Mit 10 Euro am Tag kommt man auch
in Honduras nicht sehr weit. Das ist der Lohn, den die 23-jährige Maribel
Buster erhält. Dafür jätet sie täglich rund acht Stunden Unkraut in sengender
Hitze und ohne Schatten auf dem fast fertigen Golfplatz des Los Micos
Golf&Beach Resort in der wunderschönen Bucht von Tela an der Karibikküste
von Honduras. Die riesige Luxusanlage mit Hotels, Privatvillen, Restaurants,
Pools, Wellnessbereich und dem vom Golfprofi Gary Player gestalteten
18-Loch-Golfplatz, soll im September 2013 mit einem „soft opening“ in Betrieb
genommen werden.
Tourismus hat Vorrang vor Umweltschutz
Der Resort, der zu 49 Prozent dem
honduranischen Staat und zu 51 Prozent privaten honduranischen Investoren
gehört, liegt in der Pufferzone des Nationalparks Jeanette Kawas. Das Feuchtgebiet
erhielt seinen Namen in Erinnerung an die Umweltaktivistin Jeanette Kawas, die
1995 ermordet wurde, weil sie sich gegen das Entstehen von Palmöl-Plantagen im Schutzgebiet
einsetzte. Zehn Jahre später ergab eine technische Studie von Prolansate, der Organisation, die den Nationalpark verwaltet, dass der Bau des Golfplatzes inkompatibel mit
der Ramsar Konvention der UNESCO sei, die das Gebiet als Feuchtbiotop von
internationaler Bedeutung ausweist. Der Bau des Golplatzes wurde dennoch
genehmigt.
David gegen Goliath
Prolansate war zunächst gegen das Projekt, hat sich aber inzwischen dem geballten Widerstand von Regierung und Investoren gebeugt. Auf
diese Weise hofft die Organisation zu retten, was noch zu retten ist, und den ökologischen
Schaden, den der Bau des Projekts bislang angerichtet hat, zu minimieren. Dies
wird von Los Micos mit monatlich 5000 US-Dollar honoriert. Ein Schelm ist, wer
Böses dabei denkt. Doch bereits in der Bauphase hat der Golfplatz direkte
Auswirkungen auf das benachbarte Dorf Tornabé, in dem fast ausschließlich Garifuna
(Karibikschwarze) leben. Obwohl das Los Micos-Projekt der Gemeinde neben einer (noch nicht in Betrieb genommenen) Kläranlage eine neue
Wasserleitung spendiert hat, klagen die Bewohner über Wassermangel.
Ein Dorf sitzt auf dem Trockenen
Das Wasser von Tornabé stammt aus
dem gleichen Stausee, mit dem auch der Los Micos Golf&Beach Resort versorgt
wird. Doch der Golfplatz braucht besonders in der momentanen Phase, in der Rasen neu gesät worden ist, Unmengen von Frischwasser. Das geht zu Lasten
der Wasserversorgung von Tornabé, dessen Bewohner nur noch stundenweise Wasser zur
Verfügung haben. Für die Versorgung der Häuser am Strand, die etwas höher liegen
und für zweite Stockwerke reicht der Wasserdruck nicht aus. In einer späteren
Phase soll das Wasser für den Golfplatz zwar aus dem Brackwasser der
hoteleigenen Lagunen, die aus dem ehemaligen Feuchtgebiet durch Ausbaggern
entstanden sind, entnommen werden. Doch auch die geplanten Hotels, Privatbungalows,
Pools und Gartenlandschaften sind sehr wasserintensiv.
Kein Wasser, wenig Brot
Maribel Buster, die in Tornabé
lebt und für einen Hungerlohn Unkraut auf dem Golfplatz jätet, erlebt täglich,
wie das Trinkwasser ihrer Gemeinde per Rasensprenger verschwendet wird, damit
wohlhabende Nordamerikaner einen perfekten Golfplatz von internationalem Rang
vorfinden. Doch das ist nicht ihre einzige Sorge, denn für eine Festanstellung beim
Resort reicht es ebenfalls nicht. Alle 15 Tage wird sie mit ihren Arbeitskolleginnen in „Urlaub“
geschickt. Damit umgeht die Arbeitsfirma, die sie angestellt hat, geschickt die
Zahlung von 14 Monatsgehältern und Sozialleistungen, wie sie das Gesetz
vorsieht. Viele Jobs hat das Los Micos-Projekt der Gemeinde Tornabé ohnehin
nicht gebracht. Nur wenige Dutzend der rund 800 Arbeiter stammen von hier. Und
auch wenn Los Micos seinen Betrieb aufnimmt, sind die Chancen auf eine
Festanstellung mehr als gering: Dazu müssen die Kandidaten eine entsprechende
touristische Ausbildung und gute Englisch-Kenntnisse vorweisen. Beides hat so
gut wie niemand in der Gemeinde Tornabé zu bieten.