Steinkohle gehört zu den
klimaschädlichsten Brennstoffen. Dessen ungeachtet verfeuern die großen
Energieerzeuger E.ON, STEAG, RWE, EnBW davon jährlich Millionen Tonnen. Sie
betreiben deutschlandweit über 60 Steinkohlekraftwerke, Tendenz zunehmend. Laut
Angaben des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle wird über 75 Prozent
der deutschen Steinkohle aus dem Ausland importiert.
Sozial und ökologisch unverträglich
Doch unter welchen sozialen und
ökologischen Bedingungen werden die 33,65 Millionen Tonnen (2011) Steinkohle abgebaut,
die Deutschland jährlich aus Ländern wie Kolumbien, Russland, USA, Polen und
Südafrika (zusammen mehr als 90%) bezieht? Dieser Frage sind das
Menschenrechtsnetzwerk FIAN und der Verein urgewald in ihrem Dossier „Bitter
Coal – Deutschlands Steinkohleimporte“ nachgegangen. Die Erkenntnisse der Studie
sind erschreckend: Während die Energiekonzerne Nachfragen nach den
Produktionsbedingungen der importierten Steinkohle gern mit allgemeinen
Nachhaltigkeits-Floskeln abspeisen und auf die Imagekampagne der Industrie „Better
Coal“ verweisen, verlieren Indigene in Kolumbien ihr Land, werden in den USA
Bergspitzen weggesprengt und in Russland sowie Südafrika Flüsse und Grundwasser
vergiftet.
Gegen den Weiterbetrieb von Steinkohlekraftwerken
Mit diesem Dossier wollen
urgewald und FIAN die schwarzen Löcher in der Unternehmensverantwortung der Energieversorger
offenlegen. Sie wollen außerdem dafür sorgen, dass die Herkunft des Brennstoffs
Steinkohle und die Abbaubedingungen in den Lieferländern endlich einen
angemessenen Platz in der Diskussion um den Bau und den Weiterbetrieb von Steinkohlekraftwerken in Deutschland finden. FIAN
und urgewald fordern von RWE, auf den Bau weiterer Kohlekraftwerke zu
verzichten, was klimapolitisch ohnehin nötig ist, mittelfristig aus der Kohle
auszusteigen und bis dahin von seinen Lieferanten zu verlangen, dass sie
ökologische, soziale und menschenrechtliche Standards einhalten und Geschäfte
mit Firmen stoppen, die diese Standards nicht einhalten.
Massiver Ausbau der Kraftwerksleistung aus Steinkohle
Noch sieht die Realität allerdings anders
aus. 2013 gehen in Deutschland neue Steinkohlekraftwerke mit einer Rekordleistung
von fast 5.300 Megawatt (MW) ans Netz. Stillgelegt wird hingegen nur eine
Kapazitätsleistung von 1.000 MW. Trotz aller Bekenntnisse zur „Energiewende“
wollen Bundesregierung und Energieversorger auch in den kommenden Jahren die
Energieerzeugung durch Steinkohle massiv ausbauen. Dafür wird mehr Steinkohle
aus dem Ausland benötigt. Der Anteil kann dabei sogar von 75 auf 100 Prozent
ansteigen, wenn 2018 die staatliche Subventionierung des heimischen
Kohlebergbaus ausläuft und wie geplant die letzten beiden deutschen Zechen
Prosper-Haniel und Ibbenbüren schließen.
Weitere Infos bei urgewald unter: http://urgewald.org/artikel/bitter-coal
Weitere Infos bei FIAN unter: http://kohleimporte.de/home/
Die Studie „Bitter Coal – Deutschlands Steinkohleimporte“
kann man sich hier runterladen: http://urgewald.org/sites/default/files/bittercoal_mai.broschure_web.pdf