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Mittwoch, 18. März 2015

Fairtrade-Textilstandard – mitdiskutieren erwünscht

Wie gestaltet man die komplexe Textilkette fairer? Seit der Einführung von fair gehandelter Baumwolle 2005 beschäftigt sich Fairtrade mit der Frage, wie man den Fairtrade-Ansatz auf die gesamte Wertschöpfungskette von Textilien ausweiten kann, damit auch beispielsweise Näherinnen vom Fairen Handel profitieren können. Auf verschiedene Pilotprojekte mit Textilherstellern in Indien und Südafrika folgte im vergangenen Jahr der offizielle Startschuss für die Entwicklung eines Fairtrade-Textilstandards, der die gesamte Lieferkette abdeckt. Jetzt geht der Entwurf in die öffentliche Konsultation. Zivilgesellschaftliche Organisationen, Hersteller, Händler und Experten sind aufgerufen, zu kommentieren und einen Beitrag zur weiteren Entwicklung zu leisten.

Engmaschige Produktionskette

Ende April jährt sich der Einsturz von Rana Plaza zum zweiten Mal und die Situation vor Ort hat sich nicht substanziell verbessert. Die Textilproduktionskette ist sehr komplex. Denn ein fertiges Kleidungsstück ist die Summe vieler einzelner Schritte. Schritte, die es auch in einem Textilstandard zu berücksichtigen gilt: Spinnen, Weben oder Stricken, Färben und Konfektionieren. Mit der Expertise aus über 20 Jahren Erfahrung im Einsatz für die Rechte und Arbeitsbedingungen von Kleinbauern und lohnabhängig  Beschäftigten nimmt sich Fairtrade dieser Herausforderung an. Die Basis bilden die Kriterien des Standards für Lohnabhängig Beschäftigte (Hired Labour Standard). Ziel ist es, die Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten entlang der textilen Lieferkette zu verbessern. Zu den Inhalten gehören beispielsweise Gewerkschafts- und Versammlungsfreiheit, Kriterien zu Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit und Umweltrichtlinien. Für die Kontrolle ist die Zertifizierungsorganisation Flocert zuständig. Der Fairtrade-Ansatz geht über Zertifizierung und Kontrollen hinaus und bietet in den Produktionsländern Unterstützung und Beratung bei der Umsetzung des Standards an.

Vom Mindestlohn zum existenzsichernden Lohn

Nicht weniger herausfordernd ist das Thema Löhne: Bislang gelten für Fairtrade-zertifizierte Organisationen landes- oder branchenübliche Mindestlöhne. Oft liegen diese aber unter einem existenzsichernden Niveau. Als erste Zertifizierungsorganisation strebt Fairtrade die Zahlung existenzsichernder Löhne an. Auch im Textilstandard soll dieses Ziel schrittweise erreicht werden. Der Entwurf wurde mit verschiedensten Anspruchsgruppen entwickelt und diskutiert und vor Ort in den Produktionsländern auf seine Umsetzbarkeit getestet. Ab dem 9. März steht die aktuelle Version des Textilstandards zur öffentlichen Konsultation zur Verfügung. Welche weiteren Aspekte müssen Beachtung finden? Wo sollte nachjustiert werden? In dem Multi-Stakeholder Ansatz sind Experten, Hersteller, Händler und Zivilgesellschaft aufgerufen, sich aktiv an der Entwicklung zu beteiligen. Alle Anmerkungen werden gesammelt und in den weiteren Prozess einbezogen.
Quelle: Fairtrade Deutschland