Sonntag, 22. Februar 2015

Fair & Bio – für Vielfalt und gesunde Böden



Die Kombination Fairtrade und Bio kommt bei deutschen Verbrauchern gut an: 2014 waren ersten Hochrechnungen zufolge 79 Prozent der verkauften Lebensmittelmengen mit Fairtrade-Siegel auch Bio-zertifiziert. „Bio-Produkte haben sich auf dem deutschen Markt zu einer festen Größe entwickelt, aber Bio heißt nicht automatisch auch Fair“, so TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath auf der Biofach-Messe in Nürnberg. „Deshalb ist es sinnvoll, Bioanbau mit den ökonomischen und sozialen Kriterien  von Fairtrade zu verbinden.“ Der Faire Handel setzt Bio nicht voraus, fördert aber die Umstellung auf biologischen Anbau. Ein Drittel der Standards befasst sich mit Umweltaspekten, zu denen auch der Erhalt der biologischen Vielfalt gehört. Intensive Landwirtschaft trägt weltweit zum Artensterben bei. „Anbauweisen, die Biodiversität fördern, müssen das Leitbild landwirtschaftlicher Produktion werden“, betonte daher Stefan Hörmann, Leiter des Ressorts Business und Biodiversity des Global Nature Fund.

Vielfalt bewahren

Fairtrade-Standards geben soziale und ökonomische Richtlinien vor – darunter stabile Mindestpreise und eine zusätzliche Prämie für Gemeinschaftsprojekte sowie Versammlungsfreiheit und das Verbot ausbeuterischer Kinderarbeit. Umweltaspekte spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, beispielsweise die Wahrung der biologischen Vielfalt: So schreiben die Fairtrade-Standards den Schutz von Gebieten mit großer Artenvielfalt und die Einrichtung von Pufferzonen vor, verbieten Brandrodung und gestatten Wildsammlung nur in sehr begrenztem Rahmen. „Die Fairtrade-Richtlinien beinhalten bereits zahlreiche Vorgaben für die Landwirte, wie sie die Biodiversität aktiv fördern und die negativen Auswirkungen der landwirtschaftlichen Produktion auf Natur und Umwelt verringern können“, erläuterte Stefan Hörmann. Er ergänzte: „Unsere Untersuchung zu Integration und Wirksamkeit von Biodiversitäts-Kriterien in Standards und Siegeln der Lebensmittelbranche hat gezeigt, dass oft noch Luft nach oben ist. Gemeinsam mit Fairtrade wollen wir das Thema Biodiversität künftig noch stärker in den Standards und auch in der Anbaupraxis verankern, zum Beispiel durch Schulungskonzepte für Kleinbauern und Zertifizierer.“

Produzenten setzen auf Bio-Anbau

Die Bio-Zertifizierung ist die wichtigste Zweitzertifizierung für Fairtrade-Produzenten. Rund 50 Prozent der Produzentenorganisationen weltweit sind neben Fairtrade- auch Bio-zertifiziert. Ein Beispiel, wie Biodiversität in der Landwirtschaft geschützt werden kann, gab Bijumon Kurian. Er ist Präsident der Kleinbauern-Kooperative Manarcadu Social Service Society in Indien, die neben Fairtrade auch Bio-zertifiziert ist: „Wir führen mit Hilfe von Fairtrade-Prämiengeldern Projekte durch, um unsere Bodenfruchtbarkeit zu schützen und die Kultur- und Sortenvielfalt zu erhalten.“ Im Schulungszentrum der Kooperative informieren sich die Kleinbauern regelmäßig über biologischen Pflanzenschutzmethoden. Sie ersetzen Pestizide und fördern die biologische Vielfalt der Böden.  Kurian betonte: „Monokulturen gibt es in unserer Kooperative nicht. Die meisten Mitglieder bauen neben Kaffee oder Kakao auch Gewürze an. So halten sie ihr Land fruchtbar und schaffen gleichzeitig alternative Einkommensquellen.“

Grün und fair in Deutschland – große Bandbreite

Fast 70 Prozent des fair gehandelten Kaffees, der 2014 in Deutschland verkauft wurde, ist auch biologisch angebaut. Bei Schokolade sind 54 Prozent bio-zertifiziert, im Bereich Süßwaren 60 Prozent, bei Trinkschokoladen 70 Prozent. Bei Fairtrade-Reis liegt dieser Anteil bei gut zwei Dritteln; bei Tee sogar bei 80 Prozent. Übertroffen werden diese hohen Bioanteile nur von Fairtrade-Bananen. Sie sind unangefochtene Spitzenreiter. 2014 trugen 98 Prozent der fair gehandelten Bananen auch ein Bio-Siegel. Rund drei Viertel aller Bio-Bananen auf dem deutschen Markt sind auch Fairtrade-zertifiziert. Doch es gibt auch Ausreißer nach unten: Weit unter 20 Prozent Bioanteil haben Honig, Zucker, Eiscreme oder Fruchtsaft. Und noch immer gibt es keine biologisch angebauten Fairtrade-Blumen.
Quelle: TransFair/PM