Heute findet, wie an jedem ersten Samstag im September
seit 2006, der „Tag des Kaffees“ statt – initiiert und organisiert vom Deutschen Kaffeeverband. Laut der offiziellen Homepage sollen
an diesem Tag durch Veranstaltungen und
Events, die Faszination für Kaffee geweckt werden und unterhaltsame und
wissenschaftliche Informationen vermittelt werden. Der Kaffee wird als als Lifestyle-Produkt gefeiert. Was sich hinter den Kulissen der Kaffeebranche
abspielt, wird komplett ausgeblendet.
Bloß die Konsumlaune
nicht verderben
Ausgeblendet werden Realitäten wie etwa die Abhängigkeit
von Millionen von Menschen aus Lateinamerika, Afrika, und Asien von den
schwankenden Kaffeepreisen, die sich an den Börsen bilden, während die Industrienationen
große Gewinne mit Kaffee einfahren. Es ist kläglich, dass beim Tag des Kaffees
nach wie vor die Arbeits- und Lebensbedingungen der Kaffeebäuerinnen und
–bauern vollständig ignoriert werden. Auf der Webseite ist noch nicht mal das
Thema Fairer Handel erwähnt, mit dem sonst doch so gerne Marketing betrieben
wird. Gleiches gilt bspw. auch für die Bewerbung des Aktionstages durch Edeka
und Tchibo. Der Tag des Kaffees ist und bleibt eine reine Werbeveranstaltung,
bei der die Konsumlaune der Verbraucherinnen und Verbraucher nicht
beeinträchtigt werden darf. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass eine
kritische Berichterstattung ausbleibt.
Pilotprojekt zur Wasseraufbereitung
Ein kleiner Lichtblick am
heutigen Tag des Kaffees sind die Ergebnisse eines Pilot-Projektes in Lateinamerika, die das Nachhaltigkeitssiegel
UTZ Certified nach vier Jahren Laufzeit vorstellt. Grund für die Untersuchung: Durch den
Einsatz von Nassschrotmühlen, in denen die Kaffeebohnen vor dem Verkauf
gewaschen werden, fallen große Mengen Abwasser an. Dieses Abwasser wird oftmals
ungefiltert in Flüsse und Seen abgeleitet – in Lateinamerika liegt der Anteil
bei 70 Prozent. Es beinhaltet organische Abfälle und Gifte, die zu
gesundheitlichen Risiken und Umweltschäden führen. Von den Auswirkungen sind
neben dem Menschen auch die Pflanzenwelt, die Böden sowie die unter Wasser
lebenden Artengemeinschaften betroffen. Außerdem setzt das Kaffee-Abwasser
Methan frei. Das Ergebnis des
Pilotprojekts: Die Aufbereitung von Abwasser aus Kaffeemühlen hilft mit, die
natürlichen Wasserreserven zu schonen und das Abwasser eignet sich darüber hinaus
zur Energiegewinnung.
Sauberes Wasser auf
Kaffeefarmen ist globales Thema
Was wurde getan: Die 19 teilnehmenden
Kaffeefarmen aus Nicaragua, Honduras und Guatemala installierten mit
Unterstützung von UTZ eine Wasser-Aufbereitungsanlage, die den Wasserverbrauch
um die Hälfte senkte. Das System beinhaltet außerdem einen Bio-Reaktor, mit
dessen Hilfe Methan in Biogas umgewandelt wird und so für den Betrieb der
Nassschrotmühlen oder Haushaltsgeräten wiederverwendet werden kann. Die
Drosslung der Wassermenge sowie die Reinigung und Umwandlung des Abwassers in
nützliche Energie führen außerdem zur Reduzierung des umweltschädlichen Methans
und sind damit ein wichtiger Schritt zur Eindämmung des Klimawandels. Doch
auf lange Sicht wird das Problem der Abwasser-Aufbereitung nicht lokal begrenzt
bleiben. Die steigende Nachfrage nach Kaffee zieht eine immer größere Menge an
unbehandeltem Kaffee-Abwasser nach sich. Gleichzeitig steigt durch die
wachsende Weltbevölkerung der Bedarf an sauberem Wasser. UTZ Certified tritt
darum dafür ein, dass der Schutz der natürlichen Wasserreserven zwingend
Bestandteil des nachhaltigen Kaffeeanbaus ist.
Quelle Liberación e. V. und Utz Certified