Ende Dezember hat der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) den „Dinosaurier des Jahres 2013“, Deutschlands peinlichsten Umweltpreis vergeben. Preisträger ist
der im Herbst gegründete „Bund Getränkeverpackungen der
Zukunft“ (BGZV). Das Lobby-Bündnis besteht aus Handelsunternehmen wie Aldi,
Lidl, Lekkerland, PepsiCo, Red Bull und anderen. Deren gemeinsames Ziel sei es,
mit den neuen umweltschädlichen Verpackungen gegen die „Diskriminierung“ von
Einwegbehältern vorzugehen.
Verbraucher haben keine Alternative
„Einwegflaschen und Dosen verschwenden Rohstoffe und heizen das Klima an. Schon der Name ist dreist: Hier geht es nicht um Getränkeverpackungen der Zukunft, sondern um knallharte wirtschaftliche Interessen auf Kosten der Umwelt. Die Preisverleihung steht auch dafür, dass immer wieder umweltschädliche Dinge zwar ein bisschen sauberer gemacht werden, aber die umweltfreundlichen Entscheidungen dabei einfach vergessen werden“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Es sei Heuchelei, wenn das dann auch noch als aktiver Beitrag zum Klima- und Umweltschutz dargestellt werde. Auch sei es unseriös, wenn Verbraucherinnen und Verbraucher aufgrund fehlender Alternativen im Regal nicht mehr zwischen umweltfreundlicher und umweltschädlicher Verpackung wählen könnten und diese Kaufentscheidung dann noch als Zuspruch zur Verpackung umgedeutet werde.
Zusätzliche Gewinne
für Industrie und Handel
Statt
Hygiene, Umweltschutz und Erfüllung des Verbraucherwillens stehen die
BGVZ-Mitglieder gleich für mehrere Umweltprobleme. Obwohl umweltfreundlichere
Alternativen verfügbar sind, setzt die Aluminiumindustrie auf Wachstum im
Verpackungssektor und ist damit für die Zerstörung von Lebensräumen und
Giftfreisetzungen verantwortlich. So wird Aluminium im Bauxit-Tagebau gewonnen
und lässt ganze Landschaftsabschnitte zur Einöde werden. Bei der Verarbeitung
des Erzes bleibt ein Böden belastender Rotschlamm übrig. „Ich habe kein Problem
mit Wettbewerb, sondern damit, dass hier versucht wird, mit Hilfe falscher
Umweltargumente Gewinne zu machen. Die Abfüller verdienen sich eine goldene
Nase an nicht zurückgegebenen Pfandflaschen und die Einzelhändler am Verkauf
des gesammelten Kunststoffs“, so Tschimpke. Gepresste Einwegpfandflaschen
bringen den Einzelhandelsunternehmen pro Tonne 250 bis 400 Euro. Das sind
allein 100 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Hinzu kommt, dass jede
Einwegpfandflasche, die nicht zurückgegeben wird, dem am Pfandsystem
teilnehmenden Herstellern als Gewinn verbleibt.
Nabu fordert Umweltsteuer auf Getränkeverpackungen
Angesichts
dieser Fehlentwicklungen in der Pfandpflicht spricht sich der NABU für eine
lenkende Umweltsteuer auf alle Getränkeverpackungen aus. Der Steuersatz sollte
nach Klimaschädlichkeit differenziert werden. So würde sich zum Beispiel der
Liter Mineralwasser in der Einwegflasche aus Plastik um 9,4 Cent, in der
Mehrwegflasche aus Plastik dagegen nur um zwei Cent erhöhen. Der Liter Saft im
Getränkekarton erhielte einen Preisaufschlag von 3,3 Cent. Darüber hinaus
fordert der NABU eine klare Kennzeichnung von Einweg- und Mehrwegflaschen, die
es Verbrauchern erleichtert, die ökologisch bessere Wahl zu treffen. Der NABU
appellierte an Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, in ihrer Amtszeit eine
Getränke-Verpackungssteuer einzuführen, um den Anteil umweltschädlicher
Einwegplastikflaschen und Dosen deutlich zu verringern. „Wird die ursprüngliche
Zielquote umweltfreundlicher Getränkeverpackungen von 80 Prozent mit Hilfe
einer Abgabenlösung und klarer Kennzeichnung wieder erreicht, könnten allein in
Deutschland über 400.000 Tonnen Plastikmüll und 1,5 Millionen Tonnen CO2
jährlich vermieden werden“, so der NABU-Präsident.