Im
Blogbeitrag vom 16. Februar ging es um die Missstände bei der Herstellung des
Brotaufstrichs „Nutella“. Ferrero erklärte daraufhin, Kinderarbeit zu
„missbilligen“, konnte die Vorwürfe aber nicht entkräften. Nachdem das Greenpeace
Magazin eine Fake-Werbeanzeige für Nutella ins Netz gestellt hatte, reagierte auch
Ferrero prompt. Greenpeace hatte darin unter anderem auf Vorwürfe hingewiesen,
der Nutella-Hersteller profitiere von Kinderarbeit. Eine Unternehmenssprecherin
rief Greenpeace an und versprach, bis zum nächsten Tag per Email Informationen
zum Engagement des Konzerns zu schicken. Zitieren sollten Greenpeace aus dem
Gespräch nicht. Seitdem wurde das Greenpeace Nutella-Motiv auf Facebook rund
1900-mal geteilt und erreichte mehr als 400.000 Leser. Doch Ferrero schweigt
gegenüber dem Greenpeace Magazin bis heute. Die versprochene Stellungnahme traf
nicht ein.
Auch andere Medien berichten
Inzwischen haben andere Medien die Berichterstattung des Greenpeace Magazins aufgegriffen
und berichten ebenfalls über den Fall. Sie haben von Ferrero eine direkte
Antwort erhalten. Eines dieser Schreiben liegt Greenpeace vor. Man
„missbillige“ jede Form von Kinderarbeit, heißt darin. Bestritten werden die Vorwürfe
aber nicht. Vielmehr beteuert Ferrero seine Pläne für die Zukunft. Man sei sich
bei der Beschaffung der Rohstoffe Haselnüsse und Kakao „seiner Verantwortung
bewusst“. So solle das von der Firma selbst erdachte „Ferrero Farming Values
Programm“ Verbesserungen für Bauern und Saisonarbeiter in der Haselnussernte
bringen. Es gelte aber ebenso, „die gesamte Bevölkerung zu sensibilisieren, um
die kulturellen und sozialen Gegebenheiten vor Ort nachhaltig zu ändern.
Hierbei ist Ferrero auch auf die Zusammenarbeit mit Institutionen, Verbänden
und der lokalen Regierung angewiesen.“ Die Verantwortung will der Großabnehmer
offenbar nicht alleine tragen.
Vorwürfe nicht entkräftet
Mit Blick auf das für den Brotaufstrich verwendete Palmöl legt Ferrero Wert
darauf, dass der Konzern beim Einkauf über die Kriterien der umstrittenen
RSPO-Zertifizierung hinausgehe. Man habe eine firmeneigene Palmöl-Charta und
wolle nur noch Palmöl aus solchen Quellen beziehen, die nicht zu Rodungen, dem
Artensterben, Treibhausgas-Emissionen und Verstößen gegen Menschenrechte
beitragen. Außerdem arbeite man in der „Palm Oil Innovation Group“ mit.
Tatsächlich erkennt Greenpeace Ferreros Engagement beim Palmöl an. Das in
unserem Artikel beschriebene Problem, dass mit dem RSPO-Siegel frühere
Abholzungen nachträglich legitimiert werden, bleibt allerdings bestehen.
Übrigens: Unter „dein Nutella“ kann man weiterhin personalisierte Etiketten bestellen – auch mit dem Namen Ernst.
Quelle: Greenpeace Magazin/Kurt Stukenberg, Wolfgang Hassenstein
Update 16. Februar 2015:
Inzwischen ist die angekündigte schriftliche Stellungnahme
von Ferrero Deutschland bei Greenpeace eingetroffen. „Mit großer
Ernsthaftigkeit“ beschäftige sich die gesamte Ferrero-Gruppe „mit den komplexen
Themenfeldern Kinderarbeit, Biodiversität und Minimierung von
Umwelteinflüssen“, heißt es darin. Die Ferrero-Gruppe sei sich bewusst, dass
ein einzelner Akteur eine Lieferkette nicht alleine verändern kann, deshalb
müssten „alle Beteiligten Hand in Hand auf das gemeinsame Ziel nachhaltiger
Wertschöpfungsketten hinarbeiten“. Ferrero beschreibt verschiedene Initiativen
und legt Wert darauf, dass seine „Nachhaltigkeitsaktivitäten weit über das
hinausgehen“, was im Blogbeitrag vom 16. Februar beschrieben wurde, ohne jedoch
die geschilderten Missstände grundsätzlich zu bestreiten.