Unabhängige
Kontrollen für mehr Sicherheit
Solch eine verstärkte Marktaufsicht mit mehr Marktkontrollen durch unabhängige Institutionen wünschen sich 92
Prozent der Befragten. Daher fordert der vzbv eine Art Finanzmarktwächter, eine
unabhängige Institution, die den Markt aus Verbrauchersicht beobachtet und
rechtzeitig auf Fehlentwicklungen aufmerksam macht. „Nur wenn wir die
Beschwerden der Verbraucher auswerten und Märkte konsequent auch aus
Verbrauchersicht beobachten, bekommen wir ein Frühwarnsystem, das Verbraucher
schützt, bevor Schaden entsteht“, so Billen. Ziel dieser Institution sei es Verbraucherbeschwerden
könnte systematisch zu analysieren und seine Erkenntnisse Politik und Wirtschaft
zur Verfügung zu stellen, um Missstände frühzeitig zu beheben.
Verwirrende Vielfalt und schwache Parteien
Die bunte Produktwelt gefällt nicht allen
Verbrauchern. Viele fühlen sich bei der Kaufentscheidung überfordert. Zugunsten
einer besseren Orientierung ist die
Mehrzahl der Verbraucher sogar bereit, auf Auswahl zu verzichten. Dies trifft
besonders auf den Finanzbereich zu: 66 Prozent der Verbraucher möchten lieber
weniger Produkte miteinander vergleichen und sich lieber an Empfehlungen und
Warnungen von unabhängigen Institutionen orientieren. Neben den Unternehmen
sind aber auch die Politiker gefordert. Viele Verbraucher fühlen sich von den
Parteien nicht ernst genug genommen. 24 Prozent gaben an, dass sich keine
Partei stark genug für die Verbraucher einsetzt, weitere 32 Prozent wussten keine Antwort. Beliebteste „Verbraucherpartei“
waren Bündnis 90/Die Grünen mit 25 Prozent und großem Vorsprung vor CDU/CSU (9
Prozent), SPD (8 Prozent) und FDP (1 Prozent).
Hier geht es
zur Zusammenfassung der Studie: http://www.vzbv.de/cps/rde/xbcr/vzbv/Verbraucher-Entscheiden-Studie-infas-Verbrauchertag-2013.pdf
Hier kann
man die gesamte Studie runterladen: http://www.vzbv.de/cps/rde/xbcr/vzbv/Verbraucher-Entscheiden-Tabellenband-Ergebnisse-Befragung-infas-Verbrauchertag-2013.pdf