Fair
einkaufen-aber wie?“-Autor Frank Herrmann berichtet in unregelmäßigen Abständen
von den Eindrücken und Erlebnissen auf seiner „Fairen Biketour 2015“
Nach zwei Tagen im geschichtsträchtigen
Trier mit einem mäßig besuchten Vortrag in einem Kaffeehaus und einer zweiten
Veranstaltung mit rund 30 Konfirmanten, ging es mit frischen Kräften wieder auf Achse.
Der Tag begann mit der Aktion „Stadt radeln“, vor der Konstantinbasilika im
Zentrum. Nachdem der Oberbürgermeister eine kurze Ansprache gehalten und der
Pfarrer die Teilnehmer gesegnet hatte, machten sich etwa 60 Radlerinnen und
Radler auf einen etwa 60 Kilometer langen Rundkurs, den ich rund 20 Kilometer bis
auf luxemburgisches Staatsgebiet begleitete. Ursprünglich wollte ich ja bis
Luxemburg-Stadt fahren, da aber für den morgigen Tag viel Regen angesagt war
und ich dort keinen Termin hatte, entschied ich mich dem Saarradweg zu folgen.
Um von der Mosel ins Tal der Saar zu gelangen, hatte ich allerdings 200 steile
Höhenmeter zu bewältigen, der erste ernsthafte Anstieg seit vielen Tagen
entlang deutscher Flüsse.
Die zwei Gesichter des Saarlands
Da ich das Saarland bislang noch überhaupt
nicht kannte, war ich natürlich gespannt. Der gut ausgebaute Radweg entlang der
Saar stromaufwärts führte durch bewaldete und dünn besiedelte Regionen, die so
gar nicht in mein Bild eines stark industrialisierten Bundeslandes passen
wollten. In Mettlach, Sitz der Firma Villleroy & Boch, schaute ich mir den
Abteipark mit dem „Erdgeist“ an, einer 14 Meter hohen Efeufigur, die während
der Expo 2000 den Pavillon des WWF schmückte. Nach einer Eisschokolade, einem
Stück Erdbeerkuchen, Livemusik und einer Unterhaltung mit einem Motorradfahrer
aus Bremen, nahm ich den steilen Anstieg aus Mettlach Richtung Saarlouis in
Angriff. Der ersparte mir rund 10 Kilometer Umweg, da die Saar bei Mettlach
ihre berühmte Schleife macht, von der man als Radfahrer auf dem Radweg aber
wenig sieht. Außerdem hatten mich die endlosen Moselschleifen schon schwindelig
genug gemacht.
Geburtstag ohne Ankündigung
Gegen 18.30 Uhr und nach fast 100
Kilometern erreichte ich mein heutiges Etappenziel Saarlouis. Meinen Gastgeber
hier hatte ich erneut über die Webseite „warm showers“ gefunden. Er hatte mir
bereits angekündigt, dass sein Haus voll sei, ich aber auf einer Matratze
pennen könne, aber er hatte mir nicht gesagt, dass er am Tag meiner Ankunft
seinen Geburtstag feierte. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und hatte
interessante Gespräche mit allen möglichen Menschen bis fast Mitternacht. Am
nächsten Morgen regnete es und auch die Vorhersage war alle andere als gut. Also
machte ich mich gegen 11 Uhr auf die rund 25 Kilometer-Kurzetappe nach
Saarbrücken. Zum ersten Mal musste ich die Regenjacke anziehen und die Fahrt im
Regen durch die Industriezone zwischen Völklingen (Weltkulturerbe) und
Saarbrücken bei grauem Himmel ließ die Gegend, die nur aus Stahlwerken, alten
Bauruinen, Kohlekraftwerken, stillgelegten Gruben, Autobahnen und dicken
Leitungsrohren zu bestehen schien, noch trostloser als sonst erscheinen.
Fortsetzung folgt ...