Der Ball rollt bei der WM 2014 in Brasilien. Während der Fußball als Sport ein
weltweites Phänomen ist, konzentriert sich die Produktion der Bälle auf die
Länder Pakistan, Indien und China. In WM-Jahren werden weltweit bis zu 60
Millionen Fußbälle produziert. Rund 75% der weltweit verwendeten
Sportbälle kommen aus Pakistan, die meisten davon aus der Stadt Sialkot. Die
Arbeitsbedingungen sind oft sehr schlecht, die Löhne miserabel und Kinderarbeit
ist weit verbreitet.
Die soziale Problematik der Fußballproduktion
Von den rund 500.000 Einwohnerinnen
und Einwohnern aus dem Gebiet um die Stadt Sialkot im Punjab sind rund 30.000
in über 1.500 Nähzentren der Fußballproduktion beschäftigt. Doch liegen die
Löhne gewöhnlich weit unter dem Existenzminimum, so dass die Näherinnen und
Näher den Lebensunterhalt ihrer Familien nicht bestreiten können und auf die
Zusatzarbeit ihrer Kinder angewiesen sind. In den Fabriken sind die
Arbeitsbedingungen besonders schlecht. Die Arbeiter haben oft keinen
Kündigungsschutz, verdienen weniger als den gesetzlich vorgeschriebenen
Mindestlohn und müssen zusätzlich ihre Gesundheit aufs Spiel setzen.
Schutzvorrichtungen bei den schweren Stanzmaschinen oder Belüftungssysteme in
Lackierräumen fehlen häufig.
Die Entlohnung dieser harten
Arbeit entspricht jedoch in keiner Weise fairen Standards, denn die Löhne liegen
lediglich zwischen fünf und 30 Cent - je nach Qualität - pro Ball. Mehr als
vier Bälle pro Tag und Person sind kaum zu schaffen, daher müssen oft ganze
Familie nähen, um sich ernähren zu können.
Fairtrade-Standards für Sportbälle im Fairen Handel
Die Fairtrade-Standards für
Lohnarbeit bei der Fertigung von Sportbällen gelten für
vollzeitbeschäftigte Arbeiter in Fabriken genauso wie für geringfügig
Beschäftigte, die im Auftrag von Sublieferanten tätig sind. Das bedeutet, dass
alle Arbeiter in allen Produktionsschritten der Fußballproduktion zumindest den
gesetzlichen Mindestlohn oder darüber ausbezahlt bekommen müssen. Unabhängig
davon, ob sie nach Zeit oder nach Stück bezahlt werden. Das gilt auch für
die Gewährleistung von Sozialleistungen wie Gesundheitsvorsorge oder
medizinische Versorgung für alle Arbeiter. Außerdem besagen die Standards, dass
Löhne und Arbeitsbedingungen fortschreitend verbessert werden müssen.
Missbräuchliche Kinderarbeit und Zwangsarbeit sind verboten. Seit 2002 wurden
mehrere Produktionszentren in Pakistan Fairtrade-zertifiziert. In diesen
Zentren profitieren die Arbeiterinnen und Arbeiter von besseren
Bedingungen, wobei der Kampf gegen die Kinderarbeit besondere Priorität hat.
Mit der Fairtrade-Prämie wurden zahlreiche Projekte umgesetzt – Kindergärten,
Einschulung der Kinder, Mikrokredit- System, Transporte zu ermäßigten Preisen,
Fahrradkäufe. Ein großer Teil der
Beschäftigten in der Fußball-Produktion sind Frauen. FAIRTRADE-Standards
verbieten die Diskriminierung von Frauen und schreiben vor, dass die
Arbeitgeber darauf achten müssen, dass die Arbeitsbedingungen in Fabriken oder
Nähzentren speziell auch an die Bedürfnisse von Frauen angepasst sind. Die
Arbeiter-Vertretung muss besonders beachten, dass auch die Stimmen der Frauen
berücksichtigt werden.
Quelle: Fairtrade.at