Samstag, 6. April 2013

Kuba – was bringt der Tourismus außer Devisen?


Nach einer langen Durststrecke ohne Internet nun endlich wieder ein neuer Post. Viel Spass damit. 
Seit den ersten touristischen Gehversuchen der neunziger Jahre hat sich auf Kuba einiges getan. Der Touristenstrom ist stark angeschwollen und geht inzwischen weit über Alles-inklusive-Angebote auf der Halbinsel Varadero hinaus. Immer mehr Touristen lernen auch das Landesinnere auf einer Reise kennen. Doch viele Touristen bedeuten auch viele Probleme. Und obwohl der kubanische Staat immer noch sehr viel Einfluss auf den Tourismus nimmt, kann er Auswüchse nicht verhindern.

Betteln – ein neues Phänomen auf Kuba


Spricht man mit Einheimischen oder mit Touristen, die Kuba von einer früheren Reise kennen, hört man die einhellige Meinung, dass früher auf Kuba nicht gebettelt wurde. Das hat sich gründlich geändert. Vor allem Gruppenreisende werden an so gut wie allen touristischen Zielen umgarnt, wenn sie aus dem Bus steigen. Gefragt wird nach Seife, Kugelschreibern oder auch direkt nach Geld. Doch gibt es in Kuba einen Seifennotstand oder eine Kugelschreiberkrise? Nein. Kubaner haben genug Seife und auch die Möglichkeit an Schreibgeräte zu kommen.

Henne oder Ei?


Was kam also zuerst: der bettelnde Einheimische oder der spendenwillige Reisende? Einhellige Antwort: Es waren Touristen, die – durchaus gutgemeint – den Kubanern eine kleine Freude in Form von Süßigkeiten oder eben den erwähnten Seifen, Shampoos oder Kugelschreibern machen wollten. Viele der Ausländer verschenkten dabei einfach die Reinigungsmittel, die sie in ihren Hotelzimmern kostenlos vorfanden. Auch diie Reiseveranstalter tragen zum Trend bei: Einige von ihnen empfehlen ihren Kunden Mitbringsel mitzunehmen, über die sich die Kubaner angeblich so freuen. Doch die kleinen Geschenke werden von den Bettlern einfach weiter verkauft. Das Geschäft boomt.

Kunststoff erobert die Tropeninsel


Eine weitere, wenig erfreuliche Begleiterscheinung des Massentourismus ist der Müll, den die Devisenbringer aus den Ausland hinterlassen. Daran sind sowohl die Touristen als auch die Kubaner beteiligt. Begrüßungscocktails in Hotels werden oftmals in Plastikbechern mit Plastikstrohhalm serviert. Trinkwasser kann man nicht aus der Leitung trinken. Um seinen Durst zu stillen, kommt man um den Verkauf von Plastikflaschen nicht herum. Während einer 14-tägigen Reise verbraucht ein Tourist schnell 10 oder mehr dieser Flaschen. Rechnet man die Menge auf die zwei Millionen Touristen hoch, die Kuba jährlich bereisen, kommen gewaltige Müllberge zusammen. 

Entsorgungsprobleme

 
Doch nur ein geringer Teil der Plastikflaschen wird recycelt. Der überwiegende Teil landet entweder auf einer Müllkippe oder im Meer. Bier wird überwiegend in Dosen getrunken, obwohl es die gleichen Biermarken in Flaschen gibt, die aber seltener erhältlich sind, da sie teurer sind. In Naturschutzgebieten sind überall originelle Bio-Müllbehälter aus Palmblättern aufgestellt. Das ist eine löbliche Absicht. Schaut man in diese Behälter hinein, findet sich dort meist Plastikmüll, der aufwendig und wenig umweltfreundlich entsorgt werden muss. Hinweise, wie Touristen mit dem Plastikmüll umgehen sollen, ihn möglicherweise verhindern oder minimieren könnten, gibt es weder von staatlicher Seite, den Reiseleitern vor Ort oder den ausländischen Reiseveranstaltern. Boomt Kuba weiter, verschärft sich das Müllproblem gewaltig.