In Sri Lanka kommt es aufgrund der touristischen Entwicklung des Landes
zu systematischen Menschenrechtsverletzungen: Fischern wird der Zugang zum Meer
versperrt, es kommt zu Landenteignungen und die lokale Bevölkerung wird - wenn
überhaupt - nur ungenügend über die geplanten Tourismusprojekte informiert. Das
zeigt der aktuelle Bericht "Schatten im Sonnenparadies – Tourismus und Menschenrechte in Sri Lanka", der Gesellschaft für bedrohte Völker Schweiz
(GfbV). Von den negativen Auswirkungen sind in den untersuchten Regionen über
1'200 Familien direkt betroffen.
Militär verdient am Tourismus
Ein multiethnisches Team untersuchte im Auftrag der Gesellschaft für
bedrohte Völker unter erheblichen Risiken in den drei neu erschlossenen
Tourismusregionen Kuchchaveli, Passikudah und Kalpitiya, ob und inwieweit
Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit Tourismusprojekten vorkommen und
in welchem Masse die lokale Bevölkerung tatsächlich vom Tourismusboom profitiert.
Die Bilanz ist ernüchternd: In den untersuchten Regionen versperren Hotels und
Resorts Fischern den Zugang zum Meer, was die wirtschaftliche Existenz ganzer
Familien massiv gefährdet. Des Weiteren kommt es zu Landenteignungen, und nur
ein kleiner Teil der lokalen Bevölkerung findet im Tourismus ein Auskommen. In
nördlichen und östlichen Landesteilen, die mehrheitlich von Tamilen bewohnt
sind, wird eine zunehmende "Singhalisierung" beobachtet. Übergriffe
auf Hindus und Muslimen haben zugenommen. Folter und sexuelle Gewalt durch das
Militär insbesondere gegen die tamilische Minderheit sind immer noch weit
verbreitet und haben in der Regel keine rechtlichen Konsequenzen. Journalisten
werden bedroht, getötet, entführt oder gezwungen, das Land zu verlassen. Das
Militär hat eine starke Präsenz auch im Tourismus und gedenkt diese weiter
auszuweiten: So erklärte der Lieutnant Commander der Ostprovinz, Hewawithanage
Laal Perera, das Militär beabsichtige in den kommenden Jahren über 150 Hotels
im ganzen Land zu führen.
Mehr Aktivität der Reiseveranstalter gefordert
Trotz der beunruhigenden Menschenrechtslage bieten rund 50 deutsche und
mindestens 21 Schweizer Reiseveranstalter Ferien in Sri Lanka an. Die GfbV
kritisiert, dass die freiwilligen Bemühungen einzelner Reiseanbieter nicht
genügten, um fehlende Konsultationsverfahren, Landenteignungen, Umsiedelungen
und Beschränkungen der Meereszugänge zu verhindern und fordert von den
Reiseanbietern entschiedene Maßnahmen, um ihre menschenrechtliche
Sorgfaltspflicht in Sri Lanka wahrzunehmen.
Quelle: Akte/fair
unterwegs