Nachhaltigkeit, Fair Trade, Bio –
alles Schlagwörter, die in unserem Bewusstsein angekommen sind. Wir machen uns
immer mehr Gedanken darüber, was wir einkaufen, und wo die Produkte eigentlich
herkommen. Allerdings gilt das meistens nur für unser Essen. Ansonsten streifen
wir gerne mal unser Smartphone an unserem neuen Billig-Shirt von H&M ab,
blicken auf eine Nachrichtenseite und sind entsetzt, wenn wir von Kinderarbeit
und Ausbeutung lesen. Ohne uns dabei einzugestehen, dass wir mit unserem Konsum
dafür selbst verantwortlich sind. Damit wir uns weiter Unterhaltungselektronik
und Klamotten vom Mode-Discounter leisten können, muss irgendwo billig
produziert werden. Und das geschieht in den meisten Fällen durch Sklavenarbeit
– auch wenn die offiziell vor knapp 150 Jahren abgeschafft wurde. Aber Kinder,
die auf Plantagen Baumwolle pflücken für unsere Klamotten, oder Leute, die
unter unmenschlichen Bedingungen in Minen die Rohstoffe für Handys und Tablets
abbauen, sind nichts anderes als moderne Sklaven.
Druck auf Markenhersteller erhöhen
Die Seite SlaveryFootprint.org
errechnet, wie viel Zwangsarbeit und wirtschaftliche Ausbeutung man selbst
verursacht. Dazu muss man einfach verschiedene Fragen zum Konsumverhalten
beantworten – zum Beispiel wie viele Elektrogeräte man besitzt oder auch wie
viel Obst und Fleisch man isst. Am Ende bekommt man eine Zahl, nämlich die
Anzahl der Menschen, die für uns persönlich Sklavenarbeit verrichten. Im
Schnitt beutet der westliche Durchschnittsbürger 25 Menschen aus.
Der Test enthält Informationen
von über 400 Produktgruppen, die dann in ihre Rohstoffe zerlegt werden. Jedem
dieser Rohstoffe ist eine durchschnittliche Zahl an Sklaven zugeordnet.
Grundlage für diese Berechnungen sind Zahlen von Transparency International und
der US-Regierung. Derzeit macht es keinen Unterschied, ob man seine Klamotten
im Fair-Trade-Laden oder beim Billig-Discounter kauft. Zukünftig kann man beim
Test aber auch einzelne Markenprodukte auswählen. Trotzdem trägt das
Internet-Angebot schon jetzt dazu bei, die Markenhersteller unter Druck zu
setzen. Denn am Ende des Tests befindet sich eine vorformulierte E-Mail, die
man an verschiedene Hersteller verschicken kann, um die Misstände bei der
Produktion anzuprangern. Über 22.000 E-Mails gingen so zum Beispiel schon an
Apple raus.
Quelle: F. Nöhbauer