Seiten

Montag, 5. August 2013

Aus Fairtrade wird Fairtrade light


Die meisten Kunden glauben, dass ein fair gehandeltes Produkt einen hohen Prozentsatz fairer Bestandteile enthält. Das kann, muss aber nicht sein. So darf sich ein Produkt bereits mit dem bekannten Fairtrade-Siegel schmücken, wenn der Hauptbestandteil nur 20 Prozent der Gesamtmenge beträgt. Um die Verkäufe fairer Produkte zu pushen, sollen die Standards nun weiter aufgeweicht werden.

Lasche Begründung

Beispiel Schokolade: Bislang mussten alle Inhaltsstoffe, die fair erhältlich sind – im Fall von Schokolade also Kakao und Zucker – auch für ein faires Produkt verwendet werden, getreu dem Motto: Alles, was kann, muss. Zukünftig soll auch erlaubt sein: Nicht alles, was kann, muss. Das heißt, eine Schokolade könnte auch nur noch einen fair produzierten Inhaltsstoff wie Kakao beinhalten. Die restlichen Bestandteile dürfen konventionelle Zutaten sein. Die Begründung von TransFair: "Damit Fairtrade seine Wirkung entfalten kann, sind relevante Absatzmengen nötig."

Fairtrade light

Die nur mit einem fairen Bestandteil hergestellten Produkte sollen laut Transfair nicht das bekannte Fairtrade-Logo tragen. Die Kennzeichnung wird sich auf jeden Fall unterscheiden. Wie das genau aussehen soll, daran wird derzeit gearbeitet. Das neue Modell wird für Kakao, Zucker und Baumwolle eingeführt, so die Transfair-Sprecherin Edith Gmeiner. Besonders bei Schokolade sieht Fairtrade Handlungsbedarf: Der Absatz sank bei Schokolade im vergangenen Jahr um 30 Prozent. Das hat die Verantwortlichen des erfolgsverwöhnten Siegels spürbar nervös gemacht.

Akzeptanz oder Widerstand

Wie soll der Verbraucher aber Fairtrade und Fairtrade light zukünftig unterscheiden: „Je mehr Standards oder Teilstandards es gibt, desto komplizierter wird es für die Konsumenten, sich an einem Gütesiegel zu orientieren, sagt Sabine Holzäpfel von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in einem Bericht der Badischen Zeitung. Edith Gmeiner hingegen möchte die neuen Modelle als zusätzliche Optionen verstanden wissen – "nicht als Light-Fairtrade-Standard".  Bleibt abzuwarten, wie die Konsumenten aber auch die Weltläden auf faire Masse statt faire Klasse reagieren werden oder ob sich Widerstand regt beim neuen Fairtrade-Kapitel von „Der Zweck heiligt die Mittel“.