Ethisch korrekt, fair und ökologisch einwandfrei
zu konsumieren, ist nicht gerade leicht. Das wissen alle, die es tagtäglich
ausprobieren. Das Vertrauen gegenüber Großkonzernen, die vollmundig mit „nachhaltigen Versprechen“
locken, hält sich in Grenzen. Viele Konsumenten wissen nur zu gut, dass eine
faire Produktlinie noch lange kein faires Unternehmen macht. Doch es gibt
Unternehmer, die fairer produzieren als andere. Sie gehen neue Wege und setzen
auf Schwarmintelligenz, Crowdfunding und ethisch korrekte Produkte. Nachfolgend drei
Erfolgsgeschichten, die vor Kurzem in der Baseler Zeitung präsentiert wurden
und hier leicht gekürzt nachzulesen sind.
Erfolgsstory 1 – Ökofaire Turnschuhe
Der
Jungunternehmer Van Bo Le-Mentzel machte sich mit der Erfindung von
Harz-IV-Möbeln einen Namen. Unter dem Motto «Produzieren
statt konsumieren» konstruierte der Architekt aus Berlin Designmöbel für
jedermann. Die Bauanleitung stellte er ins Internet. Sein neuster Streich sind
ökologisch korrekte Turnschuhe, die Karma Chakhs. Le-Mentzel war es auch, der
den Begriff Karma Economy geprägt hat. In der hinduistischen Lehre ist Karma
das universelle Zusammenspiel von Ursache und Wirkung. Es bedeutetet, dass
unser künftiges Leben davon abhängt, wie wir uns in der Gegenwart verhalten.
«Ich bin aber kein Altruist», sagt er im «Punkt Magazin». Es gehe nicht darum
zu verschenken, sondern zu tauschen. Geben und nehmen, der Ursprungsgedanke des
Wirtschaftens. Inzwischen produziert Le-Mentzel auch Turnschuhe, finanziert
über eine Schwarmfinanzierungsplattform. Für 69 Euro konnte man sich dort ein
Paar Sneakers kaufen. Die Crowd bestimmte über das Design und wie produziert
wird.
Erfolgsstory 2 – Videoplattform Vimeo
Erfolgsgeschichten
wie diese werden von der ersten Generation geschrieben, die mit dem Internet
aufgewachsen ist. Ein weiteres Beispiel ist Zach Klein aus San Francisco. Als
Student bastelte er an einer Videoplattform. Vimeo wurde so etwas wie der
seriöse Bruder von Youtube. Mit 25 Jahren ist er Millionär und verkauft seine
Anteile. Die Möglichkeiten des Web haben die Art, wie Gemeinschaften
miteinander kommunizieren und sich bilden, komplett verändert. Das wissen die
jungen Unternehmer zu nützen. Ziel dabei ist nicht, Profit zu machen, sondern
Sinn zu stiften. Deshalb hat Zach letztes Jahr eine Bastelplattform für Kinder
und Jugendliche erfunden, welche Pfadfinder ins Netz holt. Bereits über
100'000 Kinder sind angemeldet – sie laden Videos hoch, die zeigen, wie man Feuer
macht, Setzlinge zieht oder Ziegen hält.
Erfolgsstory 3 – Fairphone
Mit Erstaunen stellte
der Holländer Bas van Abel fest, wie schnell man über soziale Netzwerke
Menschen mobilisieren kann. Quasi über Nacht hatte er Millionen Euro auf seinem
Konto, von Leuten, die ein ethisch korrektes Smartphone kaufen wollten. Auf die
Idee für das Fairphone kam Van Abel, nachdem er erfolglos versucht hatte, die
Nintendo-Spielkonsole seines elfjährigen Sohnes zu reparieren. Je länger er
sich mit dem Innenleben technischer Geräte auseinandersetzte, desto stärker
wurde der Wunsch, eine Alternative anzubieten. In diesen Tagen werden die
ersten der 25'000, unter möglichst ethischen Bedingungen hergestellten Geräte
ausgeliefert – das erste Fairphone ist bereits ausverkauft. Es kann
aufgeschraubt werden, und Teile können ersetzt werden. Das erhöht die
Lebensdauer. Für die Ökobilanz wurde ein zweiter SIM-Karten-Steckplatz
eingebaut. So braucht es für den Geschäftsanschluss kein zweites Telefon mehr.
Ein Fairphone 2 sei laut Van Abel nicht geplant. Er will sich nicht dem
Innovationsdruck unterwerfen, sondern produziert weiterhin das gleiche Telefon,
einfach noch fairer.