Der Name „Costa Rica“
bedeutet „reiche Küste“. Diesen Schatz, sei es auf der Pazifik- oder der Karibikseite, möchten
Großinvestoren der Tourismusbranche immer wieder heben. Sie haben dabei wenig
Skrupel die Bewohner der Küste, oftmals einfache Menschen, die von Fischfang,
Schildkröteneiern, ein wenig Landwirtschaft und einfacheren Formen des
Tourismus leben, mit allen Mitteln zu vertreiben.
Brennpunkt Küstenregion
Das war ursprünglich
anders. In den vergangenen Jahrzehnten hatten kleine und mittelständische
Unternehmen, gute Chancen an den Erträgen des Tourismus
teilzuhaben. Das begann sich zu ändern, als in- und ausländisches Großinvestoren
anfingen, stärker in den Tourismus zu investieren. Immer mehr Großprojekte
entstanden und es kam zu ersten Interessenkonflikten um Boden, Wald, Wasser.
Besonders hart trafen die unterschiedlichen touristischen Ansätze an den Küsten
aufeinander.
Regierung und Investoren machen gemeinsame Sache
Die Regierung unterstützte
den Bau großer Tourismusprojekte, die Anwohner der betroffenen Regionen fühlten
sich bedroht. Nach und nach fand die Tourismuslobby Wege mit Hilfe von der Regierung
ausgearbeiteten Flächennutzungsplänen, die lokale Bevölkerung
von der Küste ins Landesinnere umzusiedeln. Die vorgeschobene Bürgerbeteiligung stellte
dabei ein Deckmantel zur Durchsetzung der Interessen der Großinvestoren dar.
Denn die einfache und oft mittellose Küstenbevölkerung war mit der Teilnahme an
Versammlungen und dem Einbringen von Vorschlägen überfordert.
Eine Bewegung entsteht
Doch es regte sich Widerstand gegen die großen Tourismusprojekte. Die ersten Küstengemeinden begannen sich 2008 zu
organisieren und schlossen sich in Gruppierungen wie der "Nationalen Front
der durch Ausschlusspolitik bedrohten Gemeinden" (Frente Nacional de
Comunidades Amenazadas por las Políticas de Exclusión) oder der "Front der
Küstengemeinden" (Frente de Comunidades Costeras) zusammen. Zusammen
arbeitete man einen Gesetzesentwurf aus, der kurz Ley TECOCOS (Ley de Territorios
Costeros Comunitarios) genannt wurde.
Ein Gesetzesentwurf nimmt Formen an
Mit der Gesetzesinitiative für die gemeinschaftlichen
Küstengebiete erhofften sich die Küstenbewohner Schutz und Sicherheit. Die
Menschen möchten weiter dort leben, wo sie leben, sie möchten keine
zusätzlichen Steuern zahlen, nur weil sie in einer Küstenrandzone leben und sie möchten
verhindern, dass Küstenzugänge privatisiert werden. Nachdem eine von der Regierung
beauftragte Umweltkomission den Gesetzesvorschlag der vereinigten
Küstenbewohner einstimmig befürwortet hatte, konnte er 2011 der gesetzgebenden
Versammlung (Asamblea Legislativa) vorgelegt werden.
Passiert doch noch was?
Doch auch wenn über das Gesetz TECOCOS im Parlament momentan (Stand März 2013) in Sondersitzungen beraten wird, ist es immer noch nicht verabschiedet worden. Zu groß scheinen die Wirtschaftsinteressen der Gegenseite zu sein.
Vielleicht spielen Politik und Investoren aber einfach auf Zeit und hoffen,
dass der Druck der Küstenbewohner allmählich nachlässt. Oder das Gesetz wird in
zahlreichen parlamentarischen Debatten inhaltlich aufgeweicht. Es bleibt daher zu hoffen, dass der
Modellcharakter des Ley TECOCOS erhalten bleibt und der Gesetzentwurf
verabschiedet wird. Das wäre nicht nur die Küstenbewohner Costa Ricas ein
großer Erfolg, sondern würde auch anderen Küstenbewohnern weltweit einen Weg
aufzeigen, wie sie ihre Gebiete vor Großinvestoren schützen können.
Dieser Blogbeitrag ist eine Zusammenfassung eines
längeren spanischen Artikels von Ernest Cañada, Koordinator
der katalanischen Organisation "Alba Sud - Investigation and Communicationfor Development".
Der komplette Artikel kann auf der Seite von Tourism Watch auf Deutsch nachgelesen werden:
http://www.tourism-watch.de/content/der-warteschleife
Der komplette Artikel kann auf der Seite von Tourism Watch auf Deutsch nachgelesen werden:
http://www.tourism-watch.de/content/der-warteschleife