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Donnerstag, 28. Mai 2015

„Who’s got the Power“ – Machtspiel ums Essen


Studie im Vorfeld des G7-Gipfels legt gefährliche Machtkonzentration in landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten offen.

Im Vorfeld des G7-Gipfels Anfang Juni fordern die Hauptakteure des Fairen Handels in Deutschland die Bundesregierung auf, soziale Mindeststandards in globalen Lieferketten durchzusetzen. Gemeinsam veröffentlichen das Forum Fairer Handel e.V., GEPA, MISEREOR, TransFair e.V. und der Weltladen-Dachverband e.V. heute die deutsche Fassung einer aktuellen Studie des Fair Trade Advocacy Office in Brüssel zum Thema Marktmacht. Die Studie mit dem Titel „Wer hat die Macht? Machtkonzentration und unlautere Handelspraktiken in landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten“ stellt umfassend die Benachteiligung kleinbäuerlicher Produzenten dar.

G7-Länder in der Bringschuld

„Wir begrüßen, dass die Bundesregierung die Gestaltung globaler Lieferketten auf die G7-Agenda gesetzt hat“, so Dieter Overath, Geschäftsführer von TransFair (Fairtrade Deutschland). Speziell für landwirtschaftliche Produktionsketten seien Mindeststandards für eine gerechte Globalisierung überfällig. Overath verweist auf die Ergebnisse der aktuellen Studie: „Die extreme Machtkonzentration verhindert Wettbewerb und damit faire Preise und Bedingungen. Darunter leiden insbesondere Kleinbauernkooperativen, deren Existenzgrundlage von ihren Exporten abhängt.“ Overath sieht daher die Regierungen wichtiger Importländer, vor allem der G7, in der Bringschuld: „Wenn soziale Mindeststandards kein Lippenbekenntnis bleiben sollen, müssen die G7 Transparenz in Lieferketten sicherstellen und sich für existenzsichernde Einkommen und Löhne einsetzen.“

Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung

MISEREOR-Geschäftsführer Thomas Antkowiak weist auf menschenunwürdige Arbeitsbedingungen in Lieferketten hin. „Im Textilsektor hat erst das Unglück der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch dazu geführt, dass Politik und Medien aufgewacht sind. Menschenrechtsverletzungen und unhaltbare Lebens- und Arbeitsbedingungen sind aber genauso auf Zuckerrohrfeldern auf den Philippinen und bei Kakaobauern in Nigeria, Kamerun und der Elfenbeinküste bittere Realität.“ Wie die Studie zeigt, kontrollieren beispielsweise nur drei Konzerne die Hälfte der globalen Kakao-Verarbeitung und fünf weitere Konzerne den Schokoladenmarkt. Alle stammen aus den G7-Ländern oder der Schweiz. „Diese Konzerne sind in der Pflicht, durch sorgfältige Prüfung dazu beizutragen, dass es in ihren Zulieferketten nicht zu Menschenrechtsverletzungen kommt. Dazu brauchen wir in den G7 Ländern gesetzliche Regelungen. Hier ist auch die Bundesregierung gefordert“, erklärt Antkowiak.  

Alternative Fairer Handel

Als positives Beispiel für die Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards verweist die Studie auf den Fairen Handel. „Die Prinzipien des Fairen Handels – langfristige Verträge, kostendeckende Preise und transparente Handelsbedingungen – sollten Grundlage des gesamten Handels sein“, fordert daher Robin Roth, Vorstandsvorsitzender des Forums Fairer Handel.
Quelle: TransFair

Die deutsche Kurzfassung der Studie (6 Seiten) mit einer Auswahl an Grafiken und den politischen Forderungen gibt es hier.
Die deutsche Übersetzung der vollständigen Studie (52 Seiten) gibt es
hier.

Das kurze Video „Who's got the power?“ fasst die Kernbotschaften hier zusammen.