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Dienstag, 26. November 2013

Lebend gerupft und zwangsgefüttert – wenig Ethik bei Daunenprodukten



Es wird langsam Winter und viele holen ihre wohlig warme Daunenjacke aus dem Keller. Um die Deutschen mit Jacken und Decken mit Füllung aus Daunenfedern zu versorgen, werden rund 10.000 Tonnen Daunen und Federn aus Ländern wie China, Polen, Frankreich und Ungarn importiert. Was nur wenige wissen: Die Daunen werden den Gänsen größtenteils vom lebendigen Leib gerupft. Der Lebendrupf hat eine lange Tradition in der Geflügelindustrie. Aus Sicht der Farmer ist es ein lukratives Geschäft, weil sie die Gänse vier- bis siebenmal rupfen können, anstatt nur einmal beim Schlachten.

Patagonia versucht es

Tierfelle als Material für Kleidung sind schon länger verpöhnt – bei Daunen scheint den Kunden die Ethik noch egal zu sein. Immerhin will der amerikanische Outdoor-Bekleidungshersteller Patagonia nun Licht ins Dunkel seiner flauschigen Füllung bringen. Im Jahr 2007 hat das Unternehmen erstmals seine Footprint Chronicles veröffentlicht. Mit den Chroniken geht Patagonia mit sich selbst ins Gericht und stellt die Umweltbilanz der eigenen Produkte online: CO2-Belastung, Stromverbrauch, zurückgelegte Transportkilometer. Sogar seine Zulieferbetriebe legt das Unternehmen offen.

Unberechenbare Zulieferer


Zuletzt bemühte sich Patagonia auch um die Offenlegung seiner Daunenquellen. „Wir wollen unseren Kunden die größtmögliche Gewissheit bieten, dass die Gänse, von denen unsere Daune stammt, human behandelt wurden.” Deshalb habe das Unternehmen in den letzten Jahren aktiv an kurz- und langfristigen Alternativen zu Daunen von” zwangsgefütterten oder lebend gerupften Gänsen” gearbeitet, heißt es auf der Webseite. Mit den „Ultralight Down-Produkten“ will der Hersteller seinen Kunden jetzt die lückenlose Rückverfolgung der Daunen in der Lieferkette zusichern. Ob dies funktioniert, bleibt abzuwarten. Bisherige Versuche waren wenig erfolgreich: 2007 versicherte ein Zulieferer in Ungarn fälschlicherweise, dass die Daune nicht von zwangsgefütterten Gänsen stammt. 2009 forderte Patagonia von seinen Zulieferbetrieben die Gewähr, dass die Daunen von geschlachteten Gänsen stammen – ebenfalls eine Lüge, wie spätere Ermittlungen zeigten. Erst 2012 startete Patagonia eine unabhängige Überprüfung der Produktketten, die auch die Einhaltung der Tierschutzvorschriften gewährleisten soll. In diesem Jahr lagen erstmals die Ergebnisse der Überprüfungen vor. Demnach gibt es keine Anzeichen für Lebendrupf oder Zwangsfütterung.

Dunkelzone Bettdecken

Man muss Patagonia zugutehalten, dass sie sich als einer der wenigen Hersteller überhaupt so einen Aufwand machen. Denn in einem anderen Bereich versagen die Hersteller bisher völlig, ihre Lieferketten offenzulegen und zu überprüfen: den Bettdecken. Stiftung Warentest nahm im März diesen Jahres die soziale und ökologische Verantwortung von elf Deckenherstellern, darunter bekannte Marken  wie Waschbär, Allnatura und Dänisches Bettenlager, mit Hilfe eines umfassenden CSR-Kriterienkatalogs unter die Lupe. Ergebnis:  kein Anbieter konnte belegen, dass seine Daunen nur von toten Tieren stammten. Außerdem konnte kein Unternehmen genau nachweisen, von welchen Höfen die Daunen stammen.

Warum nicht ganz auf Daune verzichten?

Auch dieser Frage ging die Stiftung Warentest nach: Synthetikdecken reichen nicht an die Schlafeigenschaften von Daunen heran, so das Ergebnis. So seien Daunendecken bis zu dreimal wärmer als die besten Synthetik-Faserdecken und transportierten auch Feuchtigkeit besser. Das trifft auch für Kleidung zu: Daunenjacken sind leichter und halten wärmer, als Isolationsjacken mit Kunstfüllung. Dafür sind Synthetikfüllungen extrem wasserabweisend, während die Daunen eher Feuchtigkeit aufnehmen. Doch eine branchenweite und herstellerübergreifende Zertifizierung von Daunen gibt es bislang nicht. So kann man Kleidung oder Bettdecken im Laden zum Beispiel nicht wie bei zertifizierten Nahrungsmitteln ansehen, ob sie nachhaltig produziert wurden. Allerdings gibt es erste Versuche, ein Tierschutz-Label für Daunen einzuführen: Als erster Hersteller der Branche hat das britische Outdoor-Unternehmen Mountain Equipment im Jahr 2009 den DownCodex ins Leben gerufen. Die unabhängige Organisation IDFL  (International Down and Feather Laboratory) vergibt das Zertifikat und führt auch nicht angemeldete Kontrollen in jeder Phase der Lieferkette durch. Nach eigenen Angaben übertreffen die Richtlinien das gültige EU-Recht.