Nach einer langen Durststrecke ohne Internet nun endlich wieder ein neuer Post. Viel Spass damit.
Seit den ersten
touristischen Gehversuchen der neunziger Jahre hat sich auf Kuba einiges getan.
Der Touristenstrom ist stark angeschwollen und geht inzwischen weit über
Alles-inklusive-Angebote auf der Halbinsel Varadero hinaus. Immer mehr
Touristen lernen auch das Landesinnere auf einer Reise kennen. Doch viele
Touristen bedeuten auch viele Probleme. Und obwohl der kubanische Staat immer
noch sehr viel Einfluss auf den Tourismus nimmt, kann er Auswüchse
nicht verhindern.
Betteln – ein neues Phänomen auf Kuba
Spricht man mit
Einheimischen oder mit Touristen, die Kuba von einer früheren Reise kennen,
hört man die einhellige Meinung, dass früher auf Kuba nicht gebettelt wurde.
Das hat sich gründlich geändert. Vor allem Gruppenreisende werden an so gut wie
allen touristischen Zielen umgarnt, wenn sie aus dem Bus steigen. Gefragt wird
nach Seife, Kugelschreibern oder auch direkt nach Geld. Doch gibt es in Kuba
einen Seifennotstand oder eine Kugelschreiberkrise? Nein. Kubaner haben genug
Seife und auch die Möglichkeit an Schreibgeräte zu kommen.
Henne oder Ei?
Was kam also zuerst: der
bettelnde Einheimische oder der spendenwillige Reisende? Einhellige Antwort: Es
waren Touristen, die – durchaus gutgemeint – den Kubanern eine kleine Freude in
Form von Süßigkeiten oder eben den erwähnten Seifen, Shampoos oder
Kugelschreibern machen wollten. Viele der Ausländer verschenkten dabei einfach
die Reinigungsmittel, die sie in ihren Hotelzimmern kostenlos vorfanden. Auch
diie Reiseveranstalter tragen zum Trend bei: Einige von ihnen empfehlen ihren
Kunden Mitbringsel mitzunehmen, über die sich die Kubaner angeblich so freuen.
Doch die kleinen Geschenke werden von den Bettlern einfach weiter verkauft. Das
Geschäft boomt.
Kunststoff erobert die Tropeninsel
Eine weitere, wenig
erfreuliche Begleiterscheinung des Massentourismus ist der Müll, den die
Devisenbringer aus den Ausland hinterlassen. Daran sind sowohl die Touristen
als auch die Kubaner beteiligt. Begrüßungscocktails in Hotels werden oftmals in
Plastikbechern mit Plastikstrohhalm serviert. Trinkwasser kann man nicht aus
der Leitung trinken. Um seinen Durst zu stillen, kommt man um den Verkauf von
Plastikflaschen nicht herum. Während einer 14-tägigen Reise verbraucht ein
Tourist schnell 10 oder mehr dieser Flaschen. Rechnet man die Menge auf die
zwei Millionen Touristen hoch, die Kuba jährlich bereisen, kommen gewaltige
Müllberge zusammen.
Entsorgungsprobleme
Doch nur ein geringer Teil der Plastikflaschen wird recycelt. Der
überwiegende Teil landet entweder auf einer Müllkippe oder im Meer. Bier wird
überwiegend in Dosen getrunken, obwohl es die gleichen Biermarken in Flaschen
gibt, die aber seltener erhältlich sind, da sie teurer sind. In
Naturschutzgebieten sind überall originelle Bio-Müllbehälter aus Palmblättern
aufgestellt. Das ist eine löbliche Absicht. Schaut man in diese Behälter
hinein, findet sich dort meist Plastikmüll, der aufwendig und wenig
umweltfreundlich entsorgt werden muss. Hinweise, wie Touristen mit dem
Plastikmüll umgehen sollen, ihn möglicherweise verhindern oder minimieren
könnten, gibt es weder von staatlicher Seite, den Reiseleitern vor Ort oder den
ausländischen Reiseveranstaltern. Boomt Kuba weiter, verschärft sich das
Müllproblem gewaltig.