Donnerstag, 2. Mai 2013

Deutschlands Steinkohleimporte – Energie auf Kosten anderer



Steinkohle gehört zu den klimaschädlichsten Brennstoffen. Dessen ungeachtet verfeuern die großen Energieerzeuger E.ON, STEAG, RWE, EnBW davon jährlich Millionen Tonnen. Sie betreiben deutschlandweit über 60 Steinkohlekraftwerke, Tendenz zunehmend. Laut Angaben des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle wird über 75 Prozent der deutschen Steinkohle aus dem Ausland importiert.

Sozial und ökologisch unverträglich


Doch unter welchen sozialen und ökologischen Bedingungen werden die 33,65 Millionen Tonnen (2011) Steinkohle abgebaut, die Deutschland jährlich aus Ländern wie Kolumbien, Russland, USA, Polen und Südafrika (zusammen mehr als 90%) bezieht? Dieser Frage sind das Menschenrechtsnetzwerk FIAN und der Verein urgewald in ihrem Dossier „Bitter Coal – Deutschlands Steinkohleimporte“ nachgegangen. Die Erkenntnisse der Studie sind erschreckend: Während die Energiekonzerne Nachfragen nach den Produktionsbedingungen der importierten Steinkohle gern mit allgemeinen Nachhaltigkeits-Floskeln abspeisen und auf die Imagekampagne der Industrie „Better Coal“ verweisen, verlieren Indigene in Kolumbien ihr Land, werden in den USA Bergspitzen weggesprengt und in Russland sowie Südafrika Flüsse und Grundwasser vergiftet.

Gegen den Weiterbetrieb von Steinkohlekraftwerken


Mit diesem Dossier wollen urgewald und FIAN die schwarzen Löcher in der Unternehmensverantwortung der Energieversorger offenlegen. Sie wollen außerdem dafür sorgen, dass die Herkunft des Brennstoffs Steinkohle und die Abbaubedingungen in den Lieferländern endlich einen angemessenen Platz in der Diskussion um den Bau und den Weiterbetrieb von Steinkohlekraftwerken in Deutschland finden. FIAN und urgewald fordern von RWE, auf den Bau weiterer Kohlekraftwerke zu verzichten, was klimapolitisch ohnehin nötig ist, mittelfristig aus der Kohle auszusteigen und bis dahin von seinen Lieferanten zu verlangen, dass sie ökologische, soziale und menschenrechtliche Standards einhalten und Geschäfte mit Firmen stoppen, die diese Standards nicht einhalten.

Massiver Ausbau der Kraftwerksleistung aus Steinkohle


Noch sieht die Realität allerdings anders aus. 2013 gehen in Deutschland neue Steinkohlekraftwerke mit einer Rekordleistung von fast 5.300 Megawatt (MW) ans Netz. Stillgelegt wird hingegen nur eine Kapazitätsleistung von 1.000 MW. Trotz aller Bekenntnisse zur „Energiewende“ wollen Bundesregierung und Energieversorger auch in den kommenden Jahren die Energieerzeugung durch Steinkohle massiv ausbauen. Dafür wird mehr Steinkohle aus dem Ausland benötigt. Der Anteil kann dabei sogar von 75 auf 100 Prozent ansteigen, wenn 2018 die staatliche Subventionierung des heimischen Kohlebergbaus ausläuft und wie geplant die letzten beiden deutschen Zechen Prosper-Haniel und Ibbenbüren schließen.

Weitere Infos bei urgewald unter: http://urgewald.org/artikel/bitter-coal

Weitere Infos bei FIAN unter: http://kohleimporte.de/home/

Die Studie „Bitter Coal – Deutschlands Steinkohleimporte“ kann man sich hier runterladen: http://urgewald.org/sites/default/files/bittercoal_mai.broschure_web.pdf