„Good morning Sir“, „What’s up“ oder ein
simples „Hello“. Die Umgangssprache der Touristen an der Playa del Coco,
rund 35 Kilometer südwestlich der Kleinstadt Liberia (s. vorheriger Blogeintrag) in der Provinz Guanacaste im Nordwesten Costa Ricas, ist Englisch.
Das ist wenig verwunderlich, denn der Strand und die Nachbarbuchten sind fest
in nordamerikanischer Hand. Das Essen ist mit Hamburgern, Pizzas und Steaks auf
den Geschmack der Gäste abgestimmt. Die Werbetafeln der Restaurants ebenfalls,
die ihre Gäste mit Bier und Margaritas für 1.40 US-Dollar anlocken. Auffallend
sind die vielen Schilder von Immobilienbüros, die mit Slogans wie „Invest in a
lifestyle“ werben.
Wann platzt die Immobilienblase?
Denn viele Amerikaner machen
nicht nur in den zahlreichen Hotels Urlaub, sondern haben sich gleich eine
Ferienwohnung gekauft – um sie selbst zu nutzen, zu vermieten oder einfach als
Spekulationsobjekt. Wie beispielsweise an der Playa Hermosa, nur wenige
Kilometer nördlich der Playa del Coco. Dicht an dicht drängen sich hier die
Wohnobjekte die Hänge im Hinterland des Bilderbuchstrandes hoch. Seit den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts
wird hier ohne größere Auflagen munter drauf los gebaut. Doch zwischen
fertiggestellten Häuser sieht man immer wieder Bauruinen, Mahnmale der
Wirtschaftskrise 2008, die den Bauboom vorübergehend zum Erliegen brachte. An
vielen Häusern sind „For Sale“-Schilder angebracht.
Luxus in allen Varianten
Doch glaubt man den denjenigen Einheimischen,
die dem Tourismus positiv gegenüber stehen, geht es wieder aufwärts. Die Region
boomt, wenn auch vorübergehend auf Sparflamme, und auch große Ketten wie Four
Seasons oder Hilton haben sich – in exklusiver Lage – an den zahlreichen
Stränden niedergelassen und verwöhnen ihre Gäste auf höchstem Niveau. Dazu
zählen üppige Badelandschaften, tropische Gärten und natürlich der
obligatorische Golfplatz. So verbraucht beispielsweise das 5-Sterne-alles-inklusive-Hotel
Riu Guanacaste an der Playa Matapalo mit seinen 700 Betten täglich mehr als 400.000
Liter Wasser. Dieser enorme Wasserverbrauch
kann in der knochentrockenen und heißen Landschaft nur mit dem Bau von Pipelines
aus dem Landesinneren befriedigt werden.
Wasser muss her – koste es was es wolle
Solch eine neue Pipeline soll von
Sardinal, einem kleinen Ort, rund neun Kilometer Luftlinie von Playa del Coco
entfernt, ans Meer führen. Das Projekt ist bewilligt, die Brunnen sind gebohrt
und dennoch stockt der Bau. Grund waren zum einen Proteste der Bevölkerung,
die glaubte, man stehle ihr wertvolles Wasser, um es den Touristen zur
Verfügung zu stellen. Dem sei nicht so, versichert man seitens der lokalen
Wasserbehörde. In einem offiziellen Gutachten sei festgestellt worden, dass
genug Wasser für alle da sei. Mit der Installation eines größeren Kanalsystems
in Sardinal hat sich zumindest der Wasserdruck im Ort erhöht.
Es läuft nicht immer alles nach Plan
Doch auch praktische Gründe haben
die Fertigstellung der Wasserleitung zur Küste bislang verhindert. Denn diese
wird mithilfe eines treuhänderisch verwalteten Fonds finanziert. In diesen Fond
müssen alle späteren Nutzer einzahlen, damit aus dem Projekt Realität wird. Doch
das ist bisher nicht geschehen. Solange es aber kein zusätzliches Wasser gibt,
solange erteilt auch die Gemeindeverwaltung des Cantons Carrillo, zum dem die
Strände Cocos und Hermosa gehören, keine neuen Baugenehmigungen – zumindest nicht
für Hotelprojekte. Das bremst den Bauboom spürbar ab. Das wiederum finden viele
Einheimische gar nicht so schlecht.
Die Großen sahnen mal wieder ab
Denn nicht alle „Ticos“, so
nennen sich Einwohner Costa Ricas“, sind von dem ungezügelten Bauboom und der
nordamerikanische Invasion an ihren Küsten
begeistert. Profitiert haben wieder mal nur einige wenige, seien es die großen
einheimischen Baufirmen mit Sitz in der Landeshauptstadt San José, die großen
amerikanischen Immobilienfirmen und ausländische Hotelketten. Statistiken
zufolge hat hingegen die Arbeitslosigkeit und die Unterbeschäftigung in der
Provinz Guanacaste seit der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 stärker als in
anderen Provinzen Costa Ricas zugenommen. Nachhaltige Entwicklung sieht anders
aus.