30.000 tote
Elefanten, 668 tote Nashörner, 80 tote Wildhüter: Das ist nach Angaben der
Naturschutzorganisation WWF die traurige Bilanz des vergangenen Jahres. “Elfenbein
und Nashorn stehen heutzutage auf einer Stufe mit Blutdiamanten, über deren
Erlöse sich auch Terrorzellen und Rebellengruppen finanzieren können”, schreibt
der WWF. Auf den globalen
Schwarzmärkten kostet Nashorn mehr als Gold oder Kokain. Ob als
Schmuck getragen oder als Arznei verwendet, der Preis für das illegal gehandelte Horn ist mit 20.000 bis 60.000
US-Dollar pro Kilogramm enorm. Nach Schätzungen von Naturschutzgruppen
wie dem WWF und den afrikanischen Behörden setzen die Händler jedes Jahr
zwischen 8 und 19 Milliarden Dollar um.
Schwer
bewaffnete Wilderer, schlecht ausgerüstete Ranger
Das Vorgehen der
Wilderer wird dabei zunehmend brutaler. Die kriminellen Strukturen sind mafiös
und die Tiere sind ihren Peinigern beinahe schutzlos ausgeliefert. Die
Jagdmethoden reichen von Betäubungspfeilen über Bolzen aus einer
Armbrust bis hin zu Großkaliber- und Sturmgewehren. Einmal zur Strecke gebracht
entfernen Wilderer mit Macheten oder sogar Kettensägen den zum Teil noch
lebenden Tieren Stoßzähne und Hörner. Die Wildhüter kommen oft zu spät.
Zwischen den Kadavern der Tiere deuten nur noch Patronenhülsen und
Zigarettenkippen auf das blutige Werk der Wilderer hin. Im Hwange Nationalpark
in Simbabwe vergifteten Wilderer kürzlich mehr als 300 Elefanten mit Zyanid,
berichtet der Telegrah. Es ist das
größte Massaker an Elefanten seit 25 Jahren. Damit erreicht die Profitgier
der Wilderer ein neues Ausmaß. Die Zustände in den Nationalparks sind zum
Teil bürgerkriegsähnlich. Mit Hubschraubern und gepanzerten Fahrzeugen
versuchen die Wildhüter das Geschäft zu unterbinden. Doch gegen die bis an die
Zähne bewaffneten Wilderer sind die jungen, oft schlecht ausgerüsteten
Wildhüter meist chancenlos.
Hauptabnehmer
China, Vietnam, Jemen
Der illegale Handel
mit Nashorn, Elfenbein und anderen Produkten geschützter Tierarten rangiert auf
Platz vier der lukrativsten Verbrechen der Welt, gleich hinter Waffen-,
Drogen-, und Menschenhandel. Er boomt seit sechs Jahren. Ein Auslöser für
die erhöhte Nachfrage beispielsweise in Vietnam soll ein hoher vietnamesischer
Regierungsbeamter gewesen sein, der behauptete, seine Krebserkrankung mit dem
Pulver aus Horn geheilt zu haben. “Genauso gut könnte man Fingernägel kauen”,
sagt Sylvia Ratzlaff vom WWF. Denn Horn besteht aus Keratin, Hauptbestandteil
von Haaren und Fingernägeln. Die mit Abstand meisten Abnehmer findet das graue
Gold Afrikas auf den Märkten Chinas, Vietnams und zunehmend im Jemen. In
einigen Kulturen gilt das Horn eines Rhinozeros als Statussymbol. Andernorts
wird es pulverisiert als Wundermittel gegen Krankheiten gepriesen.
Terroristen
finanzieren sich mit Tiermord
Aber auch
Rebellengruppen machen verstärkt Jagd auf die Dickhäuter. Ein Beispiel ist die
Sudanesische Volksbefreiungsarmee, die mit Granaten und Panzerfäusten Jagd auf
Elefanten machte. Auch die unter Führung von Joseph Kony stehende
“Widerstandsarmee des Herrn” aus Uganda, steht im Verdacht mit Elfenbein zu
handeln, um so ihre Waffen zu finanzieren. Berittene Dschandschawid, die für
den Mord an tausenden Zivilisten im sudanesischen Darfur verantwortlich gemacht
werden, erschossen im letzten Jahr in
wenigen Wochen 350 der 1500 Elefanten im Kameruner Nationalpark Bouba
Ndjida. In Kenia soll die islamistische Al Shabaab-Miliz in das
Geschäft verwickelt sein.
Verhaltene Maßnahmen
Die Regierungen der
betroffenen Länder reagieren mit unterschiedlichen Maßnahmen. Die
Obama-Administration vernichtete am vergangenen Wochenende symbolisch die
amerikanischen Lagerbestände an Elfenbein. Auch in vielen afrikanischen Ländern
werden immer wieder illegale Tierprodukte verbrannt, um sie dem Markt zu
entziehen. Der Erfolg ist allerdings kaum messbar. Pro Tag werden weiterhin zwei bis drei Elefanten und Nashörner getötet.
Die Verluste könnten bald nicht mehr durch die Geburtenrate kompensiert werden.
Inzwischen hat die US-amerikanische Regierung eine Million Dollar auf die
Ergreifung der Händler der illegalen Tierprodukte ausgesetzt. Das Kopfgeld gilt
in erster Linie Mitgliedern des sogenannten Xaysavang Netzwerkes, dass von Laos aus operiert.