Der Besuch eines Elefantencamps
steht bei Besuchern Nordthailands ganz oben auf der Beliebheitsskala. Doch die
Lebensbedingungen der Dickhäuter variieren ganz erheblich. Der Elefant Nature
Park nördlich der Großstadt Chaing Mai geht einen anderen Weg als die meisten
Camps.
Elefanten gehen betteln
Noch immer kann man sie abends sehen: Überall wo
Touristen auftauchen, müssen sich asiatische Elefanten ihr Brot im wahrsten
Sinn des Worts auf der Straße verdienen. So auch in Chiang Rai, einer
thailändischen Provinzhauptstadt, ganz im Norden, unweit des berühmten
„Goldenen Dreiecks“, dem einst verrufenen Dreiländereck bestehend aus Thailand, Laos
und Myanmar. Mitten auf der Hauptstraße laufen sie, geführt von ihrem Mahout,
dem Treiber, vorbei an dichtem Autoverkehr und hektischen Passanten, die
unbedingt ein Foto machen wollen. Warum sind die Elefanten auf der Straße? Weil sie arbeitslos sind.
Neuer Trend: Elefantencamps
Ihren Job haben sie schon 1989
Jahren verloren, als der illegale Holzeinschlag in Thailands Wäldern verboten
wurde. Rund 3000 zahme Elefanten standen von heute auf morgen auf der Strafe
und mussten sich fortan ihren Lebensunterhalt im Zirkus, in Elefantencamps oder
eben bettelnd verdienen. Zurück in die Wälder konnten sie nicht, da sie an Menschen
gewöhnt waren und in der Wildnis nicht überlebt hätten. Mit dem rapiden Anstieg
des Tourismus in Thailand in den vergangenen Jahtzehnten landeten immer mehr
Elefanten in Touristencamps. Zu diesem Trend hat auch beigetragen, dass das
Betteln von Elefanten in der Öffentlichkeit offiziell verboten ist, aber bis
auf die Städte Bangkok und Chiang Mai immer noch geduldet wird.
Selbstsüchtige Touristen
Doch ein Leben im Touristencamp
heißt noch lange nicht, dass es den Tieren besser als früher geht. Viele haben
weiter einen harten Arbeitstag vor sich, der mehrere Ausritte und das Vorführen
von Tricks beinhaltet. Weigern sich die Tiere, werden sie oftmals mit Schlägen
und Tritten gezwungen. Die Misshandlungen erfolgen meist versteckt, damit die
Touristen nicht vergrault werden. Artgerechte Haltung sieht anders aus. Das
wissen die meisten Touristen allerdings nicht und wählen den Besuch ihres
Elefantenamps eher zufällig aus. Für viele steht eher die eigene Person im
Vordergrund als das Tier. Schließlich „braucht“ man ja das Beweisfoto auf dem
Elefanten. Ob das Tier einen 12-Std. Tag hat, Wunden vom schlechtsitzenden
Tragegestell davonträgt oder unzureichend ernährt wird, davon erfahren die
meisten Besucher wenig.
Ein sanfterer Weg ist möglich
Ganz anders geht es im Elephant
Nature Park zu, dem ersten Schutzgebiet für Elefanten, nördlich von Chiang Mai
gelegen. Hier haben 36 Elefanten eine dauerhafte Zuflucht gefunden haben. Hier
reitet niemand auf den Tieren und erwartet auch keine Tricks von ihnen. Das
könnten einige der Tiere auch gar nicht mehr leisten, denn sie sind blind, zum
Teil verstümmelt von ihren ehemaligen Besitzern, zum Teil altersbedingt. Um so
beeindruckender ist es zu beobachten, wie sich andere Elefanten um ihre
benachteiligten Artgenossen kümmern. Im Elefant Nature Camp haben die Tiere
Platz und sie haben keinen Druck. Wenn sie mal keine Lust auf Touristen haben,
dann eben nicht. Doch zum Füttern kommen sie natürlich gerne, um Unmengen an
Kürbissen, Melonen oder Bananen zu verdrücken. Nachmittags geht es dann zum
Baden im nahe liegenden Fluss – ein Riesenspaß für alle Beteiligten.
Mehr als nur Schutzgebiet für Elefanten
Doch das Elephant Nature Camp,
Teil der Save Elephant Foundation, ist mehr als nur ein Refugium für gequälte
Arbeitselefanten. Es bietet vielen Einheimischen in der Umgebung eine sichere
Einnahmequelle. Bauern versorgen Mensch und Tier mit frischem Obst und Gemüse,
Frauen aus den Nachbardörfern betreiben einen unabhängigen Souvenirshop im Camp
und zahlreiche Menschen haben einen festen Job im Camp gefunden. Inzwischen
betreibt die Save Elephant Foundation neben weiteren Camps in Thailand
weitere Camps auch ein Camp im
benachbarten Kambodscha mit ähnlichem Anspruch. Somit kann jeder Tourist seinen
Beitrag dazu leisten, dass immer mehr südostasiatische Elefanten eine
argerechte Heimat finden.
Hier geht es zur Webseite der Save Elephant Foundation:
www.saveelephant.org