Alle zwei Jahre kann man den
Zustand des Planeten an den Daten des Living Planet Reports ablesen. Den Bericht
verfasst der WWF zusammen mit der Zoologischen Gesellschaft von London (ZSL)
und dem Global Footprint Network (GFN). Zu beobachten sind der Verlust der
Artenvielfalt, ein steigender ökologischer Fußabdruck, Wachstum auf Kosten der
Armen, Wasserknappheit, Überfischung
und Meeresverschmutzung. Und dies alles
bei steigender Weltbevölkerung. Der Lebensraum Erde stößt an seine Grenzen.
Jetzt ist die deutsche Version des Reports verfügbar.
Bedrohte
Artenvielfalt
Die Zahlen sind selbsterklärend: Der Zustand der globalen Ökosysteme, erfasst durch Beobachtung der Bestände von 9.000
Populationen und fast 2.700 Arten von Säugetieren, Vögeln, Reptilien, Amphibien
und Fischen, ist bedenklich: Der Living Planet Index dokumentiert den Rückgang
der weltweiten Artenvielfalt um 30% seit 1970, in tropischen Regionen
durchschnittlich sogar 60%. Besonders dramatisch ist der Verlust in den
tropischen Flüssen und Seen – hier hat sich der Index um 70% verschlechtert.
„Die Ursachen für den Artenverlust sind die Zerstörung der Lebensräume vieler
Tiere und Pflanzen, die Umweltverschmutzung, der Klimawandel und auch invasive
Arten, die durch den weltweiten Verkehr in neue Regionen gelangen und heimische
Arten verdrängen“, erläutert Eberhard Brandes, Vorstand WWF Deutschland.
Zu hoher Verbrauch von Ressourcen
Der ökologische Fußabdruck, also die Beanspruchung der Ökosysteme durch den
Menschen, hat sich global seit 1966 verdoppelt und wächst weiter. Er beträgt
heute 18 Milliarden globale Hektar (Gha) oder 2,7 Gha pro Person. Die Kapazität
des Planeten beträgt aber gerade mal 12 Milliarden Gha oder 1,8 Gha/Person.
Damit verbraucht die Menschheit 1,5-mal so viel natürliche Ressourcen, wie sich
jährlich erneuern. Das ist vor allem den hohen CO2-Emissionen geschuldet. Der Kohlenstoff
Fußabdruck hat als Einzelkomponente einen Anteil von 55%. Dabei gilt: Je
stärker entwickelt ein Land ist, desto höher ist sein Kohlenstoff-Fußabdruck.
Ein Deutscher benötigt 2,5 Erden
Die zehn Länder mit dem größten
ökologischen Fußabdruck pro Kopf sind Katar, Kuwait, die Vereinten Arabischen
Emirate, Dänemark, die USA, Belgien, Australien, Kanada, die Niederlande und
Irland. Deutschland liegt auf Platz 30. Ein US-Amerikaner verbraucht
durchschnittlich vier Planeten, ein Deutscher etwa 2,5 und ein Indonesier nur
0,7. Anders ausgedrückt: Die wohlhabendsten Länder konsumieren im Schnitt dreimal
so viel wie Länder mit mittlerem Wohlstandsniveau und fünfmal so viel wie
Länder mit niedrigem Wohlstandsniveau.
Wohlstand auf Kosten ärmerer Länder
„Das Wachstum wohlhabender
Staaten findet auf Kosten der ärmsten Länder statt, die häufig am meisten
natürliche Ressourcen beisteuern und selbst am wenigsten verbrauchen. Natur
muss endlich einen Preis haben und die natürlichen Ressourcen im
internationalen Finanzsystem berücksichtigt werden. Wenn wir jetzt nicht handeln,
wird das 21. Jahrhundert zu einem Jahrhundert der Umweltkatastrophen“, sagt
Eberhard Brandes. Wir sägen am Ast, auf dem wir sitzen. Das
Bevölkerungswachstum weltweit hält an und alle zusammen leben wir deutlich über
unsere Verhältnisse. Wenn wir im Jahr 2050 neun Milliarden Menschen versorgen
wollen, ist es dringend Zeit zu handeln“.
Wasser und Fischbestände gefährdet
Doch bereits mit „nur“ sieben
Milliarden Menschen auf der Erde (seit 2011) wirkt sich das Weltbevölkerungswachstum auch auf den
Wasserfußabdruck aus. Mindestens 2,7 Milliarden Menschen leben derzeit in der
Nähe von Flüssen mit mindestens einem Monat Wasserknappheit im Jahr. In den
letzten 20 Jahren ist der Anteil der bewässerten Flächen um 21% gestiegen. 92%
unseres Brauchwassers gehen in die Landwirtschaft. Auch auf dem Meer ist die
Situation kritisch: Seit 1950 hat sich das durch Fischflotten befischte Gebiet
weltweit verzehnfacht. Drei von vier Fischbeständen in den europäischen Meeren gelten
als überfischt und das gefährdet auf Dauer die gesamte Lebensgemeinschaft der
Meere, die zugleich immer saurer werden.
Hier geht es zum Living Planet Report 2012:
http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Living_Planet_Report_2012.pdf
http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Living_Planet_Report_2012.pdf