„Schnelle
Mode bleibt. Darin sind sich Modeexperten einig. Trotz Bemühungen die Kleidung Mode
nachhaltiger zu gestalten. Wie etwa bei H&M, dem schwedischen
Fast-Fashion-Giganten. Dort bewirbt man zurzeit die "Conscious
Collection", eine Kleinserie von Kleidern, die aus "umweltfreundlicheren
Materialien" – so die Formulierung von H&M – hergestellt werden. Unter
„umweltfreundlicher“ versteht H&M die anteilige Verwendung von Biobaumwolle ,
Recycling-Polyester, Recycling-Polyamid und der
aus Holz-Zellstoff gewonnene Faser Tencel.
Greenwashing oder Übergang zur Nachhaltigkeit?
Eine nette Aktion von H&M,
die zeigen soll, dass der Modekonzern sich Richtung Nachhaltigkeit entwickelt. Schade
nur, dass es kaum jemanden zu interessieren scheint. Weder die Modemedien, die
das Bemühen von H&M gerade mal als Randnotiz erwähnen, noch das Gros der
Konsumenten, denen billige, ständig verfügbare Klamotten wichtiger als nachhaltige
Klamotten sind, noch die Arbeiter in den Textilfabriken, deren Arbeitslöhne durch
die Recycling-Kleider nicht mehr werden.
Mindestlohn ungleich existenzsichernder Lohn
Apropos Löhne: H&M zahlt auch
weiterhin nur den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn, der weit von einem
existenzsichernden Lohn entfernt ist. Letzterer liegt beispielsweise in
Kambodscha nach Berechnungen der Asia Floor Wage Alliance bei monatlich 274
US-Dollar für einen Arbeiter mit Familie. Der Mindestlohn hingegen beträgt 61
US-Dollar, wird aber nach heftigen Arbeitskämpfen ab 1. Mai auf 75 US-Dollar
erhöht. Ein Tropfen auf den heißen Stein, denn die Arbeiter sind weiterhin
gezwungen lange Überstunden zu schieben, um auf einen Lohn zu kommen, der ein einigermaßen
menschenwürdiges Dasein ermöglicht.
Mehr Bewusstsein auf allen Ebenen notwendig
Natürlich ist es kurzsichtig nur
den Modekonzernen die Schuld für die Ausbeutung der Textilarbeiter in die
Schuhe zu schieben. Verantwortung tragen selbstverständlich auch die Regierungen der
Billiglohnländer, die verzweifelt bemüht sind, Industrien in ihren Länder zu
etablieren und die sich dem internationalen Preisdruck ausgesetzt sehen.
Schließlich ist auch der Verbraucher gefordert den Dingen ins Auge zu schauen
und sich aktiv für bessere Löhne in den Produzentenländer einzusetzen, auch
wenn dies bedeutet, dass er ein paar Euro mehr für Blusen, Hosen und T-Shirts
aus Fernost zahlen muss.
Kritik an H&M
Auch die Clean Clothes Campaign (Kampagne für
saubere Kleidung) ist nicht gerade überzeugt von der neuen H&M "Conscious
Collection". Ihre Gegenkampagne "Unconscious Collapses" soll auf das
Lohndumping ebenso aufmerksam machen, wie auf die miserablen Arbeitsbedingungen
der Textilindustrie. Alleine in 2009 sind in Kambodscha rund 2900 Arbeiter vor
Erschöpfung zusammen gebrochen, viele von Ihnen in Zulieferbetrieben von
H&M. Aufgrund der niedrigen Löhne sind viele der Fabrikarbeiter unterernährt.
Mehr zur Kampagne der Clean Clothes Campaign: