Zum zehnjährige Bestehen seines
Nespresso AAA Sustainable Quality™-Programms, gaben Jean-Marc Duvoisin, CEO von
Nestlé Nespresso und Harriet Lamb, CEO von Fairtrade International, Mitte Juli eine
Kooperation zwischen beiden Unternehmen bekannt.
Faire Nespresso-Kapseln
Auch Rainforest Alliance mischt mit
Das Nespresso AAA Sustainability Quality
Programm wurde 2003 in Zusammenarbeit mit der Rainforest Alliance eingeführt, um die
Beschaffung von Kaffee höchster Qualität für die Zukunft sicherzustellen sowie den
Lebensunterhalt der Farmer zu sichern, die diesen Kaffee anbauen. Ende 2012 bezog Nespresso
bereits 68 Prozent seines Kaffees von rund 52.000 Kaffeebauern, die an dem Programm
teilnehmen. Bis Ende 2013 soll die Quote auf 80 Prozent ausgebaut werden.
Alle profitieren?
Alle Welt scheint zufrieden. Doch
handelt es sich bei der Partnerschaft zwischen Fairtrade und Nespresso wirklich
um eine win-win-Situation, in der alle Beteiligten gleichermaßen profitieren?
Wieder einmal bemächtigt sich eine große Marke eines multinationalen Konzerns
der Fair Trade-Idee. Schade, denn der Faire Handel entstand einst unter anderem
auch, um alternative Absatzkanäle zu schaffen, und um genau diesen Multis die
Stirn zu bieten, die man heute immer öfter ins Boot holt. Irgend etwas läuft also falsch
bei Fairtrade & Co. Was zählt ist nur noch Umsatz, egal wie er
erzielt wird. Es reicht aber nicht aus, nur organisierte Kleinbauern zu unterstützen und alles andere außer acht zu lassen. Fair sollte es entlang der ganzen Wertschöpfungskette zugehen, also auch bei uns. Es macht einen großen Unterschied, ob man seinen fairen
Kaffee bei Nespresso, beim Discounter Lidl oder im Weltladen kauft. Denn
multinationale Unternehmen und große Lebensmittel-Ketten sind nicht an der Idee
eines fairen Handels interessiert, wie sie jahrzehntelang mit knallhartem
Verdrängungswettbewerb und immer niedrigeren Preisen eindrucksvoll bewiesen
haben. Der Faire Handel ist für sie eine lukrative Marktnische, die Gewinne
verspricht und die es daher zu besetzen gilt.
Faire Kaffeekapsel lässt Kritik verstummen
Da kommen faire Siegel wie Fairtrade und
wachsweiche Nachhaltigkeitsinitiativen wie Rainforest Alliance gerade recht.
Sie bieten die ideale Plattform, um aller Welt zu zeigen, wie fair und
nachhaltig man doch geworden ist. Green- und Fairwashing vom Feinsten. Der
Trick scheint zu funktionieren, die Konsumenten sind ruhig gestellt, das
Gewissen ist beruhigt. Ob das Geschäftsmodell von Nespresso möglicherweise
alles andere als nachhaltig ist (s. Blogbeitrag „Umweltfreundliche Kaffeekapsel – wie ein Schweizer Uhrmacher einenSchweizer Weltkonzern ärgert), wird dann nicht mehr hinterfragt. Ist die
Kapsel fair, hört die Kritik auf. Doch auch Kapseln mit Fairtrade-Logo
stellen weiterhin ein immenses Umweltproblem dar. Ob den
Kleinbauernvereinigungen aus Kolumbien, die ihren Kaffee an Nespresso liefern,
dies wohl bekannt ist? Wie würden Sie reagieren, wüssten Sie, dass Milliarden
von Kaffeekapseln die Umwelt belasten und wertvolle Rohstoffe verbrauchen? Es gilt also zukünftig abzuwägen bei Fairtrade & Co. und nicht immer wieder das Mantra vom armen Kleinbauern zu singen, für dessen verbesserte Lebensbedingungen jedes Mittel gerechtfertigt ist.