Der Preisdruck deutscher
Supermarktketten ist mitverantwortlich dafür, dass der gesetzliche Mindestpreis
für Bananen in Ecuador unterlaufen wird. In Kolumbien gibt es keine Preisuntergrenze.
Doch auch dort trägt die Verhandlungsmacht deutscher Einkäufer zu einer
Verschlechterung sozialer und arbeitsrechtlicher Standards bei. Zu diesem
Ergebnis kommt der Report "Billige Bananen: Wer zahlt den Preis?"
der Entwicklungsorganisation Oxfam. „Deutsche Supermärkte sind
bei der Preisdrückerei tonangebend, Taktgeber sind die Discounter. Diese
Billigpreise bedrohen die Existenzen von kleinbäuerlichen Produzenten und
Plantagenarbeitern“, erklärte Frank Braßel, der bei Oxfam die Kampagne für
wirtschaftliche Gerechtigkeit leitet, am 24.9. in Berlin. Ecuador und Kolumbien
sind die beiden wichtigsten Lieferländer für den deutschen Markt.
Preisdrückerei mit
System
In Ecuador hängt die Existenz von rund 220.000 Familien von der
Bananenproduktion ab, sie arbeiten überwiegend in kleinbäuerlichen Betrieben.
Zu deren Schutz gibt es einen gesetzlichen Mindestpreis für Bananen von 6,22
US-Dollar pro 43-Pfund-Kiste. Doch diese Regelung wird nach Oxfam-Informationen
systematisch unterlaufen. Demnach stellen die Aufkäufer zwar eine Rechnung mit
dem Mindestpreis aus, überweisen das Geld allerdings erst, wenn sie einen
Scheck über die Differenz zwischen tatsächlich ausgehandeltem Preis und
Mindestpreis erhalten haben. Den von Oxfam vor Ort befragten Produzenten und
Handelsvertretern zufolge spielen die Einkäufer deutscher Supermarktketten
dabei eine erhebliche Rolle. So berichtet ein kleinbäuerlicher Produzent, die
Firma Dürbeck zahle zwischen vier und 4,50 US-Dollar für eine Kiste Bananen.
Bananenarbeiter unter
der Armutsgrenze
Die Rolle deutscher Supermärkte
belegen Berechnungen des französischen Forschungsinstituts Basic (Bureau d’Analyse Sociétale
pour une Information Citoyenne) anhand offizieller Daten, auf denen der
Oxfam-Bericht fußt. Demnach liegt der reale Erzeugerpreis ecuadorianischer
Bananen für Deutschland seit 2008 im Jahresschnitt unter dem gesetzlichen
Mindestpreis. Während die Einzelhandels- und Importpreise tendenziell gesunken
sind, haben die Produktions-, Lebenshaltungs- und Transportkosten in den
Anbauländern zugenommen. Die Folge: Rund drei Viertel der Bananenarbeiter und
Arbeiterinnen in Ecuador verdienen unterhalb der Armutsgrenze, tausende haben
bereits ihre Existenz verloren. Oxfam fordert die Ketten auf, den Kosten- und
Preisdruck auf ihre Lieferanten zu verringern. Insbesondere müssten sie dafür
sorgen, dass in Ecuador der Mindestpreis gezahlt werde. Die Bundesregierung
müsse die Marktmacht der Supermärkte beschränken, unfaire Einkaufspraktiken
eindämmen und dazu beitragen, die kleinbäuerlichen Produzenten sowie die
Arbeitsrechte der Beschäftigten in der Lieferkette zu stärken.
Quelle: OXFAM/KM
Quelle: OXFAM/KM