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Mittwoch, 3. Juli 2013

Living Planet Report 2012 auf Deutsch erschienen



Alle zwei Jahre kann man den Zustand des Planeten an den Daten des Living Planet Reports ablesen. Den Bericht verfasst der WWF zusammen mit der Zoologischen Gesellschaft von London (ZSL) und dem Global Footprint Network (GFN). Zu beobachten sind der Verlust der Artenvielfalt, ein steigender ökologischer Fußabdruck, Wachstum auf Kosten der Armen, Wasserknappheit, Überfischung und Meeresverschmutzung. Und dies alles bei steigender Weltbevölkerung. Der Lebensraum Erde stößt an seine Grenzen. Jetzt ist die deutsche Version des Reports verfügbar.

Bedrohte Artenvielfalt

Die Zahlen sind selbsterklärend: Der Zustand der globalen Ökosysteme, erfasst durch Beobachtung der Bestände von 9.000 Populationen und fast 2.700 Arten von Säugetieren, Vögeln, Reptilien, Amphibien und Fischen, ist bedenklich: Der Living Planet Index dokumentiert den Rückgang der weltweiten Artenvielfalt um 30% seit 1970, in tropischen Regionen durchschnittlich sogar 60%. Besonders dramatisch ist der Verlust in den tropischen Flüssen und Seen – hier hat sich der Index um 70% verschlechtert. „Die Ursachen für den Artenverlust sind die Zerstörung der Lebensräume vieler Tiere und Pflanzen, die Umweltverschmutzung, der Klimawandel und auch invasive Arten, die durch den weltweiten Verkehr in neue Regionen gelangen und heimische Arten verdrängen“, erläutert Eberhard Brandes, Vorstand WWF Deutschland.

Zu hoher Verbrauch von Ressourcen

Der ökologische Fußabdruck, also  die Beanspruchung der Ökosysteme durch den Menschen, hat sich global seit 1966 verdoppelt und wächst weiter. Er beträgt heute 18 Milliarden globale Hektar (Gha) oder 2,7 Gha pro Person. Die Kapazität des Planeten beträgt aber gerade mal 12 Milliarden Gha oder 1,8 Gha/Person. Damit verbraucht die Menschheit 1,5-mal so viel natürliche Ressourcen, wie sich jährlich erneuern. Das ist vor allem den hohen CO2-Emissionen geschuldet. Der Kohlenstoff Fußabdruck hat als Einzelkomponente einen Anteil von 55%. Dabei gilt: Je stärker entwickelt ein Land ist, desto höher ist sein Kohlenstoff-Fußabdruck.

Ein Deutscher benötigt 2,5 Erden

Die zehn Länder mit dem größten ökologischen Fußabdruck pro Kopf sind Katar, Kuwait, die Vereinten Arabischen Emirate, Dänemark, die USA, Belgien, Australien, Kanada, die Niederlande und Irland. Deutschland liegt auf Platz 30. Ein US-Amerikaner verbraucht durchschnittlich vier Planeten, ein Deutscher etwa 2,5 und ein Indonesier nur 0,7. Anders ausgedrückt: Die wohlhabendsten Länder konsumieren im Schnitt dreimal so viel wie Länder mit mittlerem Wohlstandsniveau und fünfmal so viel wie Länder mit niedrigem Wohlstandsniveau.

Wohlstand auf Kosten ärmerer Länder

„Das Wachstum wohlhabender Staaten findet auf Kosten der ärmsten Länder statt, die häufig am meisten natürliche Ressourcen beisteuern und selbst am wenigsten verbrauchen. Natur muss endlich einen Preis haben und die natürlichen Ressourcen im internationalen Finanzsystem berücksichtigt werden. Wenn wir jetzt nicht handeln, wird das 21. Jahrhundert zu einem Jahrhundert der Umweltkatastrophen“, sagt Eberhard Brandes. Wir sägen am Ast, auf dem wir sitzen. Das Bevölkerungswachstum weltweit hält an und alle zusammen leben wir deutlich über unsere Verhältnisse. Wenn wir im Jahr 2050 neun Milliarden Menschen versorgen wollen, ist es dringend Zeit zu handeln“.

Wasser und Fischbestände gefährdet

Doch bereits mit „nur“ sieben Milliarden Menschen auf der Erde (seit 2011) wirkt sich das Weltbevölkerungswachstum auch auf den Wasserfußabdruck aus. Mindestens 2,7 Milliarden Menschen leben derzeit in der Nähe von Flüssen mit mindestens einem Monat Wasserknappheit im Jahr. In den letzten 20 Jahren ist der Anteil der bewässerten Flächen um 21% gestiegen. 92% unseres Brauchwassers gehen in die Landwirtschaft. Auch auf dem Meer ist die Situation kritisch: Seit 1950 hat sich das durch Fischflotten befischte Gebiet weltweit verzehnfacht. Drei von vier Fischbeständen in den europäischen Meeren gelten als überfischt und das gefährdet auf Dauer die gesamte Lebensgemeinschaft der Meere, die zugleich immer saurer werden.