Studie im Vorfeld
des G7-Gipfels legt gefährliche Machtkonzentration in landwirtschaftlichen
Wertschöpfungsketten offen.
Im Vorfeld
des G7-Gipfels Anfang Juni fordern die Hauptakteure des Fairen Handels in
Deutschland die Bundesregierung auf, soziale Mindeststandards in globalen
Lieferketten durchzusetzen. Gemeinsam veröffentlichen das Forum Fairer Handel
e.V., GEPA, MISEREOR, TransFair e.V. und der Weltladen-Dachverband e.V. heute
die deutsche Fassung einer aktuellen Studie des Fair Trade Advocacy Office in
Brüssel zum Thema Marktmacht. Die Studie mit dem Titel „Wer hat die Macht? Machtkonzentration
und unlautere Handelspraktiken in landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten“
stellt umfassend die Benachteiligung kleinbäuerlicher Produzenten dar.
G7-Länder
in der Bringschuld
„Wir begrüßen, dass die
Bundesregierung die Gestaltung globaler Lieferketten auf die G7-Agenda gesetzt
hat“, so Dieter Overath, Geschäftsführer von TransFair (Fairtrade Deutschland).
Speziell für landwirtschaftliche Produktionsketten seien Mindeststandards für
eine gerechte Globalisierung überfällig. Overath verweist auf die Ergebnisse
der aktuellen Studie: „Die extreme Machtkonzentration verhindert Wettbewerb und
damit faire Preise und Bedingungen. Darunter leiden insbesondere
Kleinbauernkooperativen, deren Existenzgrundlage von ihren Exporten abhängt.“
Overath sieht daher die Regierungen wichtiger Importländer, vor allem der G7,
in der Bringschuld: „Wenn soziale Mindeststandards kein Lippenbekenntnis bleiben
sollen, müssen die G7 Transparenz in Lieferketten sicherstellen und sich für
existenzsichernde Einkommen und Löhne einsetzen.“
Menschenrechtsverletzungen an der
Tagesordnung
MISEREOR-Geschäftsführer Thomas
Antkowiak weist auf menschenunwürdige Arbeitsbedingungen in Lieferketten hin.
„Im Textilsektor hat erst das Unglück der Textilfabrik Rana Plaza in
Bangladesch dazu geführt, dass Politik und Medien aufgewacht sind.
Menschenrechtsverletzungen und unhaltbare Lebens- und Arbeitsbedingungen sind
aber genauso auf Zuckerrohrfeldern auf den Philippinen und bei Kakaobauern in
Nigeria, Kamerun und der Elfenbeinküste bittere Realität.“ Wie die Studie
zeigt, kontrollieren beispielsweise nur drei Konzerne die Hälfte der globalen
Kakao-Verarbeitung und fünf weitere Konzerne den Schokoladenmarkt. Alle stammen
aus den G7-Ländern oder der Schweiz. „Diese Konzerne sind in der Pflicht, durch
sorgfältige Prüfung dazu beizutragen, dass es in ihren Zulieferketten nicht zu
Menschenrechtsverletzungen kommt. Dazu brauchen wir in den G7 Ländern
gesetzliche Regelungen. Hier ist auch die Bundesregierung gefordert“, erklärt
Antkowiak.
Alternative Fairer Handel
Als positives Beispiel für die
Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards verweist die Studie auf den Fairen
Handel. „Die Prinzipien des Fairen Handels – langfristige Verträge,
kostendeckende Preise und transparente Handelsbedingungen – sollten Grundlage
des gesamten Handels sein“, fordert daher Robin Roth, Vorstandsvorsitzender des
Forums Fairer Handel.
Quelle: TransFair
Die deutsche
Kurzfassung der Studie (6 Seiten) mit einer Auswahl an Grafiken und den
politischen Forderungen gibt es hier.
Die deutsche Übersetzung der vollständigen Studie (52 Seiten) gibt es hier.
Die deutsche Übersetzung der vollständigen Studie (52 Seiten) gibt es hier.
Das kurze
Video „Who's got the power?“ fasst die Kernbotschaften hier zusammen.