Nach dem Einsturz einer
Textilfabrik in Bangladesh haben westliche Firmen Hilfszahlungen für die
Hinterbliebenen zugesagt. Doch bis heute ist der Fonds erst zur Hälfte gefüllt.
Rund eineinhalb Jahre nach dem Einsturz der Textilfabrik von Rana Plaza in Bangladesh
sind zwar die ersten Entschädigungsgelder für Opfer und Hinterbliebene
geflossen. Allerdings ist der dafür gegründete Fonds nur knapp zu Hälfte
gefüllt. Modeketten, die Kleidung in der Fabrik nähen ließen, hätten bislang
weniger als 50 Prozent der festgelegten Summe in den Entschädigungsfonds
eingezahlt, kritisiert die "Kampagne für saubere Kleidung“, Teil des
internationalen Aktionsbündnisses "Clean Clothes Campaign", das sich
für Arbeitsrechte in der Textilindustrie einsetzt. Bei dem Einsturz des
Rana-Plaza-Gebäudes im April 2013 kamen 1138 Textilarbeiter ums Leben, mehr als
2000 weitere Menschen wurden verletzt. Zahlreiche westliche Firmen hatten hier
Kleider nähen lassen. Ermittlungen zufolge stürzte das Haus unter dem Gewicht
illegal errichteter Stockwerke und schwerer Maschinen ein.
Bisher gezahlte Summe reicht nicht
Nach Angaben der ökumenischen
Organisation Inkota, die der Kampagne angehört, würden die Auszahlungen des
Hilfsfonds "bei weitem" nicht den Ansprüchen der Opfer entsprechen.
Dafür benötige der Fonds ein Volumen von rund 31 Millionen Euro. Anderthalb
Jahre nach dem Einsturz sei das untragbar, betonte Berndt Hinzmann von Inkota.
Auch deutsche Unternehmen würden sich "immer wieder" aus der
Verantwortung ziehen. In der Pflicht stünden vor allem die deutschen
Textil-Unternehmen Adler, NKD und die Kids Fashion Group. Die Modemarke
Benetton verweigert der Kampagne zufolge jegliche Zahlung an den
Entschädigungsfonds. Auch Unternehmen wie C&A, Mango oder der
Textidiscounter KiK leisteten nicht annähernd den geforderten Beitrag. Internationale
Gewerkschaftsverbände hatten lange mit den Textilunternehmen über
Entschädigungszahlungen verhandelt. Die internationale Arbeitsorganisation ILO
kontrolliert mittlerweile den Fonds für die Opfer der Katastrophe. Bis Ende des
Jahres will sie die Auszahlungen sicherstellen. Für die Überlebenden und
Angehörigen reichten die geringen Summen aus dem Fonds nicht aus, um eine neue
Existenz zu gründen. So könnten sie beispielsweise kein Land damit kaufen,
sagte Gisela Burckhardt von der "Kampagne für saubere Kleidung". Das
sei aber nötig, um die eigene Ernährungsgrundlage sichern zu können.
Quelle: dw.de