Wo Touristen unterwegs sind auf
dieser Erde, wird Wasser verbraucht – und nicht zu knapp. Badelandschaften,
Funparks, Golfplätze, Zimmer mit Jacuzzi und üppige Gartenanlagen verschlingen
riesige Wassermengen. Wasser, das Mensch und Natur in der Umgebung von Hotels,
Lodges und Ferienanlagen fehlt.
Extreme Schieflage beim Wasserverbrauch
Die Zahlen sprechen für sich: "Die Ferien- und Reisebranche verbraucht rund ein Hundertstel des weltweiten
Wassers", so Nina Sahdeva, Projektmitarbeiterin von fairunterwegs, dem Schweizer Portal für umweltverträglichenund sozialen Tourismus. Auf der zu Tansania gehörenden Insel Sansibar im Indischen
Ozean verbrauchen Luxushotels bis zu 3.195 Liter Wasser pro Tag und Hotelzimmer.
Lokalen Durchschnittshaushalten stehen hingegen knapp drei Prozent dieser Menge - insgesamt
nur rund 93 Liter - zur Verfügung. Sicherheitskräfte schützen die Wasserleitungen
der Luxus-Unterkünfte, damit Einheimische sich nicht ihren Anteil abzapfen.
Lokale Bevölkerung leidet unter Wassermangel
Im indischen Goa ist das
Verhältnis noch schlimmer: Während ein Fünfsternhotel 1.785 Liter Wasser pro
Gast und Tag verbraucht, bleiben der lokalen Bevölkerung 14 Liter pro Person am
Tag. "Das entspricht also knapp 0,8 Prozent der Menge, die ein Feriengast
verbraucht und weit weniger als die 50 bis 100 Liter Wasser pro Person, die die
Vereinten Nationen vor zwei Jahren als Menschenrecht definierten", so
Sahdeva. Erst im Vorjahr hat die tourismuskritische Organisation TourismConcern einen Bericht zur Wassergerechtigkeit im Tourismus
erstellt und dabei einige Destinationen vorgestellt, in denen der Wassermangel
durch ein nicht nachhaltiges Tourismusangebot soziale Unruhen ausgelöst hat.
Beispiele Kerala und Bali
Im indischen Kerala sind die Backwaters, das
Wasserstrassennetz, vom Treibstoff und Abwasser der vielen touristischen Hausboote
verseucht. In Folge sterben Fische, die eine wichtige Nahrungs- und
Einkommensgrundlage der Bevölkerung sind. Die Anwohner müssen für ihr Trinkwasser
auf das kaum funktionierende Verteilernetz der Gemeinde zurückgreifen. Auch im
Tourismusparadies Bali verlassen Reisbauern in Scharen ihre traditionellen und überaus
malerischen Felder. Die Gründe dafür sind die wegen des touristischen Immobilienmarktes
in die Höhe geschossenen Pachten und die Wasserknappheit für die Anbauflächen.
Hotels mit ihren Pools, aber auch Wasserparks und Golfplätze verbrauchen zu viel
des kostbaren Guts Wasser.
Behörden mit fehlendem Bewusstsein
Die ungleiche Wasserverteilung
hat viele Ursachen. Zum einen kümmern sich Regierungen und ihre Behörden mancherorts
lieber um touristische Großprojekte als um Einkommensmöglichkeiten für die
lokale Bevölkerung und kleinere einheimische Tourismusunternehmen. Dabei vernachlässigen
sie oft Dienstleistungen, die eigentlich an erster Stelle von den Steuergeldern
bezahlt werden müssten, wie beispielsweise ein gutes Wasserverteilnetz. Zum
anderen greifen Beamte oft nicht ein, wenn Hoteliers unerlaubt Wasser zapfen
oder wenn Abwässer ungereinigt ins versickern oder ins Meer geleitet werden. Wassersparen
wäre eigentlich gut fürs Geschäft, denn immerhin machen die Wasserkosten
durchschnittlich zehn Prozent des Gesamtaufwands der Hotels aus.
Nachholbedarf bei den Hoteliers
Das Bewusstsein, dass
Wassersparen nicht nur die Betriebskosten senkt, sondern auch das friedliche,
respektvolle Zusammenleben mit der Lokalbevölkerung fördert, fehlt aber bei den
Hoteliers weitgehend", sagt Sahdeva. Schon heute engagieren sich einige
Reiseveranstalter in unterschiedlichem Ausmaß für ein verbessertes
Wassermanagement bei ihren Zulieferern. Im UN-Jahr der Wasserkooperation 2013
wäre es aber höchste Zeit, in Zusammenarbeit mit allen Anspruchsgruppen für
eine fairere Verteilung der Wasserressourcen in den Ferienregionen und damit
für die Einhaltung des Menschenrechts auf Wasser zu sorgen.
Hier kann man den Bericht „Water Equity in Tourism“ von
Tourism Concern herunterladen (engl.):