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Donnerstag, 24. April 2014

Rana Plaza: Für Gerechtigkeit und wider das Vergessen

Vor genau einem Jahr, am 24. April 2013, stürzte die Textilfabrik Rana Plaza in Dhaka, der Hautstadt von Bangladesch, ein. 1138 Arbeiterinnen und Arbeiter starben, mehr als 2400 wurden verletzt und rund 200 sind noch immer unter den Trümmern begraben. In den fünf Fabriken von Rana Plaza ließen renommierte internationale Textilfirmen fertigen, darunter Adler Modemärkte (Deutschland), C&A (Belgien), Carrefour (Frankreich), El Corte Ingles (Spanien), Güldenpfennig (Deutschland), Kids for Fashion (Deutschland), KiK (Deutschland), Walmart (USA). Obwohl einige Unternehmen erste Zahlungen in einen Entschädigungsfond geleistet haben, weigern sich andere.

Spärliche Entschädigungen

Aus der Sicht der Hinterbliebenen muss es ein Affront sein: Ein Jahr nach der Katastrophe, die ihr Leben für immer verändert hat, warten sie weiter auf eine angemessene Entschädigung. Gerade einmal umgerechnet 460 Euro wurden den 3000 Arbeiterinnen und Arbeitern sowie Hinterbliebenen durch Vize-Arbeitsminister Mujibul Haque Chunnu und Gilbert Fossoun Houngbo von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) ausgezahlt. Viel zu wenig und erst ein Bruchteil der von der ILO errechneten 40 Millionen, die notwendig sind, um alle Betroffenen für ihre Einkommensverluste und medizinischen Kosten finanziell zu entschädigen.

Einige Unternehmen verweigern die Zahlung

Beschämend, denn die 29 mit Rana Plaza in Verbindung gebrachten Bekleidungsmarken erzielen gemeinsam Gewinne von weit über 22 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Nun schaffen sie es nicht einmal, weniger als 0,2 Prozent dieser Gewinne für die Menschen auszugeben, die diese Gewinne erst möglich gemacht haben. An Ausreden mangelt es den Unternehmen nicht: Beliebt ist vor allem das Argument, man habe lediglich über Zwischenhändler Waren aus der eingestürzten Fabrik bezogen. So haben bis heute deutsche Unternehmen wie NKD und Adler Modemärkte oder die italienische Modekette Benneton keine Entschädigung geleistet. Sie haben Angst einen Predenzfall zu schaffen. Sehen wer bezahlt hat und wer nicht, kann man auf der Webseite des Rana Plaza Trust Fund.

Deutscher Einzelhandel hat wenig Konkretes vorzuweisen

Die Bilanz des deutschen Einzelhandels ein Jahr nach der Katastrophe sieht wenig überzeugend aus.  Die Außenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels (AVE) erklärte, der Einzelhandel stelle sich "im Rahmen seiner Möglichkeiten" der Verantwortung. Jedoch müssten auch die Verantwortlichen vor Ort die Verbesserungen mittragen. Durch den großen internationalen Druck habe es bereits ein Umdenken bei Regierung und Unternehmen in Bangladesch gegeben. Wichtige Fortschritte habe es bereits durch ein Abkommen über bessere Feuer- und Gebäudesicherheit gegeben. Seit Anfang 2014 überprüfe eine Initiative des europäischen Einzelhandels auch unangekündigt Produktionsstätten mit verschärften Prüfkriterien.

Es geht auch uns an

Doch die Schuld nur bei Unternehmen und Politik zu suchen, ist zu kurz gegriffen. Es sind wir alle, die bei den Firmen Textilien kaufen, die im Rana Plaza fertigen ließen. Und nur wenn wir Druck auf diese Unternehmen ausüben, wird schneller etwas passieren. Dazu zählt, den Unternehmen zu schreiben und sie aufzufordern ihren Zahlungsversprechen für den Hilfsfond nachzukommen, das Personal in den Läden darauf anzusprechen und allgemein bessere Bedingungen für die Arbeiterinnen und Arbeiter in Billiglohnländern zu fordern. Reagieren die Unternehmen nicht, wird dort einfach nicht mehr gekauft, gefolgt von einem Schreiben an das jeweilige Unternehmen mit Begründung (der Boykott richtet sich nicht gegen Mode aus Bangladesch sondern gegen das Unternehmen!). Und nicht vergessen eine gelegentliche Spende an die Organisationen zu leisten, die sich für die Menschen in Bangladesch oder anderswo einsetzen und die meist nur über sehr begrenzte finanzielle Mittel verfügen.
Quelle: Kampagne für saubere Kleidung, FIAN, Nachhaltig Wirtschaften, Spiegel Online

Mehr Information rund um die Entschädigungszahlungen für die Opfer des Rana Plaza und Aktionen am heutigen 24. April finden sich bei den Organisationen FIAN und Kampagne für Saubere Kleidung