Der Tourismus ist einer der weltweit
größten Arbeitgeber weltweit. Er beschäftigt rund 260 Millionen Menschen und durch ihn
werden rund neun Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts erwirtschaftet.
Stolze Zahlen, die darüber hinwegtäuschen, dass die Arbeitsbedingungen oftmals
wenig rühmlich sind. Dies konnte eine aktuelle Studie der schwedischen Organisation Schyst resande belegen.
In ihr wurden die Arbeitsbedingungen von Angestellten der Tourismusindustrie in
Thailand und der Türkei untersucht, zwei der weltweit beliebtesten Reisedestinationen.
Befragt wurden 83 Angestellten in 37 Hotels und neben Zulieferbetrieben wie Bauunternehmen
oder Wäschereien auch die Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen und
Behörden.
Ernüchternde Ergebnisse in der Türkei
"Die Löhne reichen nicht zum leben. Aber was sollen wir tun? Alle
anderen Hotels zahlen dasselbe. Aber die meisten zahlen den Lohn nicht einmal
zur rechten Zeit."
Mitglied des Reinigungsdienstes in
einem Partner-Hotel von Ving in der Türkei
Von den 26 befragten Angestellten (aus zehn Hotels im Gebiet von
Alanya) hatten nur zwölf einen schriftlichen Arbeitsvertrag. Die meisten leisten
unbezahlte Überstunden und beinahe 40 Prozent der Angestellten arbeiten nach
Angaben der Studie „mehr als die gesetzlich vorgeschriebenen 60 Stunden pro
Woche − einige bis zu siebzehn Stunden täglich.“ Obwohl alle Befragten den
Mindestlohn erhielten, reicht dieser für drei von vier Angestellten nicht zum
Leben aus. Weitere Probleme sind die Diskriminierung von Frauen sowie Arbeitsmigrannten
und – migrantinnen, die fehlende Gewerkschaftsfreiheit und die Ausbeutung junger
Menschen als Praktikanten.
In Thailand gute Bedingungen nur für Einheimische
"Wir
haben nur zwei Toiletten, die sich fünfzig bis sechzig Leute im Lager teilen
müssen −was nicht annähernd reicht."
Ausländischer Hotelangestellter in
Thailand
Die befragten thailändischen Angestellten verfügten über recht gute Arbeitsbedingungen.
Neun der 14 Befragten hatten einen schriftlichen Arbeitsvertrag, acht gehörten
einer Gewerkschaft an, und nur drei klagten über Löhne unter dem Mindestlohn.
Ganz anders stellt sich die Situation bei Arbeitsmigranten und –migrantinnen aus
anderen Ländern dar. Sie stellen in einigen Ferienanlagen bis zu 50 Prozent der
Angestellten. So verfügten von den 26 befragten Arbeitnehmern aus Burma 75
Prozent über keinen Arbeitsvertrag, jeder vierte arbeitete ohne Genehmigung. Keiner
der Befragten gehörte einer Gewerkschaft an und viele der Burmesen lebten laut
Studie „in slumähnlichen Unterkünften ohne angemessene sanitäre Einrichtungen, die ihnen von den Arbeitgebern
zur Verfügung gestellt wurden.“