Die Sommerferien nahen und mit
Ihnen auch die Lust auf Meer, Sandstrand und Palmen. Aber egal, wo wir unseren
Urlaub auch verbringen, wir hinterlassen Spuren in Form von Abfällen. Touristen
erzeugen in der Regel mehr Müll als die Einheimischen. Denn in der schönsten
Zeit des Jahres verhalten wir uns weniger ökologisch als zu Hause und greifen verstärkt zu Wegwerfprodukten, deren
Entsorgung vielen Orten auf der Erde inzwischen ernsthafte logistische und finanzielle Schwierigkeiten
bereitet.
Eine Traumlagune wird zur Müllhalde
Wer hat noch nicht von einem
Besuch der Malediven geträumt, dem Inselparadies im Indischen Ozean nahe der
Südspitze Indiens. Der Tourismus ist innerhalb weniger Jahrzehnte zum
wichtigsten Wirtschaftszweig geworden und trägt nach Angaben von Wikipedia
inzwischen 30 % zum Bruttoinlandsprodukt der Inselrepublik bei. Rund
800.000 Touristen (darunter knapp 10 % alleine aus Deutschland) jährlich besuchen
die mehr als 80 touristisch genutzten Eilande.
Doch neben Devisen hinterlassen die
Besucher auch beträchtliche Mengen Müll, Umweltorganisationen zufolge etwa 7,2
Kg pro Tag und Person (der Durchschnitt der OECD-Staaten liegt bei 2,1
Kilogramm pro Kopf und Tag). Was passiert mit den gewaltigen Müllmengen?
Thilafushi – eine grenzwertige Erfahrung
Ein Großteil des Mülls landet auf
Thilafushi, einer rund sieben Kilometer langen und 200 Meter breiten mit Müll aufgeschütteten Lagune, bis
zu Beginn der 1990er Jahre ein unberührtes Korrallenriff. Mit einem idyllischen
Tropenatoll hat das rund 6,8 Kilometer westlich der Hauptstadt Malé gelegene
Thilafushi heute nichts mehr zu tun. Täglich landen auf der größten Müllinsel
der Erde rund 400 Tonnen Abfall, von Hotels aber auch von den
Bewohnern Malés. Um die Entsorgung des Unrats kümmern sich 150 Bengalen mit
Hilfe von drei Landungsbooten, 20 LKW, sechs Baggern, vier Radladern, einer
Müllpresse und einem Bulldozer. Ein Aufenthalt auf Thilafushi ist eine
Grenzerfahrung, wie Videos von der BBC und Al Jazeera eindrucksvoll belegen.
Weltweit steigen die Müllberge
Doch nicht nur die Malediven
leiden unter den riesigen Müllbergen, auch in anderen Urlaubsregionen drohen die Menschen wortwörtlich im
Müll zu ertrinken. In Indien macht der Müll aus dem Tourismus 36 Prozent des
gesamten Abfalls aus, in der Dominikanischen Republik sind es gar 70 Prozent. Aber
auch in Europa steigen die Abfallmengen während der Reisesaison stark an. Viele
Hotelstrände wären voller Plastikmüll, würden sie nicht ständig gereinigt. Denn
in den Weltmeeren treiben Millionen Tonnen von Müll, die sich nur langsam
zersetzen und viele Tiere töten, die qualvoll am Plastikmüll zugrunde gehen.
Kosten- und Umweltproblem für Entwicklungsländer
Besonders Entwicklungsländer sind
mit der Entsorgung des Mülls völlig überfordert. Dieser landet meist auf
wenig fachgerecht angelegten Deponien, die oftmals lecken, das Grundwasser
kontaminieren und treibhauswirksame Methangase ausstoßen. Teure Müllverbrennungsanlagen
mit Filtern können sich die meisten Länder nicht leisten. Daher wird ein Teil
des Mülls offen verbrannt, wobei toxische Gase freigesetzt werden. Die Asche enthält
hohe Konzentrationen an giftigen Schwermetallen. Einer Weltbankstudie zufolge wird
sich die Produktion von Abfall in Staaten mit niedrigen Einkommen bis 2025
verdoppeln. Dort werden sich die Kosten für die Müllentsorgung verfünffachen. Schon jetzt kostet die weltweite Abfallbeseitigung jährlich mehr als 200 Milliarden
US-Dollar.
Mit gutem Beispiel voran
In diesem Bewusstsein sollten
gerade Touristen mit gutem Beispiel voran gehen. Sie erzeugen zwar nur einen
Teil des Mülls auf der Erde, dafür aber pro Person überproportional viel. Wenn
wir reisen, sollten wir die besuchten Regionen und Länder daher nicht unnötig
zumüllen. Einfach nur bezahlen und wieder wegfliegen reicht heutzutage nicht
mehr aus. Die gesamte Branche, die Regierungen der betroffenen Länder aber auch
die Touristen müssen stärker in die Pflicht genommen werden. Ein
umweltbewusstes Reiseverhalten vor Ort sollte selbstverständlich sein.
Was kann man konkret tun? Auf der Webseite von
fairunterwegs finden sich konkrete Tipps zum Umgang mit Abfall vor, während und
nach der Reise: http://www.fairunterwegs.org/aktuell/aktionen/augen-auf-beim-ferienkauf/aktiv-werden-abfall.html