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Freitag, 1. März 2013

Ein Golfplatz, der Trinkwasser stiehlt



Mit 10 Euro am Tag kommt man auch in Honduras nicht sehr weit. Das ist der Lohn, den die 23-jährige Maribel Buster erhält. Dafür jätet sie täglich rund acht Stunden Unkraut in sengender Hitze und ohne Schatten auf dem fast fertigen Golfplatz des Los Micos Golf&Beach Resort in der wunderschönen Bucht von Tela an der Karibikküste von Honduras. Die riesige Luxusanlage mit Hotels, Privatvillen, Restaurants, Pools, Wellnessbereich und dem vom Golfprofi Gary Player gestalteten 18-Loch-Golfplatz, soll im September 2013 mit einem „soft opening“ in Betrieb genommen werden.

Tourismus hat Vorrang vor Umweltschutz


Der Resort, der zu 49 Prozent dem honduranischen Staat und zu 51 Prozent privaten honduranischen Investoren gehört, liegt in der Pufferzone des Nationalparks Jeanette Kawas. Das Feuchtgebiet erhielt seinen Namen in Erinnerung an die Umweltaktivistin Jeanette Kawas, die 1995 ermordet wurde, weil sie sich gegen das Entstehen von Palmöl-Plantagen im Schutzgebiet einsetzte. Zehn Jahre später ergab eine technische Studie von Prolansate, der Organisation, die den Nationalpark verwaltet, dass der Bau des Golfplatzes inkompatibel mit der Ramsar Konvention der UNESCO sei, die das Gebiet als Feuchtbiotop von internationaler Bedeutung ausweist. Der Bau des Golplatzes wurde dennoch genehmigt.

David gegen Goliath


Prolansate war zunächst gegen das Projekt, hat sich aber inzwischen dem geballten Widerstand von Regierung und Investoren gebeugt. Auf diese Weise hofft die Organisation zu retten, was noch zu retten ist, und den ökologischen Schaden, den der Bau des Projekts bislang angerichtet hat, zu minimieren. Dies wird von Los Micos mit monatlich 5000 US-Dollar honoriert. Ein Schelm ist, wer Böses dabei denkt. Doch bereits in der Bauphase hat der Golfplatz direkte Auswirkungen auf das benachbarte Dorf Tornabé, in dem fast ausschließlich Garifuna (Karibikschwarze) leben. Obwohl das Los Micos-Projekt der Gemeinde neben einer (noch nicht in Betrieb genommenen) Kläranlage eine neue Wasserleitung spendiert hat, klagen die Bewohner über Wassermangel.

Ein Dorf sitzt auf dem Trockenen


Das Wasser von Tornabé stammt aus dem gleichen Stausee, mit dem auch der Los Micos Golf&Beach Resort versorgt wird. Doch der Golfplatz braucht besonders in der momentanen Phase, in der Rasen neu gesät worden ist, Unmengen von Frischwasser. Das geht zu Lasten der Wasserversorgung von Tornabé, dessen Bewohner nur noch stundenweise Wasser zur Verfügung haben. Für die Versorgung der Häuser am Strand, die etwas höher liegen und für zweite Stockwerke reicht der Wasserdruck nicht aus. In einer späteren Phase soll das Wasser für den Golfplatz zwar aus dem Brackwasser der hoteleigenen Lagunen, die aus dem ehemaligen Feuchtgebiet durch Ausbaggern entstanden sind, entnommen werden. Doch auch die geplanten Hotels, Privatbungalows, Pools und Gartenlandschaften sind sehr wasserintensiv.
  

Kein Wasser, wenig Brot


Maribel Buster, die in Tornabé lebt und für einen Hungerlohn Unkraut auf dem Golfplatz jätet, erlebt täglich, wie das Trinkwasser ihrer Gemeinde per Rasensprenger verschwendet wird, damit wohlhabende Nordamerikaner einen perfekten Golfplatz von internationalem Rang vorfinden. Doch das ist nicht ihre einzige Sorge, denn für eine Festanstellung beim Resort reicht es ebenfalls nicht. Alle 15 Tage wird sie mit ihren Arbeitskolleginnen in „Urlaub“ geschickt. Damit umgeht die Arbeitsfirma, die sie angestellt hat, geschickt die Zahlung von 14 Monatsgehältern und Sozialleistungen, wie sie das Gesetz vorsieht. Viele Jobs hat das Los Micos-Projekt der Gemeinde Tornabé ohnehin nicht gebracht. Nur wenige Dutzend der rund 800 Arbeiter stammen von hier. Und auch wenn Los Micos seinen Betrieb aufnimmt, sind die Chancen auf eine Festanstellung mehr als gering: Dazu müssen die Kandidaten eine entsprechende touristische Ausbildung und gute Englisch-Kenntnisse vorweisen. Beides hat so gut wie niemand in der Gemeinde Tornabé zu bieten.