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Freitag, 18. Januar 2013

Faire Handel: Was haben die Produzenten davon?



Ob und welche Auswirkungen der Faire Handel auf ländliche Entwicklung und Armutsreduktion in den Ländern des Südens hat, ist Gegenstand zahlreicher Diskussionen und Untersuchungen. Haben die Bauern wirklich mehr Geld in der Tasche? Profitiert auch die ländliche Entwicklung der jeweiligen Region von dem Geldfluss? Und haben sich die Arbeitsbedingungen von Plantagenarbeiter durch den Fairen Handel wirklich verbessert? Das konnte bislang nicht eindeutig nachgewiesen werden.


Fairtrade-Wirkungsstudie untersucht vor Ort

Diese und weitere Fragen werden in einer aktuellen, von Fairtrade Deutschland (TransFair e.V.) und Fairtrade Schweiz (Max Havelaar-Stiftung)  in Auftrag gegebenen und vom Centrum für Evaluation (Ceval) durchgeführten Studie beantwortet.  Neben sechs unterschiedlichen Produkten (Blumen  in Kenia, Kakao in Ghana, Kaffee und Bananen in Peru, Tee und Baumwolle in Indien), wurden drei unterschiedliche Produktionsformen (Kleinproduzenten, Plantage und Auftragsarbeit) untersucht.

Gute Ergebnisse mit Einschränkungen

In Bezug auf die sozioökonomische Situation zeigt die Studie, „dass Fairtrade-zertifizierte Kleinbauern in allen untersuchten Bereichen über leicht höhere und vor allem stabilere Einkommen verfügen als nicht-zertifizierte Produzenten“. Während die Arbeitsbedingungen auf der untersuchten Blumenplantage deutlich besser waren als bei Betrieben ohne Fairtrade-Zertifizierung, konnten die dort beobachteten Vorteile in der Fallstudie zu Tee nicht nachgewiesen werden. Bei Kakao und Baumwolle konnte Kinderarbeit nicht vollkommen ausgeschlossen werden.

Entwicklungsschub für einzelne Regionen

Auch was die Organisation in ländlichen Gebieten (z.B: Mitwirkung an Entwicklungsprojekten), die lokale und nationale Entwicklung (messbare Ergebnisse nur bei Kaffee und Bananen), der Umgang mit natürlichen Ressourcen (Fairtrade fördert eine nachhaltige Produktionsweise) betrifft, konnten die Ergebnisse der Studie überwiegend überzeugen. Im Idealfall kann der Faire Handel laut Studie über individuelle  Vorteile hinaus sogar „einen Entwicklungsschub für eine ganze Region auslösen“.

Einige kritische Anmerkungen 

Es ist schade, dass die „Executive Summary“ der Studie nicht 1:1 übersetzt wurde. Die deutsche Zusammenfassung ist beinahe wie eine Zusammenfassung der englischen Zusammenfassung und kommt etwas zu positiv rüber, da einige Kritikpunkte ausgeblendet werden. Diese Kritikpunkte werden in der englischen Version genauer erläutert, was das Verständnis der jeweiligen Situation erleichtert. Wer wie Fairtrade Transparenz propagiert, sollte sie auch exemplarisch umsetzen, auch wenn man sich dann gelegentlich unangenehmen Fragen stellen muss. Das versucht Fairtrade leider immer wieder mal zu vermeiden.