„Fair einkaufen-aber
wie?“-Autor Frank Herrmann berichtet in Wort und Bild von den
Eindrücken und Erlebnissen auf seiner „Fairen Biketour 2015“
Seit
einigen Tagen sitze ich wieder auf dem Fahrrad, um Vorträge zu fairen Themen zu
halten, Spenden für ein Projekt in Guatemala zu sammeln und Deutschland kennen
zu lernen. Die erste Etappe führte nach der Zugfahrt Offenburg-Stuttgart bei
kühlen Temperaturen und böigem Wind vom aufgrund des Umbaus sehr ungemütlichen
Stuttgarter Bahnhofs nach Nürtingen immer am Neckar entlang, vorbei an
Esslingen und Plochingen (netter Werbespruch der Stadtbetriebe zur
Rohstoffsammlung: "Mischen impossible"). Eine gute Strecke zum Einrollen,
denn ich hatte wenig Zeit, um mich körperlich auf die Tour vorzubereiten. In
Nürtingen stand ein Vortrag zum Thema Fairer Handel auf dem Programm. Der Abend
klang bei einem Bier mit meinen netten Gastgebern aus.
Trocken geblieben!
Der
nächste Tag begann mit Dauerregen und keiner guten Wettervorhersage. Doch gegen
12 Uhr hörte der Regen auf und eine halbe Stunde später saß ich im Sattel und
fuhr auf welligem Gelände über Filderstadt nach Birkach bei Stuttgart, wo
ich einen kurzen Boxenstopp mit Mittagessen, Kaffee und Kuchen (Radfahrer sind
immer hungrig) bei einer ehemaligen Kommilitonin einlegte. Danach bergab in das
wenig fahrradfreundliche Stuttgart, das ich durchqueren musste, um zu meinem
Etappenziel Zuffenhausen zu gelangen. Dort traf ich spät, aber trocken ein. Nur
eine Stunde später saß ich vor meinem Publikum, das gekommen war, um meinem
Vortrag zu lauschen. Auch hier wurde es bei einem Bier mit den Gastgebern
Mitternacht, bevor ich ziemlich groggy ins Bett fiel. Heute fand fast zeitgleich
zu meinem Vortrag in Stuttgart und anderen Städten weltweit der „Ride of silence“ statt, eine
Fahrradrundfahrt in Gedenken an die vielen toten Radfahrer, die der
Straßenverkehr weltweit Jahr für Jahr fordert (in Deutschland mehr als 400 pro
Jahr!). Da wäre ich natürlich gerne mitgeradelt!
Es geht bergauf!
Die
nächste Etappe von Zuffenhausen nach Eislingen an der Fils begann mit einem
Besuch beim Fahrradhändler, da meine frisch gewarteten Scheibenbremsen nicht
richtig funktionierten. Daraus sollte in den kommenden Tagen ein Dauerthema
werden. Begleitet von zwei netten ortskundigen Senioren, die sich schon am
Vortag für das Mitradeln auf der heutigen Etappe angeboten hatten, ging es ein
wenig später als geplant los. Zunächst bergab durch das reizvolle Feuerbacher
Tal und dann über Wendlingen zur Rems, an der ein landschaftlich schöner
Radweg entlang führt. Kurios sind sicherlich die Wasserschildkröten, die sich
dort in der Sonne aalten. Mittagpause war in Schorndorf, ebenso ein weiterer
Besuch bei einem Radhändler, um das Bremsenproblem (sie schleifen und die Räder
haben nicht genug Freilauf). Danach stand ein heftiger Anstieg durch den
Schurwald an (z. T. 23 Prozent) an, den ich auf Schotterpiste streckenweise nur schiebend bewältigen
konnte. Immerhin muss ich ja rund 40 Kilo (Rad und Gepäck) bewegen. Zudem
machte das Bremsenproblem das Radfahren nicht leichter. Als Entschädigung bot
sich mir auf dem höchsten Punkt ein toller Blick über einen Großteil der
Schwäbischen Alb. Danach ging es hügelig weiter bis Eislingen an der Fils, das
ich erst kurz vor 19 Uhr erreichte. Hier Übernachtung bei einem jungen
deutsch-amerikanischen Paar, das ich über warmshowers.org kontaktiert hatte, einer Webseite von und für Radler, bei
denen man privat kostenlos übernachten kann.
Ausgebremst!
Statt
am nächsten Vormittag loszuradeln, war erneut ein Besuch in einer
Fahrradwerkstatt wegen der Bremsen angesagt. Der freundliche Radhändler
erklärte sich zur Reparatur bereit, nannte mir aber 14.30 Uhr als frühsten
Abholtermin. Die Wartezeit überbrückte ich mit diversen Schreibarbeiten,
Spaghetti mit Soße und frischen Erdbeeren. Um 15 Uhr ging es dann endlich mit
teilreparierten Bremsen los. Nach drei Stunden, einer Lamaherde, einem harten
Anstieg und starkem Gegenwind erreichte ich Aalen, wo ich mit einem
Schlusssprint den Zug nach Ellwangen erwischte (mit dem Fahrrad wäre es sonst heute einfach zu spät geworden), allerdings ohne Zeit zu haben,
eine Fahrkarte zu kaufen. Zum Glück gab es keine Kontrolle, die mich 40 Euro gekostet
hätte. Das Ticket kaufte ich dann nachträglich im 20 Fahrminuten entfernten
Etappenziel Ellwangen. Dort wohnen Freunde von mir und hier konnte ich meinen
ersten Ruhetag genießen.
Fortsetzung folgt ...
Hier gibt es alle Infos rund um die „Faire Biketour 2015“