Die Produktion von Palmöl ist in
den vergangenen 30 Jahren um das Zehnfache gestiegen. Der Anbau der Ölfrucht
für Nahrungsmittel, Kosmetikindustrie und Biosprit führt zu immer neuen
Plantagen in Südostasien, aber auch in Ländern Afrikas sowie Zentral- und
Südamerikas. Oft kommt es dabei zu Umweltzerstörung und Vertreibungen. Kann
nachhaltiges Palmöl einen Weg aus der Misere bieten? Dieser Frage geht die
aktuelle Studie „Nachhaltiges Palmöl- Anspruch oder Wirklichkeit“ von Brot für
die Welt und der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) nach. Sie untersucht, ob
der „Runde Tisch Nachhaltiges Palmöl“ (RSPO), die mit 1439 Mitgliedern weltweit größte
freiwillige Initiative von Industrie und Zivilgesellschaft, Lösungen zu bieten
hat.
Der Runde Tisch hält nicht, was er verspricht!
Während in Entwicklungsländern
Palmöl vor allem als Nahrungsmittel genutzt wird, ist es in Europa ein
gefragter Rohstoff der Industrie. So ist jeder zehnte Liter Biodiesel auf der
Grundlage von Palmöl hergestellt. „Wenn Ende diesen Jahres auf den Etiketten
der Nahrungsmittel in der EU Palmöl als Palmöl deklariert werden muss, wird die
Nachfrage nach nachhaltigem Öl zunehmen“, sagt Carolin Callenius, Ernährungsexpertin
von Brot für die Welt. „Verbraucherinnen und Verbraucher müssen erfahren, was
genau sich hinter RSPO verbirgt, sonst besteht die Gefahr des
Etikettenschwindels.“ „Viele RSPO-zertifizierte Plantagen halten die Kriterien nicht ein, zu denen
sie sich verpflichtet haben“, kritisiert Abetnego Tarigan, Geschäftsführer von
WALHI/ Friends of the Earth Indonesia, einer Umweltorganisation, die seit
vielen Jahren gegen die Ausdehnung der Plantagen kämpft. „Die Bevölkerung kennt
weder ihre Rechte noch die Kriterien des RSPO. Die Menschen haben in den
wenigsten Fällen ihre freie Entscheidung treffen können, ob auf ihrem Land
Palmöl angebaut wird. In ganz Indonesien zählen wir mindestens 500
Landkonflikte – ein großer Teil mit Palmöl-Firmen“. Die Studie belegt, dass die
Beschwerde-Mechanismen, die es gibt, nicht greifen.
Freiwillige Standards
genügen nicht
„Wir kommen durch den aktuellen Report zu dem Schluss, dass eine freiwillige
Einführung von Standards die Probleme nicht beheben wird“, sagt Jochen Motte,
Vorstandsmitglied der VEM. Es sei Aufgabe der Regierungen, in den Anbauländern
bestehende Gesetze umzusetzen und Unternehmen zu kontrollieren. Torfböden,
Regenwald und Land in den Händen von Bauern etwa müssten bei der Vergabe von
Konzessionen ausgeschlossen sein. Torfböden seien wichtige
Treibhausgasspeicher, Regenwald besonders artenreich, und bei der Anlage neuer
Plantagen würden oft kleinbäuerliche Familien von ihrem Land verjagt.
Palmöl gehört nicht
in den Tank!
In zwei Tagen, am 23. Mai, wird der Ausschuss der Ständigen Vertreter der
EU-Mitgliedstaaten über die Biokraftstoffverordnung beraten Es geht darum, die
Beimischungsquote zu begrenzen. Palmöl gehöre nicht in den Tank, fordern Brot
für die Welt und VEM, da Palmöl in Ländern des Südens für die Ernährung wichtig
sei und die Konkurrenz zwischen Teller und Tank nicht verschärft werden dürfe.
Zudem sollten Landnutzungsänderungen, die sich verheerend auf das Klima
auswirken, in die Revision der EU-Biokraftstoffverordnung einbezogen werden.
Auch da spielt die Brandrodung für Palmöl-Plantagen oder der Anbau auf Torfböden
eine große Rolle, wie Beispiele der Studie zeigen.
Quelle: BfdW und VEM
Hier geht es zur Studie: http://www.brot-fuer-die-welt.de/fileadmin/mediapool/2_Downloads/Fachinformationen/Analyse/analyse_44_palmoel.pdf
Hier geht es zur Zusammenfassung der Studie: http://www.brot-fuer-die-welt.de/fileadmin/mediapool/2_Downloads/Presse/zusammenfassung_palmoelstudie.pdf
Informationen über RSPO-Mitglieder (engl.): www.rspo.org/en/who_is_rspo
Hier geht es zur Zusammenfassung der Studie: http://www.brot-fuer-die-welt.de/fileadmin/mediapool/2_Downloads/Presse/zusammenfassung_palmoelstudie.pdf
Informationen über RSPO-Mitglieder (engl.): www.rspo.org/en/who_is_rspo