Es wird langsam Winter und viele
holen ihre wohlig warme Daunenjacke aus dem Keller. Um die Deutschen mit Jacken
und Decken mit Füllung aus Daunenfedern zu versorgen, werden rund 10.000 Tonnen
Daunen und Federn aus Ländern wie China,
Polen, Frankreich und Ungarn importiert. Was nur wenige wissen: Die Daunen werden den Gänsen größtenteils vom
lebendigen Leib gerupft. Der Lebendrupf hat eine lange Tradition in der
Geflügelindustrie. Aus Sicht der Farmer ist es ein lukratives Geschäft, weil
sie die Gänse vier- bis siebenmal rupfen können, anstatt nur einmal beim
Schlachten.
Patagonia versucht es
Tierfelle als Material für
Kleidung sind schon länger verpöhnt – bei Daunen scheint den Kunden die Ethik
noch egal zu sein. Immerhin will der amerikanische Outdoor-Bekleidungshersteller Patagonia nun Licht ins Dunkel
seiner flauschigen Füllung bringen. Im Jahr 2007 hat das Unternehmen erstmals
seine Footprint Chronicles veröffentlicht. Mit den Chroniken geht Patagonia mit
sich selbst ins Gericht und stellt die Umweltbilanz der eigenen Produkte
online: CO2-Belastung, Stromverbrauch, zurückgelegte
Transportkilometer. Sogar seine Zulieferbetriebe legt das Unternehmen offen.
Unberechenbare Zulieferer
Zuletzt bemühte sich Patagonia
auch um die Offenlegung seiner Daunenquellen. „Wir wollen unseren Kunden die
größtmögliche Gewissheit bieten, dass die Gänse, von denen unsere Daune stammt,
human behandelt wurden.” Deshalb habe das Unternehmen in den letzten Jahren
aktiv an kurz- und langfristigen Alternativen zu Daunen von” zwangsgefütterten
oder lebend gerupften Gänsen” gearbeitet, heißt es auf der Webseite. Mit den
„Ultralight Down-Produkten“ will der Hersteller seinen Kunden jetzt die
lückenlose Rückverfolgung der Daunen in der Lieferkette zusichern. Ob dies funktioniert,
bleibt abzuwarten. Bisherige Versuche waren wenig erfolgreich: 2007 versicherte ein Zulieferer in
Ungarn fälschlicherweise, dass die Daune nicht von zwangsgefütterten Gänsen
stammt. 2009 forderte Patagonia
von seinen Zulieferbetrieben die Gewähr, dass die Daunen von geschlachteten
Gänsen stammen – ebenfalls eine Lüge, wie spätere Ermittlungen zeigten. Erst 2012 startete Patagonia eine
unabhängige Überprüfung der Produktketten, die auch die Einhaltung der
Tierschutzvorschriften gewährleisten soll. In diesem Jahr lagen erstmals die
Ergebnisse der Überprüfungen vor. Demnach gibt es keine Anzeichen für
Lebendrupf oder Zwangsfütterung.
Dunkelzone Bettdecken
Man muss Patagonia zugutehalten,
dass sie sich als einer der wenigen Hersteller überhaupt so einen Aufwand
machen. Denn in einem anderen Bereich versagen die Hersteller bisher völlig,
ihre Lieferketten offenzulegen und zu überprüfen: den Bettdecken. Stiftung
Warentest nahm im März diesen Jahres die soziale und ökologische Verantwortung
von elf Deckenherstellern, darunter bekannte Marken wie Waschbär, Allnatura und Dänisches
Bettenlager, mit Hilfe eines umfassenden CSR-Kriterienkatalogs unter die Lupe. Ergebnis:
kein
Anbieter konnte belegen, dass seine Daunen nur von toten Tieren stammten.
Außerdem konnte kein Unternehmen genau nachweisen, von welchen Höfen die Daunen
stammen.
Warum nicht ganz auf Daune verzichten?
Auch dieser Frage ging die
Stiftung Warentest nach: Synthetikdecken reichen nicht an die
Schlafeigenschaften von Daunen heran, so das Ergebnis. So seien Daunendecken
bis zu dreimal wärmer als die besten Synthetik-Faserdecken und transportierten
auch Feuchtigkeit besser. Das trifft auch für Kleidung zu: Daunenjacken sind
leichter und halten wärmer, als Isolationsjacken mit Kunstfüllung. Dafür sind
Synthetikfüllungen extrem wasserabweisend, während die Daunen eher Feuchtigkeit
aufnehmen. Doch eine branchenweite und
herstellerübergreifende Zertifizierung von Daunen gibt es bislang nicht.
So kann man Kleidung oder Bettdecken im Laden zum Beispiel nicht wie bei zertifizierten
Nahrungsmitteln ansehen, ob sie nachhaltig produziert wurden. Allerdings gibt
es erste Versuche, ein Tierschutz-Label für Daunen einzuführen: Als erster
Hersteller der Branche hat das britische Outdoor-Unternehmen Mountain Equipment
im Jahr 2009 den DownCodex ins Leben gerufen. Die unabhängige Organisation IDFL
(International Down and Feather Laboratory) vergibt das Zertifikat und führt
auch nicht angemeldete Kontrollen in jeder Phase der Lieferkette durch. Nach
eigenen Angaben übertreffen die Richtlinien das gültige EU-Recht.