Resultate der Untersuchung:
1. Was decken die
Standards ab?
(Untersucht wurde, in welchen
Prozessstufen der Produktionskette ein Standard überhaupt die Verbesserung sozialer und/oder
ökologischer Aspekte einfordert).
Kein Standard deckt in allen
Prozessstufen der Lieferkette soziale und ökologische Aspekte zufriedenstellend
ab. Zudem thematisiert kein Nachhaltigkeitsstandard das für Bekleidung
ökologisch relevante Thema des Überkonsums ab. Stattdessen beschränken sich die
untersuchten Nachhaltigkeitsstandards im ökologischen Bereich auf die
Verringerung der negativen Auswirkungen der Produktion.
Faserproduktion: Die Standards GOTS,
IVN Best und Bluesign decken nur ökologische Aspekte ab. CmiA, BCI und FLO
Certified Cotton thematisieren soziale und ökologischen Aspekte.
Textilproduktion: Die Standards GOTS,
IVN Best, Bluesign konzentrieren sich auf ökologische Aspekte in der
Produktionsphase „Textilproduktion“. Soziale Aspekte werden von den drei
Standards eher am Rande betrachtet.
Konfektion: Die Standards BSCI,
FWF (Fair Wear Foundation) konzentrieren sich ausschließlich auf soziale Aspekte
in der Produktionsphase. FLO Certified Cotton deckt neben der Konfektion
zusätzlich auch soziale Kriterien in der Rohstoff- und Textilproduktion ab.
Zwei weitere Standards (GOTS, IVN Best) decken sowohl soziale als auch
ökologische Aspekte in der Konfektion ab.
Enttäuschend ist, dass der weit
verbreitete ÖkoTex 100 weder soziale noch ökologische Kriterien für die einzelnen
Produktionsschritte aufstellt und kontrolliert. Hier wird lediglich im Labor
getestet, ob das Endprodukt Substanzen enthält, die für die Träger der Kleidung
schädlich sein könnten.
2. Wie umfassend
decken die Standards soziale und ökologische Themen ab?
Zwar decken fast alle der
untersuchten Nachhaltigkeitsstandards soziale Aspekte (ILO Kernarbeitsnormen,
Löhne, Fabriksicherheit etc.) ab, aber die wenigsten tun dies umfassend. Am
besten schneidet die FWF ab. BSCI, GOTS, IVN Best und FLO Certified Cotton
schneiden im Sozialstandardbereich nur durchschnittlich ab, vor allem weil ein
ernsthaftes Bemühen fehlt, existenzsichernde Löhne umzusetzen. Bei den Standards
FLO Certified Cotton, CmiA und BCI sind bei der Bewertung der sozialen Aspekte
zusätzlich die Standards und Praktiken zur Verbesserung der Lebensbedingungen
der Baumwollbauern berücksichtigt, weshalb die FLO relativ gut abschneidet. GOTS,
IVN Best und Bluesign decken ökologische Aspekte relativ umfassend ab, wobei
sich GOTS und IVN Best vor allem auf Naturtextilien beziehen und Bluesign vor
allem bei der Produktion und Weiterverarbeitung synthetischer Fasern Anwendung
findet. Bei den ökologischen Aspekten im Baumwollbereich sind CmiA, BCI und FLO
Certified Cotton als Einstiegsstandards zu verstehen.
3. Wie glaubwürdig
und effektiv sind die Standards?
Nur ein Nachhaltigkeitsstandard –
die FWF – schneidet in diesem Bereich empfehlenswert ab. Alle anderen Standards
weisen noch Lücken auf, dabei sind CmiA, Bluesign und ÖkoTex 100 besonders
lückenhaft.
Fazit
Um in allen drei wichtigen
Produktionsschritten hohe soziale und ökologische Standards sicherzustellen
braucht ein Unternehmen eine Kombination von Nachhaltigkeitsstandards. Besonders
empfehlenswert sind gemäß vorliegender Bewertung die Standards der Fair Wear
Foundation (FWF), GOTS, IVN Best, FLO Certified Cotton. Bei der Produktion und
Weiterverarbeitung synthetischer Fasern schneidet im Bereich „Ökologische
Aspekte“ der Standard von Bluesign gut ab, aber er weist erhebliche Mängel im
Bereich „Glaubwürdigkeit/Effektivität“ auf. Die Ergebnisse im Bereich „Glaubwürdigkeit/Effektivität“ zeigen, dass
sich eine Modefirma nicht alleine auf ihrem Nachhaltigkeitsstandard oder
-zertifikat ausruhen kann. Um die Produktion nachhaltiger zu gestalten, muss
eine Modefirma eine umfassende Strategie aufbauen, die es erlaubt, die in den
Standards festgelegten sozialen und ökologischen Kriterien umfassend und
langfristig umzusetzen.
Limitierungen der Studie
Limitierungen der Studie
Zum einen ist die Auswahl der
Kriterien subjektiv. Diese sollen laut Angaben der Verfasser der Studie künftig
mit verschiedenen Partnern weiterentwickelt werden. Zum anderen waren die
Ressourcen für die vorliegende Studie relativ eng begrenzt. Deshalb wurde
versucht, möglichst viele Kriterien aus vorhandenen Datenbanken zu extrahieren.
Genutzt wurde insbesondere die Standardsmap vom International Trade Center
(ITC) und der Kompass Nachhaltigkeit. Das ITC ist eine UNO/WTO Organisation, die
über 120 Nachhaltigkeitsstandards in einer Datenbank mit über 700 Kriterien
erfasst.
Mehr zu nachhaltiger Mode unter:
http://www.getchanged.net/de/magazin/aktuell/
http://www.getchanged.net/de/magazin/aktuell/