„Es gibt nicht genügend Nachfrage“, lautet oftmals die Antwort, wenn
Unternehmen befragt werden, warum sie keine oder mehr ethisch korrekte und
umweltfreundlichen Produkte herstellen. "Die Marken und
Einzelhändler gehen nicht genügend auf unsere Bedürfnisse und Forderungen ein," sagen die Verbraucher. Eine englische Literatur-Studie der
Firma texSture hat sich nun mit dem Thema „Konsumentenwunsch nach verantwortungsvoll
produzierten Produkten“ beschäftigt. Die nachfolgende Zusammenfassung stammt
von texSture-Mitarbeiterin Dr. Pamela Ravasio und wurde auf der Seite des Fair
Fashion Networks getchanged.net veröffentlicht.
Auswahl,
Information, Glaubwürdigkeit
Die Fakten aus den Studien enthalten eine klare Botschaft: Konsumenten
handeln im Allgemeinen weder vorsätzlich ethisch noch vorsätzlich unethisch.
Der Bericht zeigt auf, dass Kaufentscheidungen auf Grund eines spezifischen
Bedürfnisses und der zum Kaufzeitpunkt erhältlichen Produktpalette gefällt
werden. Eine Mehrzahl von Konsumenten wählt jedoch das am ethischsten
produzierte Produkt – selbst gegen einen kleinen Aufpreis – unter drei
Bedingungen. Sie haben die Wahl und genügend Auswahl, sie besitzen genügend
Informationen, welche die Glaubwürdigkeit des Produktes unter Beweis stellen,
und das Verhältnis von Preis und Qualität entspricht mindestens jenem von „Durchschnittsprodukten“.
Bis zu 20% Aufpreis
für faire Produkte sind ok
Konsumenten haben allgemein Vertrauen in Zertifikate und Produktlabel,
welche nachhaltiger produzierte Produkte auszeichnen, und lassen sich beim
Einkaufen von diesen leiten. Gleichwohl ist eine Mehrheit der Meinung, dass
ihnen nicht genügend Informationen zugänglich gemacht werden, um die
Kaufentscheidung auf Grund von gänzlich rationellen Gründen zu treffen. Auch Bequemlichkeit
beim Einkauf spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Dabei ist der Markt
bereit für ein breiteres Sortiment an „fairen“ Produkten bei Warenhausketten
und Kaufhäusern, und die Konsumenten warten nur darauf, dass solche Produkte
vermehrt bei ihrem üblichen Einzelhändler angeboten werden. Das Verhältnis von
Qualität und Preis ist für die Konsumenten – das dürfte keine Überraschung sein
– sehr wichtig. Sie sind gewillt bis zu 20% mehr für die „besseren“ Produkte zu
bezahlen. Aber nur, wenn diese Produkte auch wirklich qualitativ gleich oder
sogar besser sind als die „normalen“ Alternativen.
Nachhaltigkeit
unterschiedlich definiert
Desweiteren kaufen Konsumenten auch vermehrt lokal hergestellte Produkte,
die Label wie „Made in Germany“ tragen. Dies aus zwei Hauptgründen: zum einen,
um die Wirtschaft des eigenen Landes zu unterstützen; und zum anderen – und
dies ist entscheidend – aus Misstrauen gegenüber bekannten Marken und
Unternehmen, welche als intransparent und daher nicht vertrauenswürdig eingestuft
werden. Der Bericht zeigt auch auf, dass das Verständnis des Begriffs „nachhaltig“
innerhalb der EU von Land zu Land variiert. Diese Variation beeinflusst in der
Folge nicht nur die Konsumentenkommunikation der Marken und Hersteller, sondern
auch welche Produktsparten in Waren- und Kaufhaussortimenten am ehesten „begrünt“
werden.
Widersprüchliche
Situation zwischen Angebot und Nachfrage
Was zusammenfassend aus den in diesem Bericht diskutierten Daten und
Fakten hervorgeht ist, dass im Einzelhandel eine paradoxe Situation existiert:
Hersteller, Marken und Händler behaupten „hellhörig“ und offen für die
Forderungen der Konsumenten zu sein, und vernachlässigen gleichzeitig gerade
die Umsetzung solcher Forderungen; und Konsumenten, die gerne „bessere“
Produkte erstehen würden, machen die Erfahrung, dass die Marken und
Einzelhändler nicht genügend auf ihre Bedürfnisse und Forderungen reagieren.
Hier findet sich die Studie im englischen Original: http://texsture.com/the-better-consumer-in-europe-the-trends-fashion-companies-should-watch-to-make-good-decisions/