Einer Studie der Tulane University zufolge, hat die Anzahl von Kindern,
die in der westafrikanischen Kakaoproduktion unter missbräuchlichen Bedingungen
arbeiten, in den letzten fünf Jahren um 360.000 auf 2,12 Millionen zugenommen. Rund zwei Millionen von
ihnen verrichteten 2013/14 in Ghana und der Elfenbeinküste sogar gefährliche
und gesundheitsgefährdende Tätigkeiten. Das entspricht einem Anstieg um 18
Prozent im Vergleich zu 2008/09. Schätzungsweise 70 Prozent des weltweit
gehandelten Kakaos werden in Westafrika angebaut. Make Chocolate Fair! fordert
die Schokoladenunternehmen dazu auf, gegen missbräuchliche Kinderarbeit noch
rigoroser vorzugehen und Kakaobauern einen höheren Preis für die Bohnen zu
zahlen.
In der Elfenbeinküste stieg die Anzahl von Kindern in
gesundheitsgefährdenden Arbeitsverhältnissen zwischen 2008/09 und 2013/14 um 46
Prozent. Sie verrichten Arbeiten, die nach internationalem Gesetz für Kinder
unter 17 Jahren verboten sind. Dazu gehören das Roden von Land, das Heben
schwerer Lasten, überlange Arbeitszeiten und der ständige Kontakt mit
landwirtschaftlichen Chemikalien. In Ghana fiel der Anteil von Kindern, die
unter gefährlichen Bedingungen arbeiten, um etwa sechs Prozent auf 0,88
Millionen. 2010 hat die Schokoladenindustrie versprochen, bis zum Jahr 2020
missbräuchliche Kinderarbeit zu eliminieren. Um das Versprechen einhalten zu
können, müssen laut dem Tulane-Bericht 1,5 Millionen Kinder erreicht werden.
Armut bedingt
Kinderarbeit
„Kinderarbeit ist die Folge von Armut. Wenn die
Schokoladenindustrie ihr Versprechen ernst meint, Kinderarbeit bis 2020 um 70
Prozent zu reduzieren, muss an die Armut unter Kakaobauernfamilien bekämpft
werden.“, erklärt Evelyn Bahn, Koordinatorin der Kampagne Make Chocolate Fair!
„Viele Projekte der Industrie zielen auf eine Erhöhung der Produktivität ab.
Doch für die Kakaobäuerinnen und -bauern bedeutet das nicht zwangsläufig ein
höheres Einkommen, da sich mit steigender Produktivität ebenso ihr
Arbeitsaufwand und ihre Investitionen erhöhen. Wegen des zu geringen
Kakaopreises, den Kakaobäuerinnen und -bauern für ihr Produkt erhalten, fehlt
das Geld, um Erntehelfer einzustellen. Kinder müssen dann diese Lücke füllen.
In Kombination mit der zunehmenden Anwendung landwirtschaftlicher Chemikalien,
wird die Situation unverantwortlich.“
Einkommen weit unter
der Armutsgrenze
Sowohl in Ghana als auch in der Elfenbeinküste ließ sich in
den Jahren zwischen den beiden Erhebungszeiträumen der Tulane Universtiy ein
enormer Zuwachs an Produktivität um 30 bzw. 40 Prozent feststellen. Doch damit
stieg auch der Gebrauch von Düngemitteln, Pestiziden und Herbiziden immens an.
Insgesamt 480.000 Kinder in Ghana und der Elfenbeinküste sind diesen
Chemikalien derzeit permanent ausgesetzt. Das kürzlich erschienene
Kakao-Barometer wies nach, dass das Pro-Kopf-Einkommen der meisten
Kakaobäuerinnen und -bauern noch weit unter der global anerkannten Armutsgrenze
liegt. Ein Kakaobauer in der Elfenbeinküste müsste das Vierfache seines
derzeitigen Einkommens verdienen, um die globale Armutsgrenze von zwei US$ am
Tag zu erreichen.
Erfahren Sie mehr
über die Studie:
- Tulane Universität: Forschungsarbeit zu Kinderarbeit im Kakaosektor [engl.]
- Frequently Asked Questions [engl.]
- Deutsche Zusammenfassung der Forschungsergebnisse
- Artikel auf Spiegel Online zur Kampagne und zum Thema Kinderarbeit im Kakaoanbau
Fordern Sie von der Schokoladenindustrie ein sofortiges
Ende von missbräuchlicher Kinderarbeit und eine Erhöhung des Kakaopreises. Unterzeichnen
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