Viele Migranten schuften auf thailändischen Fischerbooten
wie Sklaven (s. auch „Fair einkaufen-aber wie?“ Juni 2014). Um den Imageschaden
zu beheben, will die Regierung nun Strafgefangene zur Zwangsarbeit
verpflichten. Menschenrechtler sind entsetzt.
Von mittelalterlichen Sklaven
sind die Arbeiter auf manchen thailändischen Fischerbooten kaum zu
unterscheiden. „Sie arbeiten oft 20 Stunden unter schlimmsten Bedingungen“,
sagt Sampong Srakaew. Der Thailand-Direktor der Hilfsorganisation Seafarers
Action Centre hat einige der Arbeiter gerettet. Über die Zustände auf den
Schiffen sagt er: „Wenn ein Arbeiter nicht zur Zufriedenheit des Bosses
geschuftet hat, wird ihm das Essen verweigert, und manche sagen, sie seien mit
Eisenstangen geschlagen oder angekettet worden.“ Viele Migranten aus
Kambodscha, Myanmar oder Bangladesch, die verzweifelt Arbeit suchen, gehen
Menschenhändlern ins Netz. Manche werden betäubt und entführt, wie
Menschenrechtler dokumentiert haben. Der Arbeiterbedarf sei immens, sagt
Annette Lyth von der UN-Organisation gegen Menschenhandel. Manche Boote sind
drei Jahre auf See, der Lohn beträgt oft nur 168 Euro im Monat. „Deshalb
besorgen oft Vermittler Arbeitskräfte“, sagt sie. Für Menschenrechtler sind sie
Sklavenhändler.
Zwangsarbeit nichts
Ungewöhnliches
Genaue Zahlen gibt es nicht,
Schätzungen zufolge arbeiten rund 300.000 Menschen auf den Schiffen. Thailand
ist der drittgrößte Exporteur von Fisch und Fischprodukten der Welt, nach China
und Norwegen. Das Land exportiert rund 200.000 Tonnen für rund 6,7 Milliarden
Euro im Jahr. 17 Prozent der Besatzungen haben nach einer Studie der Internationalen
Arbeitsorganisation (ILO) Zwangsarbeit erlebt. Die Europäische Union hat
deshalb Alarm geschlagen, in Europa und in den USA drohten Supermarktketten,
thailändische Fischprodukte aus dem Sortiment zu nehmen. Das EU-Parlament
zeigte sich entsetzt. „Das ist schockierend. Zwangsarbeit hat keinen Platz in
unserer Welt“, meinte die bis November amtierende Kommissarin für
Fischereifragen, Maria Damanaki, und verlangte eine umgehende Untersuchung –
aber was ist seitdem geschehen?
Strafgefangene statt
illegale Arbeiter?
Das thailändische Arbeitsministerium
hat eine Idee lanciert, die Menschenrechtler auf die Barrikaden treibt:
Strafgefangene könnten die illegalen Arbeiter ersetzen. „Das ist ein
mörderischer Job mit Züchtigung“, sagt der stellvertretende Direktor von Human
Rights Watch, Phil Robertson. „Das ist vergleichbar mit einem Todesurteil, denn
mancher Arbeiter überlebt den Knochenjob nicht.“ Zwar plant die Regierung nun
ein nationales Register, in dem alle Schiffe und alle Arbeiter, die darauf
beschäftigt sind, registriert werden sollen. Das sei zwar lobenswert, sagt eine
Sprecherin der EU-Delegation in Thailand, wie wirksam es sein wird, steht
allerdings dahin. Bei den vorübergehend ausgesetzten Verhandlungen über ein
Freihandelsabkommen mit Thailand werde die EU darauf bestehen, dass Thailand
ILO-Standards gegen Zwangsarbeit umsetze. Sanktionen fasse die EU bisher nicht
ins Auge.
Quelle: Greenpeace