Ob es gelingt, weltweit Armut zu bekämpfen, hängt
entscheidend davon ab, wie mit extremer sozialer Ungleichheit umgegangen wird.
Eigentlich sind genug Ressourcen für alle da – sie sind nur extrem ungleich
verteilt. Einige wenige Menschen besitzen immer mehr – und immer mehr Menschen
immer weniger: Nach Oxfams Recherche
besitzen die 85 reichsten Menschen der Erde genauso viel wie die ärmere Hälfte
der Weltbevölkerung zusammen – das sind rund 3,5 Milliarden Menschen. Die sich immer weiter öffnende Schere zwischen
Reich und Arm sorgt dafür, dass Millionen Menschen weiterhin in extremer Armut
leben und keinen Zugang zu Schulbildung und grundlegender Gesundheitsfürsorge
haben.
Wohlhabende Eliten beeinflussen die Politik zu ihren Gunsten
Extreme soziale Ungleichheit ist nicht naturgegeben
– sie ist das Ergebnis einer Politik, die Vermögende bevorzugt und Regeln zu
ihrem Wohl setzt. Die wachsende soziale Ungleichheit untergräbt demokratische
Prozesse – in reichen wie in armen Ländern: Wohlhabende Eliten und große
Unternehmen weltweit beeinflussen die Politik zu ihren Gunsten und manipulieren
wirtschaftliche Spielregeln in ihrem Sinne. Diesen Einfluss wollen wir
zurückfahren. Stattdessen ist es notwendig, die Bekämpfung von Ungleichheit in
den Mittelpunkt zu stellen. Wir brauchen Regeln, die es erlauben, Einkommen
gerechter zu verteilen; die allen Menschen Zugang zu Bildungs- und
Gesundheitsdienstleistungen und das Erreichen von Geschlechtergerechtigkeit
erleichtern.
Regierungen brauchen zusätzliche Gelder
Um die soziale Ungleichheit zu bekämpfen, müssen die
Regierungen in armen und reichen Ländern soziale Leistungen ausbauen, anstatt
sie zu beschneiden. Sie müssen extreme Einkommens- und Vermögensungleichheit
reduzieren. Dafür benötigen sie zusätzliche Gelder, die sie vor allem
dann erhalten, wenn sie höhere Steuereinnahmen erzielen, indem sie für
Steuergerechtigkeit sorgen. Insbesondere die wohlhabenden Bevölkerungsteile und
international agierende Konzerne müssen ihren fairen Anteil an der
Staatsfinanzierung leisten, um die Gesellschaften gerechter zu machen. Durch
Steuervermeidung transnationaler Konzerne entgehen armen Ländern über 100
Milliarden US-Dollar pro Jahr – das ist fast so viel wie die jährliche
weltweite Entwicklungshilfe (rund 130 Milliarden Dollar).