Ein neues Siegel zeichnet Banken,
Anlageberatungen und Finanzprodukte aus, die streng nachhaltig sind. Gerhard
Schick, finanzpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen,
erläutert: "Wir brauchen mehr Transparenz bei Nachhaltigen Geldanlagen.
Noch immer schrecken viele private wie institutionelle Anleger mangels
verlässlicher Orientierung davor zurück, ökologische, soziale und ethische
Kriterien am Finanzmarkt zu berücksichtigen." Das neue ECOreporter-Siegel
für Nachhaltige Geldanlagen soll Anlegern auf Anhieb zeigen, welche Anbieter
das an Ethik und Ökologie halten, was sie versprechen. Schick: "Das Siegel
ist da ein wichtiger Schritt vorwärts, gerade für die Anleger, die strenge
Kriterien zugrunde legen möchten." Für das Siegel werden Anbieter und
Produkte unter die Lupe genommen.
Erste Unternehmen ausgezeichnet
"Es wird bis in die Bücher hinein geschaut, bis in interne Protokolle und
Arbeitsanweisungen", erklärt Jörg Weber von dem Dortmunder
Brancheninformationsdienst ECOreporter, der das Siegel in Zusammenarbeit mit
dem Institut für nachhaltiges, ethisches Finanzwesen (INAF) entwickelt hat. Bei
einer Pressekonferenz in Frankfurt wurden die ersten Unternehmen und Produkte
vorgestellt, die das Siegel erhalten haben: die Bank für Kirche und Caritas aus
Paderborn, die Steyler Bank aus Sankt Augustin, die GLS Bank aus Bochum, die
MehrWert Finanzberatung aus Bamberg und die Stufenzinsanleihe des Bremer
Windkraftunternehmens Energiekontor. Das Nachhaltigkeitssiegel wird für jeweils
ein Jahr in den drei Kategorien Banken, Anlageberatungen und Finanzprodukte
vergeben.
Spreu vom Weizen trennen
Spreu vom Weizen trennen
Das Siegel solle dazu beitragen,
so Weber, "ernsthaft nachhaltige Geldanlagen von den Produkten zu
unterscheiden, die nur von einem Trend profitieren wollen." Mit seiner
Teilnahme an der Siegelverleihung unterstrich MdB Gerhard Schick,
finanzpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, das Interesse
seitens der Politik am Thema Nachhaltige Investments. Zur Unterstützung des
Nachhaltigkeitsprinzips bei Finanzanlagen plädierte Schick für die Einführung
eines zusätzlichen staatlichen Siegels, mit dem die Einhaltung von
Mindeststandards garantiert werde.
Strenge Kriterien
Strenge Kriterien
Der Brancheninformationsdienst ECOreporter.de AG untersucht den Markt der nachhaltigen Geldanlage seit 1999.
Weber rechnet nicht damit, dass jemals mehr als zehn bis zwölf Banken das
Siegel erhalten werden: "Die Kriterien sind sehr streng, und sie beziehen
sich auf den Kern des Bankgeschäfts. Es geht beispielsweise um die eigenen
Anlagen einer Bank, um ihre Kredite, um ihre Kundenberatung. Das alles muss
nachhaltig sein, nach den genauen Vorgaben des Siegels." Es reiche für das
Siegel also nicht aus, wenn eine Bank oder Anlageberatung wenige Produkte aus
ihrer Palette als nachhaltig deklariere und auf Recyclingpapier umstelle oder
eine Solaranlage auf das Dach ihrer Firmenzentrale setze. Finanzprodukte würden
nur mit dem Siegel ausgezeichnet, wenn nachweisbar sei, dass sie jenseits der
Finanzwelt einen positiven Effekt erzielten, etwa indem sie fairen Handel
förderten oder den Klimawandel bremsten.