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Donnerstag, 31. Oktober 2013

Fernsehtipp: Selbstmord-Serie unter indischen Baumwollbauern

Schätzungsweise 200.000 indische Kleinbauern, die meisten von ihnen Baumwollbauern, haben in den letzten zehn Jahren Selbstmord begangen. Die Baumwollbauern im sogenannten Selbstmordgürtel Indiens müssen jährlich teures, genverändertes Saatgut kaufen, viele verschulden sich massiv. Die Erträge sind aber nicht so hoch wie die der subventionierten Agro-Industrie in den USA und Europa. Die Weltmarktpreise reichen nicht zum Leben und zum Schuldenabbau schon gar nicht. Eine Experten-Untersuchung für das Oberste Indische Gericht kommt zu dem Schluss, dass die Industrie stark von transgener Agrotechnik profitiert habe, bei der überwiegenden Mehrheit der Bauern aber kein positiver Effekt angekommen sei.

Saatgut teuer – Erträge niedrig

Auch Gajanand Gattawar, Ehemann von Sasi Kala, sah keinen anderen Ausweg mehr als sich umzubringen. Aufgehängt an einem Baum. Gleich außerhalb von Vanjari, einem kleinen Dorf in Zentralindien. In einem Wäldchen. „Die Bauern wissen keinen Ausweg mehr. Der Baumwoll-Anbau ist unproduktiv, Saatgut und die Düngemittel sind zu teuer. Der Ertrag zu niedrig. Sie verdienen nichts mehr,“ sagt Anil Prasad. Der TV-Journalist arbeitet an einer Dokumentation für das indische Fernsehen. Über Selbstmorde von Bauern. Auch den Freitod von Sasi Kala`s Mann hat er dokumentiert. Selbstmord wegen Überschuldung.

Chancenlose Kleinbauern

Die Baumwoll-Bauern von Vanjari sind die Verlierer der vernetzten Weltwirtschaft. Die Selbstmorde: drastisches Ergebnis der ungerechten Chancenverteilung im weltweiten Warenverkehr. Mit Handarbeit und Holzpflügen gegen Riesen-Traktoren und künstliche Bewässerung. Gegen staatliche Agrarsubventionen wie in Europa oder in den USA und niedrigen Weltmarktpreisen. Es gibt keine natürliche Baumwolle mehr in Vanjari. Nur noch gentechnisch veränderte – genannt BT Cotton. Jedes Jahr müssen die Bauern das teure Saatgut kaufen. Und dazu noch teure Düngemittel und Pestizide.  „Früher haben wir natürliche Baumwolle angebaut“, sagt der Baumwollbauer Raju Ganpat Rao. „Wir haben Profit gemacht. Durch Einführung des Gen-Produkts BT Cotton sind die Anbaukosten explodiert. Nicht aber die Erträge. Das setzt uns unter enormen Druck.“

Gen-Baumwolle treibt die Menschen in den Tod

Der Aktivist und Anwalt Kishor Tiwari ist der einzige in der Region, der sich um das Schicksal der geschundenen Bauern kümmert. Die Bauern sind gezwungen, teure gen-manipulierte Baumwolle anzubauen. Es gibt keine Alternative. Die indische Regierung will es so,“ sagt er. Sie kassiere Geld dafür. Von den multinationalen Konzernen. „Die Situation ist miserabel. Es gibt keine Hilfe von der Regierung. Sie tut nichts. Mehr und mehr Bauern werden so in den Selbstmord getrieben.“ Sein Büro führt Statistik. Ein Mitarbeiter zeigt Bücher. Drei Stück. Vollgeschrieben mit Namen. Alles Bauern. Alles Selbstmordopfer. „Gen-Baumwolle bringt nichts als Schulden, treibt die Menschen in den Tod. Wenn der Ernährer einer Familie sich das Leben nimmt, beendet er auch das Leben und die Zukunft seiner Familie. Das ist die Tragödie.“

Trostlose Zukunft für die Witwe

Sasi Kala erlebt das gerade. Sie ist eine von tausenden Witwen. Die Baumwoll-Bauern sind Sklaven im eigenen Land. So Kishor Tiwari. Sie arbeiteten rund um die Uhr. Doch den Profit hätten multinationaler Konzerne. Dazu neofeudale Strukturen - Hand in Hand mit politischer Macht und Korruption. Ein Leben ohne Ausweg. Ohne Hoffnung. Besonders auch für Sasi Kala. Einen Riesen-Schuldenberg hat ihr Mann hinterlassen. Keine Chance auf Rückzahlung. Doch viel schlimmer noch: Wie soll sie überhaupt überleben?  Wie soll sie sich und ihre Kinder ernähren? Sie weiß es nicht.

Mit Hilfe des Weltspiegels und der Andheri-Hilfe kann man die Witwe Sasi Kala unterstützen. Hier geht es zur Spendenaktion:

Hier geht es zum Bericht des Weltspiegels (6 Min.):