Anfang November wurden in
Berlin die neuen Projekte der German Food Partnership (GFP) des
Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und
großer deutscher Konzerne des Agribusiness und der Ernährungsindustrie
vorgestellt. Das Forum Umwelt & Entwicklung kritisiert dies scharf als
„Entwicklungspolitik im Dienst deutscher Konzerne”. In einem Positionspapier
fordert das Forum, die Initiative mit dem Ausscheiden Dirk Niebels aus dem BMZ
einzustellen. Sie schade armen Kleinbauern und -bäuerinnen und trage nichts zur
Hunger- und Armutsbekämpfung bei. „Die Bundesregierung bedient mit der GFP unter dem
Deckmantel der Hunger- und Armutsbekämpfung einseitig die Wirtschaftsinteressen
deutscher und europäischer Agrar- und Ernährungskonzerne wie BASF, Bayer Crop
Science oder Syngenta”, sagt Jan Urhahn, Landwirtschaftsexperte des
entwicklungspolitischen INKOTA-netzwerks. „Diese Initiative hat mit
ernstgemeinter Entwicklungszusammenarbeit nichts zu tun und gehört auf das
Abstellgleis der Geschichte.”
Kein
konsensfähiges Entwicklungsmodell
„Der Versuch, Kleinbauern und -bäuerinnen in globale
Wertschöpfungsketten zu integrieren, ist weder neu noch erfolgversprechend.
Davon kann nur ein kleiner Teil ohnehin bessergestellter Bauern und Bäuerinnen
profitieren”, erklärt Roman Herre von der Menschenrechtsorganisation FIAN. „Die
ärmsten Bauern und Bäuerinnen, die eigentlich von Entwicklungsprojekten
profitieren sollten, fallen durch das Raster und ihre Diskriminierung wird
weiter verschärft.” „Das von der GFP vertretene Agrarmodell ist für uns nicht
konsensfähig”, so Stig Tanzmann Agrarexperte von Brot für die Welt. „Der starke
Einfluss von Bayer und BASF in der GFP zeigt wo die Reise hingehen wird: Mehr
Einsatz von Agrarchemie anstatt endlich die Erkenntnisse des Weltagrarberichts
umzusetzen. Der von der GFP eingeschlagene Weg ist nicht nachhaltig und darf
nicht weiter gegangen werden.”
FDP-Projekt
stoppen
„Wir appellieren an die künftigen Koalitionsparteien,
das FDP-Projekt GFP unverzüglich zu stoppen. Projekte der Entwicklungszusammenarbeit
müssen eindeutig von den Bedürfnissen der Betroffenen ausgehen. Es darf nicht
mehr darum gehen kleinbäuerliche Produzent/innen mit aller Gewalt in von
transnationalen Konzernen dominierte Wertschöpfungsketten zu integrieren.
Vielmehr müssen die Rahmenbedingungen so gestaltet werden, dass sie für
Kleinbauern und Kleinbäuerinnen funktionieren”, fordert Jürgen Maier,
Geschäftsführer des Forum Umwelt & Entwicklung.
Hintergrund:
Die „German Food Partnership” (GFP) wurde auf
Bestreben führender deutscher Unternehmen unter Schirmherrschaft des
Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Juni
2012 als „Deutsche Initiative für Agrarwirtschaft und Ernährung in Schwellen-
und Entwicklungsländern” gegründet. Im Januar 2013 in GFP unbenannt, soll sie
private und öffentliche Akteure zusammenbringen und Projekte zum Aufbau von
Wertschöpfungsketten für Grundnahrungsmittel und zur Erhöhung der
landwirtschaftlichen Leistungsfähigkeit in Schwellen- und Entwicklungsländern implementieren.
Dadurch sollen Bauern und Bäuerinnen einen besseren Zugang zu Betriebsmitteln,
Märkten und Nahrungsmitteln erhalten und so Hunger und Armut reduziert werden.
Zum Positionspapier
der AG Landwirtschaft & Ernährung des Forums
Umwelt und Entwicklung zur German Food Partnership (GFP): http://www.inkota.de/fileadmin/user_upload/Themen_Kampagnen/Ernaehrung_und_Landwirtschaft/privatinvestitionen/positionspapier_forum-umwelt-entwicklung_German_Food_Partnership.pdf