Türkische Delfinarien haben keinen guten Ruf. Die katastrophale
Haltungsbedingungen mit etlichen Todesfällen hat die TierschutzorganisationWal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) dokumentiert.
Neuer Versuch mit Delfinen Geld zu verdienen
Obwohl sich die größten deutschen Reiseveranstalter, darunter TUI, Thomas Cook mit Öger Tours, Neckermann- und Bucher-Reisen, Rewe Touristik mit Jahn und ITS, Schauinsland-Reisen, FTI Touristik und alltours, bereits 2011 geeinigt hatte, bis auf Weiteres keine Delfinarientouren in der Türkei mehr anzubieten, wagt die TUI 2013 erneut einen Vorstoß, um im Geschäft mit den Delfinen wieder zu verdienen. Geplant waren erneut Ausflüge in das türkische Sealanya-Delfinarium in Alanya. Gerade dort aber hatte das WDSF nachweisen können, dass im Jahr 2008 zehn Delfine aus der grausamen japanischen Delfintreibjagd in Taiji importiert worden waren, wovon vier Tiere im Frühjahr 2010 in dem Delfinarium qualvoll gestorben sind.
Wenige überzeugende Begründung der TUI
Die Nachfrage deutscher Urlauber
nach einem Besuch in einem Delfinarium sei groß, begründet die TUI ihren Schritt. Gegenüber dem WDSF erklärte Mareike
Opolka von der TUI-Unternehmenskommunikation: "Mit dem Verkauf des
Sealanya Delfinariums stellen wir sicher, dass die Urlauber ein kontrolliertes
und zertifiziertes Delfinarium besuchen und nicht auf eigene Faust mangelhafte
Einrichtungen aufsuchen." Zudem rechtfertigte die TUI den Besuch des
Delfinariums mit einem ohne Beanstandungen verlaufenden Audit, dass zusammen mit
dem britischen Reiseverband ABTA unter dem Aspekt globaler sozialer
Tierschutz-Leitlinien durchgeführt worden sei.
Katastrophale Lebensbedingungen für Delfine
Dies sieht WDSF-Geschäftsführer Jürgen
Ortmüller grundsätzlich anders: "Hier geht es TUI nur um's Geschäft, alles
andere ist Scheinheiligkeit. TUI fördert durch den Ticketverkauf die
mörderische Delfintreibjagd in Japan, weil der Delfinarienbetreiber durch die
Ticketerlöse für die bisher verstorbenen Tiere weitere Delfine aus Wildfängen
nachkaufen kann. Die Delfine leben im Sealanya-Delfinarium unter katastrophalen
Bedingungen in viel zu kleinen Betonbecken und verbrennen bei über 40 Grad in
der prallen Sonne, da ein erforderlicher Sonnenschutz fehlt. Das angebotene
Schwimmen mit Delfinen ist kommerzielle Ausbeutung und Stress für die
Tiere." Als einen besonderen Skandal empfindet Ortmüller das TUI-Showangebot
mit Delfinen aus Taiji.
An Delfinshowtickets klebt Blut
In Taiji findet alljährlich eine
blutige Jagd auf rund 2.000 Delfine statt. Die schönsten Delfine werden für den
Verkauf an Delfinarien mit einem Stückpreis von bis zu 150.000 US-Dollar
aussortiert. Der Rest wird abgeschlachtet und landet in japanischen Restaurants
und Schulkantinen. Der Oscar-prämierte Kinofilm "Die Bucht" mit dem
Ex-TV-Flipper-Trainer und Delfinschützer Richard O'Barry ging 2010 um die Welt
und sorgt immer noch für Entsetzen über das blutige Treiben der japanischen
Fischer in Taiji. O'Barry, der 2011 mit dem Medienpreis Bambi geehrt wurde und
Mitglied im WDSF-Kuratorium ist, sagte jetzt zur TUI-Entscheidung:
"Delfine sterben weltweit für Delfinshowtickets, an denen Blut klebt."
Facebook-Proteste zeigen vorerst Wirkung
Die heftigen Proteste von
Tierschützern, die auf die TUI in kürzester Zeit über die Facebook-Seite einprasselten,
haben den Konzern nun zum Umdenken gezwungen. Man habe sich entschieden, den
Verkauf der Ausflüge zum Sealanya-Delfinarium ab sofort zu stoppen, meldet TUI
auf Facebook. Wortwörtlich heißt es dort: „Liebe Tierfreunde, ... Wir nehmen Eure Kritik sehr ernst und werden uns das
Delfinarium nochmal sehr genau mit Experten anschauen und gehen damit Eurer
Kritik nach. Wenn wir diese nicht ausräumen können, werden wir diesen Ausflug
auch in Zukunft nicht mehr anbieten.“ Ganz beendet scheint die Sache demnach noch nicht zu sein!
Facebook-Seite der TUI: https://www.facebook.com/TUI.com/posts/675820065764751