Anlass für die Vorwürfe durch Verbraucherschützer sind Recherchen
von NDR 1 Welle Nord und Schleswig-Holstein Magazin zur Edeka-Marke
"Gutfleisch". Danach können Kunden nicht immer nachvollziehen, woher
das Fleisch kommt. Bei Testkäufen des NDR war Rindfleisch aus Uruguay als
"Gutfleisch"-Produkt angeboten worden, obwohl Edeka die Marke als
Produkt aus der Region bewirbt. So würden Kunden getäuscht, die bereit seien
für solche regionalen Produkte mehr zu bezahlen, klagt der Bundesverband der
Verbraucherzentralen. Edeka verspricht, dass Kunden den Weg von Rind- und Schweinefleisch
von der Ladentheke bis zum Stall zurückverfolgen können. Doch in der
Online-Datenbank finden sich nach NDR Recherche Lücken. Im Netz sind
Fleisch-Lieferungen zum Teil nicht nachzuvollziehen. Darüber hinaus finden sich
fehlende oder abgelaufene Lizenzen für Futtermittellieferanten. Laut Homepage
setzt "Gutfleisch" auf Familienbetriebe. Zu den sogenannten
Familienbetrieben zählt der Liste der Lieferanten zufolge jedoch auch ein
Betrieb aus Mecklenburg-Vorpommern mit 25.000 Mastplätzen. Edeka-Nord teilte
auf NDR Anfrage mit, für das Unternehmen sei nicht die Größe des Unternehmens
entscheidend, sondern dass der Betrieb inhabergeführt sei.
Vielfache Verstöße gegen Tierschutzrecht
Tierschützer werfen Edeka vor,
dass in Zulieferbetrieben der Marke "Gutfleisch" gegen das
Tierschutzrecht verstoßen wird. Die Verstöße werden durch heimlich gedrehte
Filmaufnahmen der Tierschutzorganisation Animal Equality belegt, die der NDR 1
Welle Nord und dem Schleswig-Holstein Magazin des NDR vorliegen. Die Aufnahmen
zeigen vielfach Schweine mit angebissenen Ohren oder blutigen, entzündeten
Schwänzen. Teilweise sind Tiere zu schwach aufzustehen oder werden von
Artgenossen angefallen und gebissen. Die Aufnahmen zeigen auch kranke Tiere,
die offenbar nicht wie vorgeschrieben isoliert wurden. In einem Stall liegt ein
aufgedunsenes und verwesendes Schwein im Gang. Zu sehen sind außerdem Sauen,
die sich in engen Kastenständen kaum bewegen können und sich offenbar wund
gescheuert haben. Die Bilder wurden zwischen Februar und Juni 2014 in fünf
Betrieben in Schleswig-Holstein gedreht, die laut
"Gutfleisch"-Homepage zu den Lieferanten der Marke zählen. NDR 1 Welle Nord
und Schleswig-Holstein Magazin konfrontierten Edeka mit den Vorwürfen.
Edeka-Nord verweist auf ein umfangreiches Kontrollsystem zur Einhaltung von
Tierschutzstandards, das in den vergangenen Jahren weiter ausgebaut worden sei.
Alle Beteiligten müssten sich an vereinbarte Regelungen halten. Betriebe, die
sich wissentlich nicht daran hielten, würden aus der generellen Belieferung
ausgeschlossen werden. Bislang seien Edeka-Nord aber keine Vorwürfe zu einzelnen
Höfen bekannt. Edeka wirbt für die Marke "Gutfleisch" unter anderem
mit hohen Qualitäts- und Hygienestandards in der Tierhaltung.
Quelle: UD/na